Badminton-WM in China Kilometerfresser in Sachen Olympia-Qualifikation

Saarbrücken · Die Badminton-Nationalspieler Isabel Herttrich und Marvin Seidel wollen bei der Mannschafts-WM in China wichtige Punkte für Tokio 2020 sammeln.

 Marvin Seidel (vorn) und Mark Lamsfuß wollen bei der WM einen Schritt Richtung Olympia machen.

Marvin Seidel (vorn) und Mark Lamsfuß wollen bei der WM einen Schritt Richtung Olympia machen.

Foto: sz/GMLR

Der Weg zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 ist ein weiter. Für die Badminton-Nationalspieler des 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim ist er vermutlich weiter als für alle anderen Sportler aus dem Saarland. Der Qualifikationszeitraum, in dem Isabel Herttrich und Marvin Seidel Weltranglisten-Punkte für ihre Olympia-Nominierung sammeln können, ist gerade einmal drei Wochen alt, aber Herttrich und Seidel haben schon fast 45 000 Flugkilometer hinter sich gebracht. Vor zwei Wochen nahmen die beiden an den New Zealand Open im neuseeländischen Auckland teil, am Mittwoch flogen sie mit der deutschen Nationalmannschaft ins chinesische Nanning zum Sudirman Cup, der Weltmeisterschaft für gemischte Mannschaften.

Die 27-jährige Isabel Herttrich und der 23 Jahre alte Marvin Seidel gehören zu den Deutschen, die sich die größten Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme machen dürfen – und zwar gleich in zwei Disziplinen. Herttrich ist mit ihrem Mixedpartner Mark Lamsfuß (BC Wipperfeld) in der Weltrangliste derzeit auf Platz 20 notiert – das würde Stand heute genügen, um einen Startplatz zu ergattern. Seidel und seine Partnerin Linda Efler (Union Lüdinghausen) rangieren vier Plätze dahinter. Klar ist jetzt schon: Nur eines der beiden Paare wird es nach Tokio schaffen – nämlich das, welches am Ende des Qualifikationszeitraums Ende Mai 2020 in der bereinigten Weltrangliste unter den besten 16 steht. Bereinigt bedeutet, dass aus jedem Land maximal zwei Paarungen starten dürfen. Da aktuell alleine fünf chinesische Paarungen vor den deutschen Duos stehen, fallen mindestens drei aus der Wertung raus.

Auch im Damen- und Herrendoppel könnte was gehen. Seidel und Lamsfuß, im Mixed Olympiakonkurrenten, machen im Doppel gemeinsame Sache, stehen auf Platz 27 der Weltrangliste, werden in der bereinigten aber sogar auf Platz 16 geführt. Das würde genügen. Deutlich schwerer wird es für Herttrich, die mit Efler erst seit einigen Monaten zusammenspielt und auf Rang 44 geführt wird. Im Damendoppel ist das Bereinigen der Rangliste aber noch gravierender – mindestens 20 Paarungen vor Herttrich/Efler würden Ende Mai 2020 herausfallen.

Die New Zealand Open liefen für die Deutschen nicht sonderlich gut. Für Seidel/Efler und Herttrich/Efler setzte es zwei Erstrunden-Niederlagen, Herttrich/Lamsfuß schafften es immerhin bis ins Viertelfinale. „Auf diese Art wollte ich eigentlich nicht in die Olympia-Quali starten“, sagt Marvin Seidel, „aber es kommen ja Gott sei Dank noch viele Turniere.“ So wie der Sudirman Cup, bei dem es deutlich mehr Weltranglisten-Punkte zu ergattern gibt als in Neuseeland. „Das Turnier ist das einzige Mannschaftsturnier, welches für Tokio 2020 zählt“, erklärt Martin Kranitz, der Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), „ deswegen hat es hohe Relevanz.“

Im Unterschied zu den jüngsten Auflagen der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung ist Deutschland diesmal nicht in der Gruppe 1 vertreten, wo es um den WM-Titel geht, sondern spielt in Gruppe 2 um die Plätze 13 bis 20. Los geht es am Sonntag um 18 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) gegen Israel, es folgen am Montag (18 Uhr/12 Uhr MESZ) das Spiel gegen Singapur und am Mittwoch (11 Uhr/5 Uhr MESZ) das Duell mit Kanada. „Mit Individual-Siegen lassen sich wichtige Punkte für die Olympiaqualifikation holen“, sagt Kranitz, „insofern ist es vielleicht sogar von Vorteil, dass wir diesmal vermeintlich leichtere Gegner haben.“ Damit ist auch die Hoffnung größer, dass sich die vielen Kilometer nach China diesmal mehr lohnen als die Kilometer nach Neuseeland.

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