Filmkritik An diesem Abend geht es ans Eingemachte

✮✮✮✮ „Das perfekte Geheimnis“ von Bora Dagtekin: Flotte Komödie mit starkem Ensemble.

 Schon wieder eine Nachricht: Karoline Herfurth als Carlotta und Elyas M’Barek als Leo.

Schon wieder eine Nachricht: Karoline Herfurth als Carlotta und Elyas M’Barek als Leo.

Foto: Constantin Film

Nach drei Folgen „Fack Ju Göhte“ stellte sich auch für Regisseur Bora Dagtekin die Frage, wie das Leben nach der Gesamtschule weitergeht. Mit „Das perfekte Geheimnis“ bleibt er zwar der Komödie treu, begibt sich allerdings in einen anderen sozialen Mikrokosmos, das bürgerliche Establishment.

Hauptaustragungsort des Kammerlustspiels ist eine noble Münchner Dachgeschosswohnung, in die Schönheitschirurg Rocco (Wotan Wilke Möhring) und Psychologin Eva (Jessica Schwarz) zum Abendessen die Freunde Leo (Elyas M‘Barek), Pepe (Florian David Fitz) und Simon (Frederick Lau) sowie ihre Lebensgefährtinnen eingeladen haben. Im gut geölten Schlagabtausch werden die Figuren und Beziehungen zueinander skizziert. Irgendwann kreist das Gespräch um die Omnipräsenz von Smartphones in unserem Alltag und Eva schlägt ein Spiel vor: Alle legen ihr Mobiltelefon auf den Tisch. Eintreffende Nachrichten werden sofort vorgelesen und Anrufe auf Lautsprecher gestellt. Mit sichtbarem Unbehagen lassen sich die sieben Freunde auf den Vorschlag ein.

Schön, dass wir da nicht mitmachen müssen und dennoch zusehen können, wie mit jeder SMS und jedem Anruf immer neue Wahrheiten ans Licht kommen. Die Prämisse von „Das perfekte Geheimnis“ stammt aus der italienischen Komödie „Perfetti Sconosciuti“ von Paolo Genovese, deren Remake-Rechte in zahlreiche Länder verkauft wurden. Dagtekin hat den Stoff mit sicherem Gespür im deutschen Hier und Jetzt vernetzt. Da geht es nicht nur um heimliche Betrügereien, sondern auch um das Rollenverständnis von Männern und Frauen im Me-Too-Zeitalter, elterliche Verantwortung oder Karrieredruck.

Mit gewohnt leichter Hand und einem beherzt aufspielenden Ensemble inszeniert Dagtekin die hochdramatische Gruppendynamik. Nur punktuell sackt der Humor auf Fack-Ju-Göhte-Niveau. Aber insgesamt stimmt die Balance zwischen Unterhaltsamkeit und Tiefe, mit der es hier ans Eingemachte geht.

Deutschland 2019, 118 Min., Regie und Buch: Bora Dagtekin; Kamera: Moritz Anton; Musik: egon Riedel, Simon Heeger, Christian Vorländer; Besetzung: Elyas M‘Barek, Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Jella Haase, Frederick Lau.

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