Blick nach vorne Zukunftsforscher über Corona-Folgen

Saarbrücken · Musiker spielen Live-Konzerte im Internet, Schriftsteller lesen online ihre Bücher – da ist klar, dass auch die politischen Stiftungen ihre Vorträge ins Netz stellen. So etwa die Union Stiftung, die eine Präsentation von Daniel Dettling übers Internet ausstrahlte.

 Eine Präsentation des renommierten Zukunftsforschers Daniel Dettling, der über vier mögliche Szenarien der Folgen der Corona-Krise sprach, wird übers Internet ausgestrahlt.

Eine Präsentation des renommierten Zukunftsforschers Daniel Dettling, der über vier mögliche Szenarien der Folgen der Corona-Krise sprach, wird übers Internet ausgestrahlt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Dettling ist einer der renommiertesten Zukunftsforscher Deutschlands. Er leitet das Berliner Büro des Zukunftinstituts sowie eine Denkfabrik namens re:publik. Klar, dass so jemand gefragt ist in diesen Zeiten.

Dettling sprach über vier mögliche Szenarien der Folgen der Corona-Krise. Diese entsprechen den vier Feldern eines Koordinatensystems mit den Richtungen global – lokal und optimistisch – pessimistisch. Die Variante pessimistisch-lokal überschrieb er mit „Totale Isolation“: Darin werde der Shutdown zur Normalität, der globale Handel entfalle, soziale Kontakte würden weitgehend vermieden und in den digitalen Raum verlegt. Es spreche seiner Meinung aber einiges dafür, dass dieses Szenario nicht eintreten werde.

Das zweite Szenario, pessimistisch-global, nannte Dettling „System-Crash“. Die Welt komme gar nicht mehr aus der Krise heraus. Der Neonationalismus nehme zu, und Staaten nutzten die Handydaten ihrer Bürger zur Überwachung. Im dritten Szenario, dem optimistisch-lokalen, bilden sich so genannte Neo-Tribes, also kleine Gemeinschaften. Die Angst vor einer Ansteckung führe zum Rückzug ins Private. Die Menschen zögen dann in kleine Städte oder aufs Land.

„Adaption“ nannte Dettling das vierte Szenario mit optimistisch-globaler Ausprägung. Die Gesellschaft passe sich an die Pandemie an und entwickle drei Megatrends: zum einen das Streben nach Gesundheit. Den nächsten Trend bezeichnete Dettling als „Glokalisierung“: „Der ländliche und der urbane Raum verknüpfen sich direkt, Probleme können schnell und kreativ gelöst werden.“ Profitieren würden Städte zwischen 50 000 und 250 000 Einwohnern und ihr Umfeld – das sei natürlich auch eine Chance für das Saarland. Der dritte Megatrend sei die Neoökologie. Das meine die Verbindung zwischen Ökologie und Ökonomie. Mehr Umweltschutz schütze vor einer Ansteckung, meinte der Zukunftsforscher.

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