Tischmanieren im TV

Man führt den Löffel zum Mund und nicht den Mund zum Löffel. Diese mahnenden Worte am elterlichen Mittagstisch sind mir noch in Erinnerung. Und wurden wieder brandaktuell, als das eigene Kind mal einen Buckel machte und sich wie ein Neandertaler über die Suppe beugte. Nicht gerne gesehen war auch, wenn bei Tisch zu viel geredet wurde

Man führt den Löffel zum Mund und nicht den Mund zum Löffel. Diese mahnenden Worte am elterlichen Mittagstisch sind mir noch in Erinnerung. Und wurden wieder brandaktuell, als das eigene Kind mal einen Buckel machte und sich wie ein Neandertaler über die Suppe beugte. Nicht gerne gesehen war auch, wenn bei Tisch zu viel geredet wurde. Ein bisschen Ruhe sollte schon sein, um Fleisch, Kartoffeln und Gemüse mit einer gewissen Andacht zu verspeisen. Eine Bekannte hat mal behauptet, dass die Maccaroni erfunden wurden, damit die Kinder beim Kauen noch prima durch die Löcher quatschen können.Ja, die Tischmanieren sind es, die eine Generation zur nächsten trägt. Wobei man heute aber gerne die Gelegenheit nutzt, sich beim Essen auszutauschen. Weil der Nachwuchs immer auf dem Sprung ist. Es wartet zu viel Zerstreuung jenseits der Nahrungsaufnahme.

Dass in der Fernseh-Werbewelt die Tischmanieren keine große Rolle mehr spielen, zeigen zwei Beispiele, die mir jedes Mal den Blutdruck in die Höhe treiben. Da präsentiert sich eine Moderatorin namens Barbara Schöneberger auf dem Bildschirm und schwärmt von einem Feinkost-Salat. Sie haut das Essbesteck in das Plastiktöpfchen, schiebt sich das Zeug in den Mund und meint: "löcker". "Lecker" sagen geht nicht, weil sie den Mund so vollgestopft hat. Merke: Ab 200 Gramm wird's undeutlich.

Bei dem zweiten Werbespot überfällt den ahnungslosen Ästheten die unvermeidliche Vera Int-Veen. Wenn sie nicht gerade "Mietprellern auf der Spur" ist, erzählt sie, wie doll das ist, wenn man einen ganz bestimmten Joghurt löffelt und das Völlegefühl im Verdauungstrakt verschwindet. Auch die haut rein ins Töpfchen und sagt "lecker" während sie das Zeug noch auf der Zunge hat. Soll das denn appetitlich sein? Und zum Kauf anregen? Man kann nur hoffen, dass sich die beiden Fernseh-Damen nicht all zu oft in besseren Kreisen bewegen.

Stellen Sie sich mal vor, die schreiten zu den Häppchen am kalten Büfett. Das ist ja gar nicht auszudenken…

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