My Morning Jacket Eine Momentaufnahme des Lebens

✮✮✮✮✮ My Morning Jacket haben ihr musikalisches Spektrum auf „The Waterfall II“ erweitert.

  Nur wenige Tage ließen My Morning Jacket zwischen Ankündigung und Veröffentlichung ihres neuen Albums verstreichen.

Nur wenige Tage ließen My Morning Jacket zwischen Ankündigung und Veröffentlichung ihres neuen Albums verstreichen.

Foto: Danny Clinch

Völlig überraschend kündigten My Morning Jacket Anfang Juli ein neues Album an. Wenige Tage später war „The Waterfall II“ (ATO/[PIAS]/Rough Trade ✮✮✮✮✮) schon digital erhältlich; die physischen Editionen folgen Ende August. Diese Nachricht war für langjährige Fans der 1998 gegründeten Band Grund zum Jubeln.

„The Waterfall II“ ist die Fortschreibung des 2015 veröffentlichten Albums „The Waterfall“. Letzteres schlug eine Brücke von den Anfängen der Band bis hin zu ihren experimentelleren Werken „Evil Urges“ (2008) und „The Circuital“ (2011). Entstanden waren die Aufnahmen in dem kalifornischen Tonstudio Panoramic House, das mitten in der Natur auf einem Berg steht. Das dortige Ambiente stimulierte die Kreativität der Band. Sie plante ob der Fülle an Aufnahmen sogar ein Dreifach-Album, doch so kam es leider nicht.

Es ist Frontmann Jim James zu verdanken, dass dieser nach dem Wiederentdecken der noch übrigen Songs seine Band zusammentrommelte und sie gemeinsam diese endlich vollendeten. James betont allerdings, dass der Hörer bezüglich „The Waterfall II“ eins beachten sollte: „Dies ist kein B-Seiten-Album. Das sind keine Lieder, die wir nicht so sehr mochten wie die auf ‚The Waterfall‘. (…) Dies ist nur die zweite Hälfte einer langen Momentaufnahme meines Lebens als Autor bis 2014“.

Stand das erste Album im Zeichen von Alternative- und Psychedelic Rock, Folk, Bombast und Bläsereinsätzen, haben My Morning Jacket dieses Mal ihr Spektrum nochmals erweitert und alles aufgetischt, was sie können. Der Auftakt „Spinning My Wheels“ ist andächtig: erst ein Dröhnen, Klavier und dann die markante Stimme von James. Nach und nach setzen die anderen Bandmitglieder ein und kommen vom Minimalismus zum großen Band-Sound. Zauberhaft!

 Albumcover My morning Jacket - Waterfall

Albumcover My morning Jacket - Waterfall

Foto: ATO/[PIAS]/Rough Trade

„Still Thinkin“ erinnert anfangs an die Beach Boys, ehe der Sound düsterer und verschlungener wird und sich gegen Ende dem Jazz nähert. Es folgen das freudig-stampfende Blues-Stück „Climbing The Ladder“, die auf Breitwandformat aufgezogene Ballade „Feel You“, der groovige Genre-Mix „Magic Bullet“, My Morning Jackets Antwort auf die Waffengewalt in den USA, die Folk-Stücke „Run It“ und „Welcome Home“ und der mit Frauenchören unterlegte Geniestreich „Wasted“.

Das Album schließt mit dem verträumten „The First Time“ ab. Hier geht es darum, vielleicht doch nochmal eine neue Liebe zu finden. Das kommt nicht von ungefähr: Die Fertigstellung von „The Waterfall II“ wurde von James‘ persönlichen Ereignissen geprägt. Denn wie schon beim ersten Teil hatte er bizarrer Weise auch jetzt wieder mit den Folgen einer gescheiterten Beziehung zu kämpfen. Das scheint zumindest die Band zu Höchstleistungen zu animieren. Dennoch wünscht man ihm dauerhaftes Glück in der Liebe. Oder…?

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