Neue Sorge um Standort Saarlouis Entscheidung für Valencia schon gefallen? Ford-Betriebsrat bezieht Stellung zu Zeitungsbericht

Saarlouis · Spanische Medienberichte beunruhigen aktuell die Belegschaft bei Ford in Saarlouis. Gleichzeitig attackiert der Betriebsrat das Management. Die Nerven scheinen blank zu liegen.

 Die Angst um den Verlust der Arbeitsplätze bei Ford in Deutschland, insbesondere in Saarlouis, ist groß. Der Betriebsrat versucht, Medienberichte aus Spanien zu entkräften.

Die Angst um den Verlust der Arbeitsplätze bei Ford in Deutschland, insbesondere in Saarlouis, ist groß. Der Betriebsrat versucht, Medienberichte aus Spanien zu entkräften.

Foto: Ruppenthal

Kurzarbeit, die wegen Lieferengpässen ein ums andere Mal verlängert wird. Das konzerninterne Bieterverfahren, das einen Wettstreit zweier Standorte in Gang gesetzt hat. Die Belegschaft bei Ford in Saarlouis kommt nicht zur Ruhe.

Die ohnehin schon angespannte Lage, die die Beschäftigten umtreibt, heizen jetzt Medienberichte aus Spanien an. Und zwar ausgerechnet aus der Stadt, die im Wettbewerb um den Zuschlag für ein neues Elektroauto-Modell steht. Nach Informationen der Zeitung „Economia digital Valencia“ gebe es nämlich schon eine Entscheidung. Demnach soll der Mustang-Mach-E in der Stadt am Mittelmeer produziert werden. Darüber informiert der Saarlouiser Ford-Betriebsrat in seiner jüngsten Mitteilung an die Belegschaft. Das liest sich wie eine bereits gefallene Entscheidung, einen Zuschlag für die konkurrierende Ford-Standort auf der iberischen Halbinsel – zum Nachteil der Mannschaft im Saarland.

Ford-Management: Konzerninterner Bieterwettstreit läuft noch

Damit nicht genug: Der deutsche Autobauer VW habe kürzlich bekannt gegeben, dass eine Batteriefabrik für Elektroautos ebenfalls in Valencia entstehen soll. In diesem Zusammenhang verweist die Arbeitnehmervertretung bei Ford in Saarlouis auf die bereits bestehende Zusammenarbeit der beiden Konzerne. Heißt das etwa, dass sich Valencia bereits durchgesetzt hat?

Eine offiziell Entscheidung über diese interne Bieterverfahren zwischen Deutschland und Spanien soll erst am 30. Juni stehen. Dabei bleibt es auch, schreibt der Betriebsrat an die Ford-Kollegen in Saarlouis. So dementiere das für Europa zuständige Ford-Management sogar den entsprechenden Zeitungsbericht, der an der Saar für Aufregung sorgt. Das habe die Konzernspitze dem Betriebsrat auf Anfrage schriftlich mitgeteilt.

Zudem habe Ford-Europa-Chef Stuart Rowley den Arbeitnehmervertretungen in Köln und Saarlouis während einer jüngsten Besprechung versichert, dass der Bieterprozess „nach wie vor offen ist und es derzeit noch keine Entscheidung von Ford dazu gibt“. Das bedeutet: Ford-Mitarbeiter an beiden Standorten und auch in Valencia müssten weiterhin der Dinge harren, die da kommen.

Ford-Betriebsrat geht das Management hart an

Gleichzeitig kritisiert der Saarlouiser Betriebsrat das Ford-Management ungewöhnlich hart wegen des „losgetretenen Bieterprozesses zwischen den Standorten“. Dieser werde „von der Öffentlichkeit sehr negativ bewertet“. Die Konzernspitze habe sich damit „mehr als verhoben“.

Der Betriebsrat prophezeit, sollte es „keine guten Lösungen für seine Mitarbeiter*innen“ geben, heiße das „nachhaltig negative“ Folgen für Ford. Es müsse Perspektiven für alle europäischen Standorte geben. Kunden und Belegschaft müssten gleichermaßen gut behandelt werden. Ansonsten würden sich Spitzenpersonal, Fachleute und Käufer gleichermaßen vom Unternehmen abwenden.

Als elementar gelte zudem die noch ausstehende Entscheidung des US-amerikanischen Managements, ob Europa als Produktionsstandort für die E-Mobilität grundsätzlich eine Zukunft hat. Sollte das aus Ford-Sicht nicht der Fall sein, fehle „jeglicher Plan für die beiden Standorte ohne E-Modell und ihre Beschäftigten“.

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