Was halten Sie von der Urwahl?
Saarwellingen · 92,3 zu 7,7 Prozent der Stimmen – deutlicher als das Ergebnis der Bürgermeister-Urwahl in Saarwellingen geht es fast nicht. Da stellt sich die Sinnfrage: Brauchen wir die Direktwahl? Sollten die Anforderungen für eine Kandidatur höher sein? Oder soll alles beim Alten bleiben?
Saarwellingen. Nach der Podiumsdiskussion zur Saarwellinger Bürgermeisterwahl brachte ein Besucher mit verschmitztem Lächeln eine humorvolle Kritik an: "Die Musik fehlte." Wie bitte? "Die Musik, bei Kappensitzungen gibt es Musik."
Andere Reaktionen waren deutlicher: Die Kandidatur von Patrick G.W. Müller, Grüne, gegen den von allen anderen Fraktionen im Saarwellinger Gemeinderat unterstützten Amtsinhaber Michael Philippi sei reine Geldverschwendung. Dass der wenig qualifizierte und in vielen Fragen kaum kompetente Müller überhaupt den sonntäglichen Urnengang veranlassen konnte, lasse einen an der Demokratie (ver-)zweifeln.
Bürgermeister Philippi hat mit 92,3 Prozent der Stimmen einen außerordentlichen Vertrauensbeweis erhalten. Die Wahlbeteiligung war mit 57,05 Prozent zwar nicht Spitze, aber nicht so niedrig wie als befürchtet. Das Ergebnis entspricht ziemlich genau dem Stimmenanteil, den CDU, SPD, FWG und FDP, die Philippi unterstützten, zusammen bei der Kommunalwahl erzielten. Müller holte in etwa den Prozentsatz, den seine Partei erreicht hat.
Lassen sich Lehren aus dieser Wahl und diesem Ergebnis ziehen? Wenn für diese Wahl in Saarwellingen durchaus berechtigt die Sinnfrage gestellt werden darf, lohnt es sich dann nicht auch, grundsätzlich über die Ur- oder auch Direktwahl nachzudenken?
Die Saarbrücker Zeitung möchte wissen, wie Sie, unsere Leserinnen und Leser, darüber denken. In bewährter Manier stellen wir bei unserer Telefon- und Internet-Umfrage Positionen zur Abstimmung, für die Sie anrufen oder auf die Sie klicken können. Drei Meinungen stehen zur Wahl.
"Diese Saarwellinger Wahl war eine absolute Ausnahme. Es gibt keinen Grund deshalb etwas zu ändern. Die Urwahl soll bleiben, wie sie ist." Wenn Sie dieser Aussage zustimmen, dann wählen Sie (0681) 502-6010.
"Urwahl ist gut, aber eine Kandidatur muss besser begründet sein. Kandidaten sollten Qualifikationen nachweisen oder mehr Unterstützung belegen müssen, als von einer kleinen Ratsfraktion oder den wenigen geforderten Unterschriften." Wenn Sie dieser Aussage zustimmen, dann wählen Sie (0681) 502-6020.
"Urwahl ist schlecht. Wenn Bürgermeister und Landräte direkt, statt von Gemeinde- und Stadträten sowie Kreistagen gewählt werden, passiert es viel zu oft, dass unqualifizierte Leute durchkommen." Wenn Sie dieser Aussage zustimmen, dann wählen Sie (0681) 502-6030.
Die Telefonleitungen sind von heute bis morgen, Mittwoch, zwölf Uhr freigeschaltet. Im Internet können Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/umfragen abstimmen. pum
Hintergrund
Kandidaten für die Bürgermeisterwahl müssen nach Gesetzeslage im Saarland keine formalen Qualifikationen nachweisen. Sie müssen über 25 und unter 65 Jahre alt und Deutscher oder Unionsbürger sein.
Parteien und Wählergruppen, die im Gemeinde- oder Stadtrat vertreten sind, sowie die im Bundestag vertretenen Parteien dürfen Kandidaten vorschlagen. Wahlvorschläge von Parteien und Wählergruppen, die diese Voraussetzung nicht erfüllen, und Einzelberwerber benötigen die Unterstützung von mindestens dreimal so vielen Wahlberechtigten, wie der Rat Sitze hat.
In Saarwellingen mit 33 Ratssitzen sind das also 99 Unterschriften. Amtsinhaber, die als Einzelberwerber kandidieren, müssen diese Unterschriften nicht beibringen. pum