Leben mit Behinderung „Hier kennt uns jeder, wir gehören einfach dazu“

Rehlingen · 42 Männer und Frauen mit Beeinträchtigungen leben bei den Wohnstätten Rehlingen-Siersburg unter einem Dach.

Das Wohnheim für Behinderte in Rehlingen, in der Wallerfanger Straße 14, gehörte ursprünglich der Saarländischen Schwesternschaft, dann lange zur Firma Paulus, Tiefkühlkost-Hersteller und anerkannte Werkstätte für Behinderte in Merzig und Rehlingen – im Volksmund bekannt als „Schnecken-Paulus“. Seit 2015 heißt der Träger des Hauses in der Wallerfanger Straße 14 „Wohnstätten Rehlingen-Siersburg“; er bietet 42 Männern und Frauen mit psychischen, geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen ein Zuhause. Alle arbeiten täglich in der Firma Paulus — bis auf 12 Rentner, die ihren Ruhestand genießen dürfen.

Die Bewohner des weitläufigen Gebäudes sind zwischen 25 und 74 Jahren alt, viele von ihnen wohnen schon 30 Jahre oder länger im Haus. Das Miteinander wird groß geschrieben: Gemeinsame Aktivitäten sind sehr wichtig, erklärt Rosemarie Gruhn, Leiterin des Wohnheims. So haben sie gerade in den Werksferien viele Ausflüge geplant, etwa nach Mainz zum ZDF. „Es gibt hier viel gegenseitige Unterstützung. Da könnten wir alle, die angeblich nicht behindert sind, etwas lernen.“

Die Anbindung an den Ort Rehlingen findet sie ideal: „Hier kennt uns jeder, wir gehören einfach dazu. Ich finde, Rehlingen ist einer der besten Orte für Menschen mit Behinderung, zum Beispiel leistet der LC ganz tolle Arbeit mit seinem inklusiven Training.“ Auch mit anderen örtlichen Vereinen arbeite der Träger gut zusammen.

Vor drei Jahren wurde das Konzept erweitert um den Bereich Selbstbestimmtes Wohnen mit Betreuung: In Wohngruppen mit drei bis acht Personen leben Menschen mit Behinderung zusammen, mit stundenweise Unterstützung von Betreuern. Auch Paare werden begleitet.

Betreut werden in diesem Bereich derzeit 19 Männer und Frauen. Drei weitere leben im Selbstbestimmten Wohnen Plus, das bedeutet eine engmaschigere Betreuung mit nächtlicher Rufbereitschaft, erklärt sie. Dieser Bereich wird gerade erweitert, ab September kommen vier Plätze dazu.

WGs gibt es schon in Merzig, Dillingen, Siersburg und Wallerfangen. Doch es könnten mehr sein: „Es ist schwierig, passenden Wohnraum zu finden“, bedauert Gruhn. Es fehle generell an bezahlbarem Wohnraum und viele Vermieter hätten Vorbehalte gegenüber den Menschen mit Behinderung. „Dabei sind gerade unsere Bewohner hier alle vorzeigbar, sie wissen sich gut zu benehmen“, betont sie. „Darauf legen wir in unserer Arbeit hier großen Wert. Und das wirkt.“

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