Indie Drei Frauen für Geschlechtergleichheit
✮✮✮✮✮ Dream Wife mischen mit ihren neuen Album die Indie-Szene auf.
Anfang 2018 veröffentlichten Dream Wife ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Zuvor musste jeder aufmerksame Musik-Nerd schon einige Male in der Fachpresse sowie im gut sortierten Radiosender über die drei jungen Musikerinnen aus Island und Großbritannien stolpern.
Gegründet wurde die Band anno 2015 von Rakel Mjöll (Gesang), Alice Go (Gitarre) und Bella Podpadec (Bass) an der Kunsthochschule in Brighton. Einige ausverkaufte Konzerte auf der Insel und internationale Festivalauftritte später mussten sie auf „Dream Wife“ den vielen Vorschusslorbeeren gerecht werden und taten es prompt. Ihr frischer, eingängiger wie ungestümer Riot-Girl-Punkrock irgendwo zwischen den frühen Strokes, Yeah Yeah Yeahs und Be Your Own Pet kam an. Von daher war die Messlatte für ihr zweites Album noch ein Stück höher.
Vor wenigen Tagen kam dieses unter dem Titel „So When You Gonna...“ (Lucky Number Music/Rough Trade ✮✮✮✮✮) auf den Markt. Auf der Insel landeten sie prompt auf Platz 18, die bis dato beste Chartplatzierung für ihr Londoner Indielabel. Damit nicht genug: Zudem waren Dream Wife in jener Woche in den UK-Top 20 die einzigen Indie-Künstler und die einzige All-Girl-Band, die im Studio auf den Schlüsselpositionen ausschließlich mit Frauen zusammengearbeitet hatte – nämlich mit Produzentin Marta Salogni, Toningenieurin Grace Banks und Mastering-Ingenieurin Heba Kadry. Um sie herum tummelten sich Major-Größen wie Billie Eilish, Ed Sheeran, Queen und Abba. Somit ging der Plan der Band, mit diesem Album gegen die Geschlechterungleichheit in der Musikindustrie anzugehen, auf – was übrigens auch zentrales Thema ihres nach dem Album benannten Podcasts ist.
Nun aber zur Musik: Was haben die drei Musikerinnen wieder wunderschöne Lieder geschrieben. Und dann auch noch abwechslungsreiche. Sie können hohes Tempo („So When You Gonna...“), mittleres Tempo („Hasta La Vista“) und langsames Tempo („U Do U“). Mal klingen sie kindlich-wild („Sports!“, „Homesick“), mal poppig-einlullend („Hold On Me“) und mal smart und bestimmt („After The Rain“). Denn so stürmisch ihr Album mit dem frechen Twang-Gitarren-Feuerwerk „Sports!“ beginnt, so nachdenklich und politisch endet es mit „After The Rain“, einem Statement für die Selbstbestimmung von Frauen. Niemand sollte ihnen vorschreiben, was sie mit ihrem Körper machen und was nicht – auch nicht in Bezug auf das viel diskutierte Thema Abtreibung. Dream Wifes Position ist eindeutig: „It‘s my choice, my life / It‘s my will, my sacrifice / It‘s my body, my right / Not for others to decide / Not for other to decide“. Seltsam, dass dies im 21. Jahrhundert überhaupt noch so deutlich artikuliert werden muss.