Wiedereröffnung Mit gutem Gewissen Kaffee trinken

Saarlouis · Wiedereröffnung nach Grundrenovierung: Das Café Plaisir in Saarlouis legt Wert auf eine besondere Philosophie.

 Wiedereröffnung im Cafè Plaisir in Saarlouis, das zwei Wochen lang renoviert wurde. Die Betreiber Carsten und Nadine Schäfer stehen vor dem neuen Bild von Mike Mathes (rechts).

Wiedereröffnung im Cafè Plaisir in Saarlouis, das zwei Wochen lang renoviert wurde. Die Betreiber Carsten und Nadine Schäfer stehen vor dem neuen Bild von Mike Mathes (rechts).

Foto: Johannes Bodwing

Kaffee gehört zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. „Doch welche Geschichte hinter dem Kaffee steht, das weiß hier doch fast niemand“, sagt Carsten Schäfer. Der Kaffeeröster und Barista aus Saarlouis wollte es aber genau wissen. Mit seiner Frau Nadine betreibt er seit genau 12 Jahren das Café Plaisir in der Engelstraße, nahe dem Großen Markt. Nicht nur ihre Leidenschaft für Kaffee ist das Besondere dort, die Bohnen selbst sind es auch: Zum einen bezieht Schäfer sie über „Direct Trade“; zum zweiten röstet der Coffeologe selbst.

Sorgfalt, Fairness, Nachhaltigkeit sind Schäfers Stichworte. Er wollte selbst bestimmen, woher sein Kaffee kommt und unter welchen Bedingungen er angebaut wird. Sein Rohkaffeehändler stellte Kontakte her, 2014 reisten die Schäfers zum ersten Mal nach Brasilien, „in den Ursprung“, wie sie sagen; es folgten Reisen nach Kenia, Kolumbien, Mexiko. „Wir gehen in die Orte und sprechen mit den Bauern“, sagt Schäfer. „Wir wollen das Gesicht hinter unserem Produkt sehen.“

Durch den direkten Handel erhält der kleine Farmer vor Ort einen bis zu 45 Prozent höheren Preis, sagt Schäfer, „davon kann er leben und seine Arbeiter bezahlen“. Er als Röster hat dafür ein besonderes Produkt, „keine Massenware“. Und er überzeugt sich selbst vor Ort, dass zum Beispiel keine Kinderarbeit im Spiel ist, die beim Kaffeeanbau in vielen Ländern verbreitet ist.

„Außerdem stellen wir durch den direkten Handel sicher, dass der Anbau für den Bauern wirtschaftlich bleibt und dass die Natur vor Ort erhalten wird“, ergänzt Nadine Schäfer. In die Dörfer halten die saarländischen Röster Kontakte, um sicherzugehen, dass die Bedingungen wirklich eingehalten werden. „Das ist weitaus mehr als Fair Trade als Siegel“, betont Carsten Schäfer. Mit gutem Gewissen Kaffee trinken, das wollen die Schäfers nicht nur selbst, sondern es auch den Kunden weitab der Anbauländer ermöglichen.

Dass die außerdem ein hochwertiges Produkt in der Tasse haben, dafür sorgen die Schäfers seit 2007 in ihrer Privatrösterei in Elm. Über 40 Sorten röstet das Paar dort jede Woche frisch; ihr Kaffee ist biozertifiziert und wurde schon ausgezeichnet. Seinen Kunden Qualität und die richtige Zubereitung nahezubringen, ist Schäfers Mission, etwa in seinen gut nachgefragten Seminaren. Neben vielen Länderspezialitäten haben die Schäfers Kaffee- und Espressomischungen, Raritäten, Kaffeepads sowie verschiedene Brühgeräte und Kaffeemühlen im Sortiment.

Das Café Plaisir eröffnet nach zweiwöchiger Grundrenovierung wieder am Montag, 2. September. Neue Decken, Böden, Elektrik, Klimaanlage und Inneneinrichtung wurden in kurzer Zeit eingebaut. Und ein besonderes großformatiges Bild ziert nun auch eine Wand. Der Saarlouiser Künstler Mike Mathes hat darin zusammengefasst, was das Besondere am Café ist; von der Philosophie der Schäfers, über den Kaffee selbst und die Menschen dahinter bis zur bedrohten Natur in den Anbauländern. „Die Themen Gesicht zeigen, Verantwortung, Umsicht, Achtsamkeit für die Umwelt sind darin verarbeitet“, erklärt Mathes, der selbst schon in Brasilien war. „Es ist auch ein aktuelles Statement gegen den politischen Rechtsradikalismus dort.“

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