Billard Paukenschlag in der Billard-Bundesliga

St. Wendel · St. Wendels Queue-Künstler verpassen dem deutschen Meister Magdeburg die erste Saisonniederlage.

 Jèrome Barbillon machte mit einer unglaublichen Aufholjagd den unerwarteten Triumph des Aufsteigers BC St. Wendel gegen Titelverteidiger Magedeburg perfekt. Hinten: St. Wendels Nummer zwei, Radovan Hajek.

Jèrome Barbillon machte mit einer unglaublichen Aufholjagd den unerwarteten Triumph des Aufsteigers BC St. Wendel gegen Titelverteidiger Magedeburg perfekt. Hinten: St. Wendels Nummer zwei, Radovan Hajek.

Foto: B&K/Bonenberger/

Normalerweise hört man im „Billard für alle“, dem Heimspielort des Dreiband-Bundesligisten BC St. Wendel, wenn eine Stecknadel auf den Boden fällt. Die Stille wird höchstens vom leichten Klacken der Billardkugeln unterbrochen.

Nach der Partie am Samstag gegen den deutschen Meister 1. BC Magdeburg war das aber komplett anders. Da brach ein wahrer Jubelsturm aus. Mitspieler, Vereinsmitglieder und Zuschauer liefen auf Jeróme Barbeillon zu, umarmten und gratulierten der St. Wendeler Nummer eins für eine grandiose Leistung.

Genauso unfassbar wie der 6:2-Erfolg des Aufsteigers über den Titelverteidiger und Meisterschaftsführenden war die irre Aufholjagd, die der französische Topspieler zuvor gezeigt hatte. „Ich habe alles versucht und bin einfach glücklich, dass es geklappt hat und wir gewonnen haben“, freute sich Barbeillon.

Seine Mitspieler Daniel Schwerdtfeger und Lutz Schwab hatten zuvor überraschend deutlich ihre Spiele gewonnen, St. Wendel führte im Duell mit dem Tabellenführer und hohen Favoriten dadurch mit 4:2. Nach der folgenden Niederlage von Radovan Hajek hing danach alles von Barbeillon ab.

Zur Pause sah es nicht nach einem Erfolg aus. Magdeburgs Topmann, der Däne Dion Nelin, führte mit 22:9. Barbeillon pustete durch und trieb sich an, ohne dabei die Ruhe zu verlieren. Was sich dann ereignete, kann getrost als Billard-Wahnsinn bezeichnet werden. Barbeillon punktete und punktete – und bekam somit immer mehr Sicherheit in sein Spiel. Immer mehr rückte er Nelin auf die Pelle und verkürzte schließlich auf 35:36. Bei den Zuschauern rund um den grünen Tisch stieg die Spannung. Zwei Aufnahmen später schaffte Barbeillon gar die 39:36-Führung.

Das zuvor für schier unmöglich gehaltene schien urplötzlich möglich – und Barbeillon verwandelte in der 27. Aufnahme seinen Matchball zum 40:37-Erfolg, der frenetisch gefeiert wurde. „In den kühnsten Träumen hat keiner mit einem Sieg über Magdeburg gerechnet“, gestand BC-Manager Rainer Selgrath. Für Meister Magdeburg war es die erste Saisonniederlage überhaupt.

Schwerdtfeger, der Markus Schönhoff zuvor mit 40:32 besiegt hatte, war völlig aus dem Häuschen. „Heute haben wir überhaupt nichts zu verlieren“, hatte er noch vor Spielbeginn gesagt. Mitentscheidend für den Coup war auch die Aufholjagd von Schwab, der gegen Michael Puse lange zurücklag und am Ende klar mit 40:32 gewann.

Am Sonntag schrammten die St. Wendeler beim 3:5 gegen BC International Berlin nur knapp an einem weiteren Punktgewinn vorbei. „Der hätte uns gut zu Gesicht gestanden“, bedauerte Selgrath die unnötige Niederlage. Schwab hatte sein Ding gemacht, Schwerdtfeger sowie Barbeillon aber ihre Partien verloren. Die Partie des Tschechen Hajek gegen Berlins Robert Roestel endete 41:41 – und so nahm Berlin beim 5:3-Sieg beide Zähler mit.

In der Tabelle belegt Aufsteiger St. Wendel mit fünf Punkten nun den achten Platz. Am 23. November steigt das große Saarderby gegen den Fünften BC Elversberg (sieben Punkte) an den Tischen im „Billard für alle“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort