LSVS-Finanzskandal LSVS-Präsidium nimmt Sorgen der Basis nicht ernst

Der Beschluss des Saarländischen Leichtathletik-Bundes, eine eigene Geschäftsstelle zu errichten, ist ein Signal an das LSVS-Präsidium, die Sorgen und Nöte seiner Fachverbände endlich ernst zu nehmen.

 Klankert_Kai

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Foto: SZ/Roby Lorenz

Der Landessportverband für das Saarland ist doch immer wieder für eine (unliebsame) Überraschung gut. Vor ziemlich genau einem Monat, am 26. September, feierte der LSVS seinen 70. Geburtstag. In Zeiten von Krisen und Skandalen mit einer Diskussions-Veranstaltung („Saar-Sport – quo vadis“) statt einer fürstlichen Feierstunde. Eigentlich sehr löblich.

Emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war allerdings eine selten dagewesene Medienschelte, die im Wesentlichen an Peter Stefan Herbst, den Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, gerichtet war, der als Gast einer Podiumsdiskussion vor Ort war. Negative Schlagzeilen rund um den LSVS seien nicht angebracht. Man müsse doch mal die Vergangenheit ruhen lassen, nach vorne schauen und die Arbeit des neuen Präsidiums anerkennen und positiv begleiten statt immer und immer wieder nur zu kritisieren. Man hatte fast den Eindruck gewinnen können, die SZ sei der Auslöser und Motor des LSVS-Skandals.

Es ist schon beängstigend, wie sich Argumentationen und Verhaltensweisen wiederholen. Der Skandal ist fortgeschritten, die Kernthemen sind andere (aktuell die Schließung der Geschäftsstellen), die handelnden Personen in der LSVS-Führung ausgetauscht – aber geändert hat sich an zu vielen Stellen einfach gar nichts.

Schon die Demonstration am 28. August in Saarbrücken unter dem Motto „Wir sind der Saarsport“ wurde von der LSVS-Spitze gegeißelt. Dass 1000 Sportler und Ehrenamtliche für ihr Hobby und ihre Leidenschaft auf die Straße gingen, wurde gekontert mit einer Mitteilung, dass die Demo lediglich die Verunsicherung in den Verbänden vertiefe und eine Spaltung vorangetrieben werde. Eine echte Auseinandersetzung mit kritischen Stimmen und den Sorgen an der Basis fand nicht statt.

Zwei Monate später hat der Saarländische Leichtathletik-Bund nun als erster Fachverband die Reißleine gezogen, er löst sich von dem Dienstleister LSVS, macht eine eigene Geschäftsstelle auf (und prüft sogar einen Austritt aus dem LSVS). Dieser einstimmige Präsidiumsbeschluss ist verbunden mit einer Reihe von harten Vorwürfen. Informationen im Sanierungsprozess werden offenbar bewusst zurückgehalten, unbequeme Personen gemieden oder angegriffen. Das war bei der Aufarbeitung unter Ex-LSVS-Chef Klaus Meiser so, das scheint unter seinem Nachfolger Adrian Zöhler nicht anders zu sein.

Eine, die in LSVS-Kreisen längst als „Nestbeschmutzerin“ angesehen wird, ist Monika Schwarz, die Vizepräsidentin des SLB, die die Demo im August mitorganisiert hat. Sie sagt: „Der Begriff Transparenz ist eine leere Worthülse.“ Das ist durchaus ein Frontalangriff auf Zöhler, der bei seinem Amtsantritt im September 2018 „Offenheit und größtmögliche Transparenz“ versprochen hatte. Schwarz ist aber nicht auf einem Feldzug. Sie betont: „Ich bin gewählt, um mich um die Mitglieder im SLB zu kümmern und den SLB zu schützen.“ Das sehen auch andere und immer mehr Verbände so, durchaus auch mitgliederstarke wie die Turner oder die Handballer.

Das LSVS-Präsidium hat nach etwas mehr als einem Jahr im Amt riesengroße Probleme. Die Mensa (und das ist offenkundig) geht zugrunde, die Geschäftsführung scheint angesichts einer Vielzahl von falschen Kündigungen und Gerichtsprozessen überfordert, und die Basis rebelliert. Die Diskussions-Veranstaltung „Saar-Sport – quo vadis“ vor einem Monat hätte womöglich sehr viel besser genutzt werden können.

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