Wochenkolumne Im Wald ist keiner mehr allein

Ist der Wald noch ein Rückzugsort?

Wo der Wald vor lauter Nutzern die Bäume nicht mehr sieht
Foto: Robby Lorenz

Wochenend‘ und Sonnenschein und dann mit Dir im Wald allein, sangen vor 92 Jahren die Comedian Harmonists. Kein Auto, keine Chausee und niemand in unsrer Näh‘. Der Wald als Ort des Rückzugs von Alltagstrubel und Schufterei. Heutzutage ist es aber gar nicht so einfach, ein ruhiges Plätzchen im Wald zu finden. Denn sogar im hintersten Winkel laufen Jogger ihre Runden, hetzen Fahrradfahrer auf Bestzeit-Jagd über Wurzel, Stock und Stein, selbst vor motorisierten Zwei- oder Vierrädern ist man nicht sicher. Wobei „man“ auch für die Tiere des Waldes steht. Jedenfalls ist der Wald für viele dieser Nutzer kein Ort der inneren Einkehr und Ruhe, wo man mit der Natur in Verbindung treten kann, sondern ein großes Trainingszentrum oder eine Outdoor-Anlage. Dabei haben es der Wald und seine Bewohner ob des Klimawandels eh schon schwer. Nun soll ja (fast) niemand aus dem Wald verbannt werden. Denn es kann ihm durchaus helfen, wenn mehr Menschen unter seinem Blätterdach unterwegs sind. Wenn sie sich mit Flora und Fauna beschäftigen, wenn sie merken, wie gut er tun kann – der eigenen Seele, aber auch dem Klima. Und dass damit zusammenhängend auch die Bewirtschaftung neue Wege gehen muss. St. Wendel ist in dieser Hinsicht gut unterwegs, wie jüngst bei der Übergabe der Petition der Bürgerinitiative „Wir für den Wald“ klar wurde – aber nicht am Ziel. Übrigens würde es Wald und Wild helfen, wenn Biker auf den extra für sie angelegten Radstrecken, Wanderer auf den Wanderwegen und Motorisierte ganz draußen blieben.

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