Familien aus Theley und Bergamo Gelebte deutsch-itlaienische Freundschaft

Theley · Edwin Ames aus Theley feiert diesen Montag seinen 80. Geburtstag, Pino Scola wird 82, ihre Freundschaft 50.

 Wiedersehensfreude 2016 in Bergamo: Pino, Marita, Luisa und Edwin.

Wiedersehensfreude 2016 in Bergamo: Pino, Marita, Luisa und Edwin.

Foto: Scola

Über ein doppeltes Jubiläum freut sich Edwin Ames aus Theley. Nicht nur, dass er heute seinen 80. Geburtstag feiert. Am 29. März dieses Jahrs jährt sich auch eine ganz besondere Beziehung: Seit genau 50 Jahren sind Edwin und seine Frau Marita mit Pino und Luisa Scola aus Bergamo befreundet. „Wir sind 1971 als typisch deutsch Familie zum ersten Mal nach Rimini in den Sommerurlaub gefahren. Dort lernten meine Eltern Pino und Luisa kennen“, erinnert sich Michael Ames an den Familienurlaub mit den Eltern. Er war damals gerade mal vier Jahre alt. Auf Anhieb seien sich alle sympathisch gewesen.

Trotz Sprachbarriere, keiner beherrschte die Sprache des anderen, verstanden sich alle bestens. „Wir verständigten uns im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen“, erinnert sich der Sohn. Die deutsch-italienische Freundschaft entwickelte sich in den Folgejahren weiter und vertiefte sich. Es wurden rege Briefe und Karten geschrieben, die an Weihnachten oder Geburtstagen via Post den Weg über den Brenner nach Italien oder Deutschland fanden. „Wir hatten das Glück, dass die Briefe unsere italienischen Freunde von einem in Theley lebenden Italiener für uns übersetzt wurden. Er half uns dann auch unsere Zeilen zu übersetzen“, verrät Michael Ames. Er und sein Bruder freundeten sich mit Pinos und Louisas Kindern an.

Fehlenden Sprachkenntnissen zum Trotz begannen sich die Familien Mitte der 1970er-Jahre gegenseitig in ihren Heimatdörfern für ein paar Tage zu besuchen. Was in Zeiten, als man noch mit dem berühmten Falk-Faltatlas unterwegs und es weder Handy noch Auto-Navigation gab, schon mal in einem kleinen Abenteuer enden konnte. Michael Ames: „Bei ihrem ersten Besuch in Deutschland hatten sich unsere italienischen Freunde auch prompt verfahren. In Freisen gelandet fragten sie verzweifelt einen Tankstellenwart um Hilfe. Dieser rief uns an und bat, eine italienische Familie abzuholen, die bei ihm gestrandet sei.“

Geprägt durch die freundschaftlichen Erfahrungen, entschloss sich Michael Ames Anfang der 90er-Jahre über das Erasmus-Programm ein Studienjahr seines Medizinstudiums in Süditalien zu verbringen. Die in dieser Zeit erworbenen Sprachkenntnisse sollten fortan auch der Verständigung beider Familien dienen. Es wurde eine liebgewordene Sitte, sich auch schon mal zu runden Geburtstagen zu besuchen. So trafen sich beide Familien auch vor fünf Jahren anlässlich des 75. Geburtstages von Edwin Ames in Bergamo.

 Deutsch-itlaienische Freundschaft: Die Familien 1971 während des gemeinsamen Urlaubs in Italien.

Deutsch-itlaienische Freundschaft: Die Familien 1971 während des gemeinsamen Urlaubs in Italien.

Foto: Pino Scola

„Mein Vater und Pino sind irgendwie aus einem Holz geschnitzt. Beide verbindet eine humorvolle Art, die sie zusammen immer viel lachen ließ. Und dann sind beide Genussmenschen und haben sich gegenseitig in die Wein- und Esskultur des anderen eingeführt“, beschreibt Michael Ames die Bindung zwischen den Freunden.

Die deutsch-italienische Freundschaft entwickelte sich in beiden Familien über mehrere Generationen. Rechtzeitig vor Beginn der Corona-Pandemie besuchte Michael Ames mit seiner Familie die italienischen Freunde in Bergamo: „Als Bergamo im vergangenen Jahr von der ersten Corona-Welle besonders betroffen war, haben wir natürlich unseren Freunden beigestanden und sie moralisch unterstützt. Wir haben immer wieder geskypt und telefoniert“. Und noch etwas verbindet Edwin Ames mit seinem italienischen Freund Pino. Beide sind am gleichen Tag geboren. Nur feiert der eine seinen 80. und der andere seinen 82. Geburtstag.

Pino uns Luisa haben mittlerweile ein stolzes Alter jenseits der 80 erreicht und sind gebrechlich geworden, sodass auch ohne Corona eine gemeinsame Feier kaum möglich gewesen wäre: „Ein großer Wunsch wäre es natürlich, dass sich alle Beteiligten postcorona noch ein vermutlich letztes Mal in ihren Leben treffen könnten. Doch ist Pino gesundheitlich angeschlagen, Luisa geistig zwar in bester Verfassung, aber an den Rollstuhl gebunden.“ Die modernen Medien ermöglichen es den Familien, dennoch den vertrauten Kontakt weiter zu pflegen, auch am gemeinsamen Geburtstag. Michael Ames: „Am Geburtstag werden wir auf alle Fälle fernmündlich Grüße austauschen und an Ostern alle gemeinsam skypen.“

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