Einfach nie zufrieden sein

Saarbrücken. Es dauert einige Momente, dann dringt der Dialekt an die Oberfläche. Nicht stark, oder so dass er aufgesetzt wirkt, aber die saarländischen Wurzeln sind nicht zu überhören. Vielleicht ist gerade das die Stärke von Stefan Kuntz, dieser Wandel zwischen den Welten

 Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, referiert auf der Couch der Sportredaktion über Zufriedenheit und Vertrauen im Fußballgeschäft. Foto: Thomas Wieck

Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, referiert auf der Couch der Sportredaktion über Zufriedenheit und Vertrauen im Fußballgeschäft. Foto: Thomas Wieck

Saarbrücken. Es dauert einige Momente, dann dringt der Dialekt an die Oberfläche. Nicht stark, oder so dass er aufgesetzt wirkt, aber die saarländischen Wurzeln sind nicht zu überhören. Vielleicht ist gerade das die Stärke von Stefan Kuntz, dieser Wandel zwischen den Welten. Hochdeutsch und klar strukturiert, wenn er über das Geschäft spricht, und volkstümlich nahbar, wenn er tief in der Anekdotenkiste wühlt. Im April 2008 hat er den 1. FC Kaiserslautern als Vorstands-Vorsitzender übernommen, damals kurz vor dem Abstieg aus der 2. Bundesliga, kurz vor der sportlichen Bedeutungslosigkeit und dem vermutlich endgültigen finanziellen Ruin.Jetzt, nicht ganz vier Jahre später, steht der FCK auf dem Relegationsplatz in der 1. Bundesliga, kein gemütliches Plätzchen an der Sonne, aber immerhin an den Fleischtöpfen der Bundesliga. "Man muss doch nur die Beispiele Karlsruher SC oder Arminia Bielefeld nehmen, die würden sicher gerne auf dem Relegationsplatz stehen", sagt Kuntz. Und trotzdem sträubt er sich mit Händen und Füßen dagegen, von Zufriedenheit zu sprechen. "Nein", er mag das Wort nicht, er mag vermutlich auch den Geisteszustand nicht, der ja meist ein wenig Bequemlichkeit impliziert. Dafür liegen noch zu viele Aufgaben vor ihm: "Wenn wir diese Saison überstehen und dann noch ein Jahr in der Bundesliga bleiben, können wir auch neue sportliche Ziele setzen."

Vor allem aber finanzielle Voraussetzungen. Schon im vergangenen Geschäftsjahr war die Schuldenlast laut Kuntz von 5,2 Millionen Euro auf 3,2 Millionen gesunken. Dennoch kann der FCK selbst mittelfristig nur mit der Konkurrenz mithalten, wenn die Zeit des Darbens in der 2. Liga nicht mehr in die Berechnung der TV-Gelder und damit der größten Töpfe einfließt. Nein, Zufriedenheit mag Kuntz nicht.

Zumal auch die aktuelle sportliche Situation nun nicht gerade Zufriedenheit befördert. In der Bundesliga quält sich der FCK wie erwartet durch den Abstiegskampf, im DFB-Pokal war am Mittwoch nach dem 1:3 bei Hertha BSC Berlin Schluss. Entscheidend wird aber sein, ob dem FCK der Klassenverbleib gelingt. Daran muss sich die Mannschaft messen lassen und damit auch Kuntz, der sie zusammengestellt hat: "Bisher war es okay, nicht überragend. Ich denke aber, dass wir am Ende der Saison ein anderes Fazit ziehen. Entweder weil wir die Klasse gehalten haben - oder weil die Qualität gefehlt hat und wir abgestiegen sind."

Der erste Schritt zur Nachbesserung des Kaders ist mit der Leihe des Dänen Nicolai Jörgensen von Bayer Leverkusen getan, weitere Schritte sollen folgen. Der 19-jährige Jakub Swierczok soll aus Polens 2. Liga kommen. Und ein Spieler, der neben Christian Tiffert das Spiel ordnet, wird gesucht, sagt Kuntz: "Einer, der durch Mimik und Gestik leiten kann, der das Tempo bestimmen kann. Aber so einen suchen viele Vereine." Aber auch am aktuellen Kader soll es Veränderungen geben, Jiri Bilek wurde nahe gelegt, sich einen neuen Verein zu suchen, Ilian Micanski, nie über die Rolle eines Kaderfüllers hinausgekommen, dürfte auch gehen, das gleiche gilt für den jungen Innenverteidiger Lucas.

Außer Frage steht weiterhin Trainer Marco Kurz, betont Kuntz, nicht nur, weil Kurz erst im Herbst bis 2013 verlängerte: "Er verkörpert genau das, was wir besprochen haben. Wir merken das ja auch, wenn er genannt wird, wenn bei den ersten Acht der Tabelle Posten frei werden und er im Gespräch ist. Aber er sagt dann, dass er hier noch nicht fertig ist." Noch muss viel auf- und umgebaut werden. Denn, das sagt auch Kuntz: "Am Ende müssen wir auch über Qualität reden." Im Guten, wie im Schlechten.

saarbruecker-zeitung.de/fck

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