Schornsteinfeger sind im Streik

Bildstock. An den Wänden hängen Bilder von der Stiftung Demokratie Saarland. Sie sind Teil einer Dauerausstellung im Rechtsschutzsaal in Bildstock. Auf einem stehen die Worte "Freiheit, Brot, Gerechtigkeit" - die Schlagworte der saarländischen Arbeiterbewegung. Ein anderes Bild zeigt eine Maikundgebung von 1891. Im Vordergrund spielt eine Blaskapelle

 Die Schornsteinfeger haben die Arbeit niedergelegt. Auf unserem Bild (von links): Sabine Schmidt, Eric Scherer, Axel Lelle, Rainer Hein und Michael Wagner. Foto: Iris Maurer

Die Schornsteinfeger haben die Arbeit niedergelegt. Auf unserem Bild (von links): Sabine Schmidt, Eric Scherer, Axel Lelle, Rainer Hein und Michael Wagner. Foto: Iris Maurer

Bildstock. An den Wänden hängen Bilder von der Stiftung Demokratie Saarland. Sie sind Teil einer Dauerausstellung im Rechtsschutzsaal in Bildstock. Auf einem stehen die Worte "Freiheit, Brot, Gerechtigkeit" - die Schlagworte der saarländischen Arbeiterbewegung. Ein anderes Bild zeigt eine Maikundgebung von 1891. Im Vordergrund spielt eine Blaskapelle. Dahinter redet ein Mann stark gestikulierend auf eine Menschenmenge ein. Im Hintergrund sind rauchende Fabrikschornsteine zu sehen.

Bild mit Symbolcharakter

Das Bild hat Symbolcharakter. Die Schornsteine in unserer Region rauchen, aber sie werden zur Zeit kaum überprüft, die Kamine kaum gekehrt. Denn: Die saarländischen Schornsteinfeger sind im Streik. Seit vergangenen Montag treffen sie sich jeden Tag von 10 bis 15 Uhr im Rechtsschutzsaal. Der im September 1892 eingeweihte große Backsteinbau war einst Zufluchtsort für streikende Bergleute. "Plus ist Muss" heißt es auf einem Plakat, das die Schornsteinfeger an die Tür geklebt haben.

Sechs Prozent mehr Lohn und eine in der Arbeitszeit enthaltene so genannte Waschzeit von 30 Minuten pro Arbeitstag fordert der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger (ZDS), die Gewerkschaft der Kaminkehrer, für seine Mitglieder. "Bei uns sind 119 angestellte Meister und Gesellen organisiert", erklärt Eric Scherer, vom Landesverband Saarland.

Nach seinen Angaben treffen sich im Rechtsschutzsaal jeden Tag etwa 95 Schornsteinfeger, weitere 15 im Feuerwehrgerätehaus in Merzig-Wellingen. Der Rechtsschutzsaal in Bildstock liege sehr zentral, habe als Geburtsstätte der Arbeiterbewegung aber auch große Symbolkraft, erklärt Scherer, warum die Schornsteinfeger den Backsteinbau als Streiklokal ausgesucht haben.

Gespräche gescheitert

Dass die Arbeitgeber nicht an den Verhandlungstisch wollten, verärgere die Kollegen sehr, betont Scherer. "Es fällt uns nicht leicht zu streiken", erklären die Schornsteinfeger-meister Uwe Gräßer aus Saarwellingen, Albert Erbel aus Schmelz und Martin Wieth aus St. Ingbert, alle 42. Auf der einen Seite sei die Sorge um das Unternehmen, auf der anderen Seite der Kampf für eine soziale Sache. "Wir arbeiten fast alle schon viele Jahre im gleichen kleinen Familienbetrieb, haben sehr gute Kontakte zu unserem Chef", sagt Erbel. Gräßer betont: "Wir wollen mit dem Streik Druck auf die Arbeitgeber ausüben." Er weist darauf hin, dass es seit Januar keinen gültigen Tarifvertrag für die Schornsteinfeger gibt. Bisher seien alle Gespräche gescheitert. "Die jetzige Situation ist für die meisten von uns schon sehr belastend", betont Martin Wieth und ergänzt: "Wir alle brauchen den sozialen Frieden. Wir wollen wieder arbeiten." In diesem Arbeitskampf gehe es auch um die Zukunft ihres Handwerks. Eric Scherer: "Am 11. November sind die nächsten Sondierungsgespräche."

Bis dahin bleiben die 119 im ZVS gewerkschaftlich organisierten saarländischen Schornsteinfeger im Ausstand.

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