Pantomime steht bald wieder auf der Bühne Jomis Kunst kommt ohne Worte aus

Lebach · Schwere Monate liegen hinter dem Pantomimen Jomi, dem als Gehörlosem Ausgangssperre und Kontaktverluste besonders zu schaffen machten. Jetzt geht es bergauf. Auch Clara und der deutsch-französischen Freundschaft wegen.

 Josef Michael Kreutzer alias Pantomime Jomi sprach mit der SZ über sein neues Programm.

Josef Michael Kreutzer alias Pantomime Jomi sprach mit der SZ über sein neues Programm.

Foto: Iris Maria Maurer

Wenn aus der Coronazeit ein Gewinner hervorging, dann ja wohl der Garten. So intensiv konnte sich Josef Michael Kreutzer alias Jomi noch nie mit dem Grün hinterm Haus beschäftigen. Jeder Quadratzentimeter zwischen Hochbeet, Grillstelle und Gewächshaus zeugt von liebevoller Pflege. Trotzdem wären ein wenig Wildwuchs und Unordnung das kleinere Übel. 2020 und noch bis in den Mai konnte der diplomierte Pantomime seinen Beruf nicht ausüben. „Das war gerade für mich als Gehörlosen eine sehr schwierige Zeit. Ich fühlte mich oft einsam“, verrät Kreutzer im Interview. Auftritte wurden reihenweise abgesagt, meist kurzfristig.

„Da ich nicht telefonieren kann, sind meine Kontakte oft auf das Verschicken von Wortnachrichten und Mails reduziert. Mir fehlten natürlich die familiären Treffen, die persönlichen Termine mit meinem Team und Freunden, aber auch die Begegnung mit dem Publikum.“ Alles in allem ein „verlorenes“ Jahr als Künstler, aber ein Stück weit auch als Privatperson: „Bei mir überwogen eindeutig die negativen Aspekte. Es war ja nicht nur der enorme finanzielle Verlust, sondern lange Zeit die fehlenden Kontakte“, gerade im Alltag. „Beim Einkaufen konnte ich den Verkäufern nicht von den Lippen ablesen, da sie Masken trugen.“ Die unfreiwillig hinzugewonnene Zeit nutzte er für Dinge, „die ansonsten oft längere Zeit liegen bleiben müssen. Ich hatte auch mehr Zeit, meine Stücke zu überarbeiten und neue zu überlegen“.

Wichtigste Stütze in den tristen Pandemie-Monaten waren die Familie und sein Team, „sie haben mit stets zur Seite gestanden“. Hier schleicht sich erst verhalten und dann mit ganzer Wucht ein Lächeln ins Gesicht des Mimen: Seine Tochter machte ihn zum Opa. Strahlend nennt er den Namen der Enkelin: „Clara.“

Es gibt sie also nach wie vor, die Glücksmomente. Jetzt sogar wieder öfter. Denn Jomis neues Programm „Die deutsch-französische Freundschaft – l´amitié franco-allemande“ ist angelaufen. Anlässlich des heutigen Nationalfeiertags unserer Nachbarn führt Jomi die Auftragsarbeit des Regionalverbandes Saarbrücken vormittags in Kleinblittersdorf und nachmittags sogar zweimal im Deutsch-Französischen Garten auf. Die Affinität Kreutzers zur Thematik ist kein Geheimnis: Als ehemaligem Schüler seines großen Vorbildes Marcel Marceau und aufgrund seiner Zeit in Paris und der zurückliegenden Auftritte dort liegt ihm die deutsch-französische Freundschaft sehr am Herzen. Trotzdem bedurfte es „nicht weniger Proben, das Thema in Szene zu setzen. Aber es war auch eine neue Herausforderung, auf die ich mich gefreut habe und über die ich in der jetzigen Situation dankbar bin“.

Angelaufen sind inzwischen wieder seine Seminare, wenn auch nur mit überschaubarem Teilnehmerkreis. Bleibt die Hoffnung, dass es nächstes Jahr entspannter zugeht. Geplant ist neben Körpersprache und Kommunikations-Workshops unter anderem eine Solovorstellung mit neuen unterhaltsamen Stücken vor allem sozialkritischen, parodistischen und aktuellen Inhalts. Spannend zu werden verspricht zudem eines seiner kleineren Projekte: die pantomimische Darstellung der Mülltrennung für Migranten. Wer Jomi kennt, weiß, das wird ein Riesenspaß.

Jomi tritt auf am Sonntag, 1. August, um 11 Uhr im Historischen Museum Saar im Rahmen der Ausstellung „Monumente des Krieges“. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nötig: info@hismus.de oder Tel. (06 81) 5 06 45 06.

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