Narrentreiben soll nicht im Koma enden

Kreis Neunkirchen. Sturzbetrunkene Halbwüchsige, die Straßen voller zerschmetterter Flaschen, Notärzte und Polizei im Dauereinsatz — mit derartig hässlichen Bildern endeten in den vergangenen Jahre viele Karnevalsumzüge in der Region. Wobei beileibe nicht nur Minderjährige aus der Rolle fielen, sondern auch Erwachsene

Kreis Neunkirchen. Sturzbetrunkene Halbwüchsige, die Straßen voller zerschmetterter Flaschen, Notärzte und Polizei im Dauereinsatz — mit derartig hässlichen Bildern endeten in den vergangenen Jahre viele Karnevalsumzüge in der Region. Wobei beileibe nicht nur Minderjährige aus der Rolle fielen, sondern auch Erwachsene. Die Caritas-Beratungsstelle "Die Brigg" mit Sitz in Neunkirchen beschäftigt sich mit ihrem Projekt "Halt" mit dem Phänomen des Komasaufens bei Jugendlichen und hat nun die fünfte Jahreszeit ins Visier genommen. Ute Müller-Biehl und Sabrina Klee, die bei der Brigg das Halt-Projekt betreuen haben dabei ganz viele Mitstreiter, unter anderem die Jugend-Beauftragten der Gemeinden, die Träger der Jugendhilfe und die Kreispolizeibehörde, mit ins Boot genommen, um ihre Botschaft an die Mädchen und Jungs zu bringen. "Wir wollen, dass der Jugendschutz beim Alkohol-Ausschank auf den Fastnachts-Veranstaltungen auch wirklich durchgesetzt wird", so Sabrina Klee. "Es kann nicht sein, dass von den Umzugswagen Schnaps-Miniaturen ins Volk geworfen werden, die dann in den Händen von Kindern landen", ergänzt Ute Müller-Biehl im Gespräch mit der SZ.Und so will das Netzwerk gegen den Alkohol-Missbrauch durch Kinder und Jugendliche mit den Veranstaltern reden, eigens gestaltete Plakate verteilen, sensibel machen für den Umgang mit der brandgefährlichen Volksdroge Alkohol. "Wir wollen natürlich keine Spaßverderber sein, ein generelles Alkohol-Verbot bei närrischen Veranstaltungen will niemand", betont der Illinger Jugendpfleger Frank Schuppener. Wohl will man aber verhindern, dass sich Minderjährige mitten unter Erwachsenen zuschütten können. Klar, dass auch die Eltern gefordert sind. Denn deren Vorbild im Umgang mit Bier, Wein und Hochprozentigem prägt das Verhalten des Nachwuchses. Um in der Öffentlichkeit einen Aha-Effekt zu erzielen, wollen die Halt-Akteure beispielsweise auf Prominente und Multiplikatoren im Kreis zugehen und diese um so genannte Testimonials bitten. Will heißen, dass sich bekannte Damen und Herren mit Foto und mit einem kurzen Text, der in verschiedenen Medien veröffentlicht werden soll, klar gegen Alkohol-Missbrauch aussprechen. Dabei sollen sie die Jugendlichen direkt ansprechen.Veranstalter von Fastnachts-Events könnten ihre Bereitschaft, sich für das Halt-Projekt zu engagieren durch verschiedene Aktionen deutlich machen: Verschiedenfarbige Armbändchen, die dem Bedienungspersonal gleich signalisieren, wie alt der Getränke-Kunde ist. Keine Happy-Hour-Aktionen und Pauschal-Preise, die zum Viel-Trinken verführen, Benennung eines Jugendschutzbeauftragten für die Veranstaltung, ein professioneller Sicherheitsdienst bei größeren Zusammenkünften. Außerdem sollte, das erhoffen sich die Halt-Macher, immer ein Nicht-Alk-Getränk das billigste auf der Karte sein.

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