Ringen Kinsinger bangt um die Olympia-Chance

Saarbrücken · In einer Woche soll das europäische Qualifikations-Turnier in Budapest steigen. Die saarländische Ringer-Hoffnung will kämpfen.

 Er will auf die Matte und seinen Traum von Olympia Wirklichkeit werden lassen: Der Köllerbacher Ringer Etienne Kinsinger hofft, dass das Qualifikations-Turnier in Budapest nicht abgesagt wird.

Er will auf die Matte und seinen Traum von Olympia Wirklichkeit werden lassen: Der Köllerbacher Ringer Etienne Kinsinger hofft, dass das Qualifikations-Turnier in Budapest nicht abgesagt wird.

Foto: Andreas Schlichter

Es ist der (vorläufige) Höhepunkt der Saison. Der Moment, auf den sich Ringer-Hoffnung Etienne Kinsinger seit Monaten vorbereitet. Von Donnerstag kommender Woche an bis Sonntag, also 19. bis 22. März, sollen die europäischen Ringer im ungarischen Budapest um die Tickets für die Olympischen Sommerspiele in Tokio kämpfen. Doch können die Wettkämpfe überhaupt stattfinden?

Das afrikanische und asiatische Qualifikations-Turnier wurde bereits abgesagt, auch in anderen Sportarten hat man zu dieser drastischen Maßnahme gegriffen. Der Judo-Weltverband etwa hat die Olympia-Qualifikation ausgesetzt. „Ich kann diese Panik nicht nachvollziehen“, sagt Dr. Klaus Johann, der Arzt des Deutschen Ringer-Bundes: „Ich war jetzt bei einer Trainingsmaßnahme in Ungarn. Da haben 120 Sportler aus ganz unterschiedlichen Nationen eine intensive Wettkampfvorbereitung betrieben. Die Matte stand vor Schweiß – krank geworden ist niemand.“

1995 wurde Johann in die Ärztekommission des Deutschen Ringer-Bundes berufen, deren Vorsitz er 2017 übernommen hat. Seit 2016 gehört er zum Ärzteteam des Weltverbands UWW. „Dieser Virus ist nicht aggressiver als die Influenza. Das bestätigen alle Virologen“, sagt der Chefarzt der Orthopädie in Merzig. Johann empfielt seinen Athleten, was er auch jedem „Normalbürger“ raten würde: „Man sollte Vitamin C, Zink oder Ingwer zu sich nehmen und die Hygiene-Empfehlungen beherzigen, sich die Hände mit Seife waschen, niemanden anhusten oder -niesen.“

Der Traum von Tokio wird also plötzlich von einem Virus gestört – vier Jahre Arbeit stehen auf der Kippe. „Für uns Sportler ist es schwierig. Schließlich heißt unser Thema Qualifikation für die Olympischen Spiele und nicht Corona“, sagt Kinsinger. Der 23-Jährige war in den vergangenen Wochen und Monaten in verschiedenen Ländern zu Trainingsmaßnahmen. „Angst vor Corona habe ich nicht, auch kein Sportler, mit dem ich gesprochen habe“, sagt der Student aus Saarbrücken, der in der Bundesliga für den KSV Köllerbach startet.

Nach den harten Trainingseinheiten der vergangenen Wochen arbeitet Kinsinger gerade am Feinschliff und hat mit dem Gewichtmachen begonnen. Am Wettkampftag darf er noch 61 Kilo auf die Waage bringen. Bei einer Absage oder Verschiebung des Wettkampfes kämen Trainings- und Ernährungsplan ins Schleudern. „Man kann die Form für vier bis sechs Wochen halten“, sagt der Griechisch-römisch-Spezialist: „Natürlich müsste man das Training wieder umstellen. Das wäre nicht optimal, aber es betrifft ja alle.“

Er versuche, die Konzentration hochzuhalten. „Wir sind von der Entscheidung anderer abhängig, aber ich bin zuversichtlich, dass es stattfindet“, sagt der Saarländer, der theoretisch vier Wochen später beim zweiten Qualifikationsturnier im bulgarischen Sofia eine weitere Chance auf ein Olympia-Ticket haben könnte. Dass Sport-Veranstaltungen abgesagt werden oder ohne Zuschauer stattfinden, hält Kinsinger nach dem aktuellen Stand der Dinge für überzogen: „Du kannst dich beim Einkaufen anstecken, im Bus, beim Arzt. Letzlich muss und kann jeder für sich selbst entscheiden, wo er hingeht oder nicht.“

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