Für Retter ist Höhe kein Problem

Ensdorf · Die Rettung per Drehleiter endet bei 25 bis 30 Metern. Wer in größeren Höhen in Notlage gerät, braucht gute Schutzengel oder die Höhenretter der Feuerwehr Ensdorf. Auch die gehören zur Wehr des Landkreises Saarlouis. SZ-Serie „Sondereinheiten der Feuerwehr“, Teil 3.

 Höhenrettungs-Ausbilder Jörg Kneip beim Abseilen mit Rettungstrage am Kraftwerk Ensdorf. Foto: Johannes A. Bodwing

Höhenrettungs-Ausbilder Jörg Kneip beim Abseilen mit Rettungstrage am Kraftwerk Ensdorf. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Manch einem wird mulmig, wenn er aus fast 40 Metern in die Tiefe blickt. Dorthin, wo Mitglieder der Höhenrettung Ensdorf an Seilen in die Tiefe sinken, wie Spinnen an dünnen Fäden. Aber eine Übung wie an der Außentreppe der Rauchgasentschwefelung im Ensdorfer Kraftwerk ist bloß Teil des umfangreichen Ausbildungsprogramms. Daneben gibt es alle zwei Wochen Übungsstunden, um lebenswichtige Abläufe einzustudieren. Beinahe gemütlich sieht es dann aus, wenn im Feuerwehrgerätehaus Ensdorf eine Rettungstrage aus nur etwa sieben Metern abgeseilt wird. "Trotzdem muss jeder Handgriff sitzen", erklärt Jörg Kneip. "Damit die Retter sicher hoch kommen und mit dem zu Rettenden wieder sicher nach unten." "Momentan haben wir 13 Mann in der Höhenrettung", sagt Ausbilder Kneip. "Einsatzbereit sind sie seit einem Jahr. Sechs weitere Leute sind noch in der Ausbildung."

Kneip selbst wurde bei Saarberg in Ensdorf zum Höhenretter ausgebildet. Dort gehört er auch der Grubenwehr an und erwarb die Lizenz zur Schulung. Allein die Grundausbildung erfordere 72 Stunden. Darauf werde weiter aufgebaut, beispielsweise mit etwa 120 Übungsstunden zusätzlich zum normalen Feuerwehrdienst.

Schlüsselerlebnis für die Gründung einer Höhenrettung in Ensdorf war die Bergung eines Kranführers. Denn bis dahin gab es nur zwei solcher Gruppen, eine in Weiskirchen sowie eine der Berufsfeuerwehr Saarbrücken. Doch moderne Technik ermöglicht es an immer höheren Anlagen, wie riesige Reklametürme und Hochlager, hochzusteigen. Für solche Situationen braucht es genügend Retter, die notfalls in die Höhe steigen, oder auch in tiefe Schächte und Brunnen.

Bei der Rettung ist Zeit ein wichtiger Faktor. Denn Verunglückte sollten nicht länger als etwa 20 Minuten in ihren Gurten hängen. Sonst droht ein sogenanntes Hängetrauma, weil dann Blut in die unteren Körperpartien absinkt.

Bis zu 50 Kilogramm schleppen die Höhenretter mit, wenn sie sich am Seil hängend zu einem Verletzten vorarbeiten. Ein zweites Seil dient der Sicherung. Jeder Knoten muss sitzen, die Karabiner sind aus Stahl, dazu kommen spezielle Gurte und Abseilgeräte, mit bis zu 300 Kilogramm Tragkraft. Für Einsätze und Materialtransport wurden zwei Fahrzeuge der Ensdorfer Wehr umgerüstet.

"Wir können innerhalb von vier bis fünf Minuten ausrücken", berichtet Jörg Kneip, "und sind in bis zu 20 Minuten da". Um den Kreis Saarlouis gut abdecken zu können, bestehe eine Zusammenarbeit mit der Höhenrettung Weiskirchen. Das verkürze die Einsatzzeiten im östlichen Landkreis. "Beide Gruppen rücken aus", sagt Kneip, "wer am schnellsten vor Ort ist, fängt schon mal an".

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