Das Doppelleben des Heiki Nabi

Köllerbach. "Mein Ziel ist Olympia 2012", erklärt Heiki Nabi, "aber dafür muss ich mich auch erst noch qualifizieren". Er sagt das mit Zuversicht, denn der 1,93 Meter große und 112 Kilogramm schwere Ringer aus Estland denkt immer positiv. 2006 wurde er bereits mit 21 Jahren Weltmeister im griechisch-römischen Stil bis 96 Kilogramm

 Heiki Nabi, hier in Rot, ist mit seinem Verein KSV Köllerbach auf dem besten Weg, ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Foto: Iris Bauer

Heiki Nabi, hier in Rot, ist mit seinem Verein KSV Köllerbach auf dem besten Weg, ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Foto: Iris Bauer

Köllerbach. "Mein Ziel ist Olympia 2012", erklärt Heiki Nabi, "aber dafür muss ich mich auch erst noch qualifizieren". Er sagt das mit Zuversicht, denn der 1,93 Meter große und 112 Kilogramm schwere Ringer aus Estland denkt immer positiv. 2006 wurde er bereits mit 21 Jahren Weltmeister im griechisch-römischen Stil bis 96 Kilogramm. Diese Saison ringt er für den KSV Köllerbach in der Bundesliga - und hat noch keinen Kampf verloren. "Ich fühl mich wirklich sehr wohl hier in Köllerbach. Ich hatte mehrere Angebote aus der Bundesliga, aber ich mochte, wie sie hier mit mir gesprochen haben. Und in Köllerbach herrscht eine sehr gute Atmosphäre im Verein", sagt er.Nabi ist ein Punktegarant. Auch sein jüngster Sieg beim sensationellen 33:3 im Viertelfinale der Meisterschafts-Endrunde gegen den RV Thalheim war ungefährdet - genauso ungefährdet wie das Erreichen des Halbfinals. Denn dass Thalheim heute Abend um 19.30 Uhr zuhause das Ergebnis noch einmal drehen kann, daran glaubt niemand mehr.

"Schwere" Gegner

Zurück zu Nabi. Mittlerweile ringt der sympathische Hüne eine Gewichtsklasse höher, in der Klasse bis 120 Kilo. Seine Gegner werden also im wahrsten Sinne des Wortes immer schwerer. Trotzdem fiel ihm diese Entscheidung leicht: "Ich musste einfach immer fünf bis sechs Kilo Gewicht machen, und ich habe mich dann immer schlapp und müde gefühlt. Das war nicht ich und deshalb wollte ich es in der höheren Gewichtsklasse versuchen. Jetzt fühle ich mich auch besser."

Auf gewisse Weise führt Nabi ein Doppelleben. "Für mich gibt es zwei Leben: Eines auf der Matte, da gibt es nur mich. Und eines neben der Matte, und da ist mir meine Familie das Wichtigste", betont er. Vor einem Jahr hat er geheiratet und mit seiner Frau Eglie eine sechs Monate alte Tochter, die Renata heißt. "Ich hatte drei fantastische Momente in meinem Leben", erzählt Heiki Nabi: "Als ich meine Frau kennengelernt habe, die Geburt unserer Tochter und dann natürlich der Weltmeistertitel 2006." Genau in dieser Reihenfolge. Trotzdem erinnert er sich ebenso gerne an seine Ankunft in Estland als Weltmeister. "Am Flughafen waren unwahrscheinlich viele Menschen. Meine Familie, alle meine Freunde, alle, die mich kannten, oder auch nicht. Das war ein tolles Gefühl", erzählt er.

Aber ohne harte Arbeit geht das alles nicht. Nabi selbst beschreibt sich als sehr fleißig, strebsam, selbstbewusst und ehrlich. "Wenn du an etwas glaubst und hart dafür arbeitest, dann kannst du es auch schaffen" sagt er überzeugt. Dafür ist ihm seine Familie eine gute Stütze. Nicht nur seine Frau und sein eigenes Kind, sondern auch seine Eltern und seine Geschwister. Mit einer großen Schwester und einem kleinen Bruder ist er in Kärdla auf Hiiumaa aufgewachsen, der zweitgrößten Insel Estlands. In der Hauptstadt Tallinn wohnt er mit seiner Frau und seiner Tochter nur, weil er dort ganz einfach gute Trainingsbedingungen hat. "Drei bis vier Mal im Jahr fahren wir nach Hiiumaa zu unseren Familien. Dort lädt mein Akku wieder richtig auf", sagt er. Durch die Ruhe, die Natur und vor allem die Familie: "Das ist meine Basis. Sie ist mir wirklich wichtig, sie gibt mir Kraft."

Kraft, die er braucht. Seit neun Jahren ist er jetzt Profi, aber auch in seiner Freizeit braucht er immer Bewegung. "Ich kann einfach nicht still dasitzen", sagt er, "außer bei einem guten Film oder einem guten Buch", fügt er hinzu. Vor allem Bücher von und über Spitzensportler haben es ihm angetan. "Mich interessiert, wie sie es ganz nach oben geschafft haben", sagt Nabi. So wie er, aber davon will er vorerst nichts wissen: "Später vielleicht", sagt er und muss lächeln: "Aber für ein Buch muss ich schon noch mehr Titel gewinnen!" Vielleicht kann er dafür ja mit dem KSV Köllerbach in dieser Bundesliga-Saison ein bisschen Stoff sammeln. "Meine Familie

ist meine Basis.

Sie ist mir

wirklich wichtig,

sie gibt mir Kraft."

Köllerbachs Ringer Heiki Nabi

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