Adventsreihe Das Warten hat einen Anfang

Wallerfangen · Die erste Kerze brennt im Kinderheim in Wallerfangen. Gesungen wird dazu auch schon, zum Beispiel „Feliz Navidad“.

 Im Kinderheim Wallerfangen brennt schon die erste Kerze. Von links: Marie, Elisa und Marc.

Im Kinderheim Wallerfangen brennt schon die erste Kerze. Von links: Marie, Elisa und Marc.

Foto: Milan Leinen

„Der Advent ist für uns eine sehr besinnliche Zeit“, erzählt die Leiterin des Kinderheims des Sankt-Nikolaus-Hospital Wallerfangen Natalie Dresen. „Wenn wir sonntags die Kerze anzünden, wird immer auch gesungen.“ Und obwohl bei unserem Besuch noch kein erster Advent war, wollten es sich die Kinder nicht nehmen lassen, den Klassiker „Feliz Navidad“ vorzusingen. Die erste Kerze hat schließlich schon gebrannt.

„Last Christmas läuft schon hoch und runter“, erzählt Elisa, 17 Jahre. Es wird sich also bereits fleißig eingestimmt auf die beginnende Weihnachtszeit. Auch Plätzchen liegen reichlich auf den Tischen. Natürlich sind die leckeren Zimtwaffeln und das Spritzgebäck selbst gebackt. „Das ist das Geheimrezept von der Uroma einer Betreuerin“, berichtet der 12-jährige Marvin.

Für das adventliche Ambiente sorgt außerdem selbstgemachter Weihnachtsschmuck. „Unten wird gerade schon fleißig gebastelt“, erzählt Dresen, die ein Team aus zwölf Mitarbeitern, inklusive ihrer Stellvertreterin, leitet. „Manche Dekoration ist sogar noch aus Zeiten, als die Kinder hier ganz jung waren.“

Mit unten meint sie das Erdgeschoss der dreistöckigen Villa, die insgesamt 18 Kinder beherbergt. Dort ist die jüngere der beiden Wohngruppen zuhause. Das jüngste Kind ist ein Neuzugang und gerade mal vier Monate alt. Hier, im ersten Stock, leben die etwas älteren, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der jüngste ist Jeremy mit zehn Jahren, die älteste ist schon volljährig.

Ungeachtet des Alters darf ein Adventskalender natürlich nicht fehlen. Der erleichtert das Warten aufs Christkind doch erheblich. „Ich mache dieses Jahr den Adventskalender für die Erzieher“, erzählt die 13-jährige Marie stolz. Hinter den Türchen von Marc, 15 Jahre, verstecken sich Zaubertricks, wie er verrät, andere bleiben bei der Schokolade. Mittlerweile wird das erste Türchen schon geöffnet sein.

Und mit jedem Tag rückt Weihnachten näher. Am Weihnachtsabend besuchen jung und alt geschlossen die heilige Messe. Von dort zurückgekehrt, versammeln sich alle, das sind beide Wohngruppen und viele der Betreuer, noch einmal vor der Krippe und singen zusammen „Ihr Kinderlein kommet“. Und dann, dann gibt’s endlich Geschenke.

„Ich will ein Handy“, verkündet Marvin, Elisa wünscht sich vom Christkind einen Laptop. „Auf meinem Wunschzettel steht dieses Jahr ein Buch“, erzählt Marie. Marc und Luca, 16 Jahre, wollen beide ihre Guinness-World-Records-Buchsammlung fortführen. Jeder wird unter dem einen von zwei Weihnachtsbäumen ein Paket mit seinem Namen darauf finden. „Wenn die Geschenke zu teuer sind, geben wir dem Christkind von unserm Gesparten noch etwas dazu“, sagt der 13-jährige Agid. Die Weihnachtspauschale, die vom Jugendamt kommt, wird zwar von der Sophienstiftung aufgestockt. Doch selbst in der Summe reicht es nicht immer aus. Agid versichert aber: „Egal, was wir bekommen, wir freuen uns wirklich immer darüber.“

Dresen ist bescheiden in ihrem Wunsch, zumindest was den materiellen Wert angeht. „Ich wünsche mir liebe Kinder, das ganze Jahr über.“ Natürlich tun die sofort kund, dass sie ihr Bestes geben werden, damit der Wunsch der Erzieherin in Erfüllung geht.

Die Weihnachtstage sind dann für Familie und Freunde reserviert. Die einen werden im Heim besucht, andere verbringen die Zeit bei ihren Eltern, Onkels oder dem besten Freund. Auch Dresen verschlägt es über die Feiertage in die Ferne. „Sie wird zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht da sein an Weihnachten“, erzählt Marvin traurig. Noch ist es aber ja ein Weilchen hin. Wie lange genau, das können wir daran ablesen, wie hell der Adventskranz leuchtet. Die erste Kerze brennt ab diesem Sonntag – auch im Kinderheim in Wallerfangen.

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