"Sie sterben, oder sie werden irre''

Saarbrücken. Wussten Sie, dass man mit Safran jemanden umbringen kann? "Das war die Mordwaffe der Medicis", strahlt Madeleine Giese. "Als ich das gelesen habe, hat mich das sofort inspiriert

Saarbrücken. Wussten Sie, dass man mit Safran jemanden umbringen kann? "Das war die Mordwaffe der Medicis", strahlt Madeleine Giese. "Als ich das gelesen habe, hat mich das sofort inspiriert." Aber während die mörderische Florentiner Familie bevorzugt ein paar Gramm Safran in die Weingläser ihrer Widersacher rieseln ließ, ist Madeleine Giese da durchaus noch ein bisschen vielseitiger.

Für ihren neuen Radio-Tatort mit dem anregenden Titel "Der lachende Tod" hat sie dazu ein paar weitere interessante mörderische Kulinarien aufgetan. Was sie irgendwie passend findet, für einen Radio-Tatort von der Saar. "Ich bin mit der saarländischen Wichtigkeit des Essens aufgewachsen", meint die gebürtige Lebacherin. "Als ich damals nach Bamberg ans Theater kam, dachte ich, ich muss verhungern." Dort hätten sie seinerzeit wirklich gar nicht kochen können.

Gut 20 Jahre war Madeleine Giese Schauspielerin, hat in Saarbrücken an der damals noch existierenden Schauspielschule studiert, am legendären Theater Blaue Maus gespielt, später an vielen Orten der Republik gearbeitet. Dann, mit 40 Jahren, begann sie das zu tun, was sie eigentlich immer schon gewollt hatte: schreiben. Heute werden ihre viel gelobten Krimis im Aufbau-Verlag verlegt.

Seit einiger Zeit ist nun ein neues Genre dazugekommen: das Hörspiel. Als man in der ARD beschloss, nach dem Vorbild des Fernseh-Tatorts auch einen Radio-Tatort einzuführen, rief die Hörspiel-Chefin des Saarländischen Rundfunks, Anette Kührmeyer, bei ihr an. "Frau Giese, wollen Sie nicht mal ein Hörspiel schreiben?". Die sagte zu und stellte fest: "Das ist wirklich ein ganz anderes Schreiben." Man habe nur den Dialog, um die Personen vorzustellen, "das finde ich nach wie vor schwierig". Bis zu zehn Mal, erzählt sie, arbeitet sie gemeinsam mit Anette Kührmeyer ihre Manuskripte um. Trotzdem ist es jedesmal schwierig für sie, das fertige Hörspiel zu hören. "Man hört alle Fehler, die man gemacht hat, oder von denen man denkt, dass man sie gemacht hat." Madeleine Giese ist nämlich eine Korrigiererin. "Ich verändere meine Texte bei Lesungen schon mal beim Vorlesen" - weil ihr irgendeine Formulierung plötzlich doch nicht gefällt.

Madeleine Giese ist eine disziplinierte Schreiberin. "Ich glaube auch, dass man nur so schreiben kann. Für mein erstes Buch bin ich jeden Morgen um fünf Uhr aufgestanden." Weil dann die Welt noch so frisch und ruhig ist.

Die 51-Jährige lebt mit ihrem Mann, dem Schauspieler Rainer Furch, in Kaiserslautern, weil der dort am Theater engagiert ist. Aber sie selbst hat die Schauspielerei vor gut zehn Jahren komplett aufgegeben. Warum? "Ich fand es schrecklich", platzt es regelrecht aus ihr heraus. "Das Theater ist die letzte Bastion des Feudalismus, grauenhaft." Und das Leben als Frau "mit den Themen, mit denen man sich dort beschäftigt", sei nicht befriedigend. "Sie sterben, oder sie werden irre." Das hat sie irgendwann nicht mehr interesseiert. "Einmal im Jahr eine tolle Frau zu spielen und den Rest des Jahres Unsinn, das reicht mir nicht mehr."

Sie setzte alles auf eine Karte - und ging dann erst einmal vier Jahre in der Kneipe bedienen. "Nur von Büchern können Sie nicht leben", sagt sie. Weshalb sie heute viele Lesungen macht - auch gemeinsam mit ihrem Mann.

Daneben veranstaltet sie mit offenkundiger Leidenschaft Schreibwerkstätten, unter anderm im Kaiserslauterer Heinrich-Heine-Gymnasium und ist begeistert von der Kreativität der Jugendlichen dort. Sie schreibt Stücke für Krimi-Dinners. Und seit neuestem eben mörderische Hörspiele für den Saarländischen Rundfunk.

Die Inspiration für die Geschichte vom "Lachenden Tod" hatte Madeleine Giese übrigens pikanterweise bei einem saarländischen "Leichenimms". Da belauschte sie folgendes Gespräch: "Seine Frau hat ja auch nicht auf ihn aufgepasst. Sie hat viel zu fett gekocht." Wie sie diese Inspiration umgesetzt hat, erfahren Sie am nächsten Sonntag . . . "Seine Frau hat ja auch immer viel zu fett gekocht.''

Anonym

Auf einen Blick

Der Radio-Tatort "Der lachende Tod" wird am Sonntag, 19. Februar, 17.04 Uhr, auf SR 2-Kultur-Radio gesendet. Er läuft im Rahmen der Sendung "Hörspielzeit". Deren Sendeplatz wurde im Zuge der Programm-Reform des SR auf den früheren Sonntag-Nachmittag verschoben.

 Sie hat eine mörderische Phantasie: Madeleine Giese bei einer Lesung in Saarbrücken. Archiv-Foto: Iris Maurer

Sie hat eine mörderische Phantasie: Madeleine Giese bei einer Lesung in Saarbrücken. Archiv-Foto: Iris Maurer

Das Krimi-Hörspiel ist am Montag, 13. Februar, vorab in der Hörperspektive zu erleben. Sie findet um 19.30 Uhr in Saarlouis in der Stadtbibliothek, Kaserne IV, statt. Madeleine Giese und SR-Hörspiel-Chefin Anette Kührmeyer sind vor Ort. Der Eintritt ist frei. red

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