Ford-Betriebsrat und IG Metall stellen sich Fragen Deutliche Ansage an die Chefs: „Ab heute geht der Kampf los!“

Saarlouis · Bei ihrer Pressenkonferenz am Mittwoch kündigen IG Metall und der Betriebsrat von Ford in Saarlouis an, dem Konzern das Leben schwer zu machen.

Die Pressekonferenz der IG Metall und des Ford-Betriebsrats im Victor’s Residenz Hotel in Saarlouis gaben (von links): Holger Michel, Benjamin Gruschka, Markus Thal, Lars Desgranges und Ralf Cavelius.

Foto: BeckerBredel

Die Stimmung ist gedrückt im Konferenzraum „Berlin“ im Victor’s Residenz-Hotel Saarlouis, als um 17.10 Uhr endlich die Pressekonferenz der IG Metall beginnt. Mit einer Stunde Verspätung, geschuldet der Verzögerung durch die große Kundgebung auf dem Röderberg. Im frischen Hemd, aber etwas erschöpft sitzen zwei Redner auch hier wieder auf dem Podium, Lars Desgranges und Markus Thal. Und eigentlich ist auch schon alles gesagt, nach einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse auf der Betriebsversammlung dürfen die Journalisten Fragen stellen.

Ob man Ford nun den Abschied schwer machen werde, lautet eine. „Wir werden ihnen das Leben dort schwer machen. Aber unser Ziel ist immer noch ein anderes: Wir wollen die Arbeitsplätze dort erhalten“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Thal. Wie das aussehen könnte, ergänzt Bejamin Gruschke vom Gesamtbetriebsrat, sei noch offen, es könnte auch ein anderes Modell für Saarlouis sein.

Warum die Entscheidung für Valencia gefallen sei, sei nicht klar geworden. „Offiziell aus finanziellen Gründen“, sagt Thal. Aber inzwischen sei klar, „es war ein unfairer Wettkampf und deswegen sind wir auch so erbost“. Desgranges vermutet, dass auch interne Probleme und eigene Interessen im Management eine Rolle gespielt haben könnten: „Es ging auch um deren Jobs.“

Man werde die Entscheidung nicht akzeptieren, hatte Thal deutlich gemacht, auch Widerstand angekündigt. Wie genau soll der aussehen? „Wir werden uns mit den anderen drei Ford-Standorten besprechen und dieses Kollektiv nutzen und sehen, was da machbar ist“, sagt er. Politische Streiks wegen einer Werksschließung seien ja verboten, „aber wenn 4000 Leute nicht mehr arbeiten, was soll ich da machen?“

Das Ford-Management habe drei Jahre Zeit gehabt, Lösungen zu entwickeln, „aber die haben nichts im Köcher – das ist ein Schlag ins Gesicht der Belegschaft und erhöht auch die Motivation, sich an möglichen Aktionen zu beteiligen“, ist er sich sicher. Ford habe sich „demaskiert, und wir werden dafür sorgen, dass das auch so wahrgenommen wird“, ergänzt Desgranges.

Mit welchen Forderungen werden nun Betriebsrat und IG Metall an Ford herantreten? „Wir erwarten von Ford Antworten und Alternativen“, macht Desgranges deutlich, „und das kann nicht am Ende nur ein Presswerk sein.“

Man erwarte außerdem eine Lösung für den Industriepark: „Das sind zwölf Zuliefererbetriebe, von klein bis mittelgroß, mit rund 1500 Mitarbeitern, die vollkommen unterschiedliche Perspektiven und Strukturen aufweisen“, fasst er zusammen. „Die stehen in direkter Abhängigkeit von Ford.“

IG Metall-Vertreter Ralf Cavelius ergänzt: Dass der Supplier-Park, „der ganz erhebliche Teile liefert“, überhaupt nicht in die Gespräche eingebunden war, lege für ihn nahe, „dass man gar nicht in den Wettbewerb eingestiegen ist. Es gab nicht eine Anfrage von Ford an eines der Zulieferunternehmen“, betont er. Die Herausforderung sei nun, „sich die Perspektive selbst zu erarbeiten“.

Man habe sich bisher komplett auf Plan A, also das neue E-Modell, konzentriert, ergänzt Gruschka, und eine Diskussion über Plan B vermieden. Doch die Belegschaft sei „kampfbereit“.

„Das ist keine Beerdigung, sondern eine Kampfansage“, bekräftigt auch Desgranges noch einmal. „Und wir werden als IG Metall Ford hier nicht im Regen stehen lassen, ab heute geht der Kampf los.“