Der Charme des Maroden

Malstatt. "Die Formensprache der Postmoderne ist von den Saarbrückern bisher nicht verstanden worden." So hat die Leiterin des Saarbrücker Grünamts, Carmen Dams, vor gut zwei Jahren zu erklären versucht, warum der Bürgerpark zwar in Landschaftsarchitektenkreisen international beachtet, von den Saarbrückern aber links liegen gelassen wird. Im günstigsten Fall

Malstatt. "Die Formensprache der Postmoderne ist von den Saarbrückern bisher nicht verstanden worden." So hat die Leiterin des Saarbrücker Grünamts, Carmen Dams, vor gut zwei Jahren zu erklären versucht, warum der Bürgerpark zwar in Landschaftsarchitektenkreisen international beachtet, von den Saarbrückern aber links liegen gelassen wird. Im günstigsten Fall. Denn von Saarbrücker Kommunalpolitikern wurde die am 2. Juni 1989 eingeweihte Anlage auch schon als "Chaotenpark" und "Trümmergarten" bezeichnet.Gestaltet hat den Bürgerpark der Landschaftsplaner Professor Peter Latz. Ende 1985 begann die Umgestaltung der ehemaligen Saarbrücker Hafeninsel. Zwölf Millionen Mark, umgerechnet also rund sechs Millionen Euro, hat das Ganze gekostet. Für sein Bürgerpark-Konzept erhielt er vom Bund deutscher Landschaftsarchitekten 1989 einen Preis. Heute noch kommen internationale Studentengruppen nach Saarbrücken, um sich den Park anzusehen. In spätestens zehn Jahren, sagen Fachleute, werde der Bürgerpark unter Denkmalschutz gestellt. Der Bürgerpark versprüht den Charme des Maroden. Das ist so gewollt - und es ist herrlich. Aus den Trümmern des ehemaligen Hafens wurde der Park gebaut. Hier kann man sich verlieren, verweilen, staunen und stutzen. Die Tauben, die hoch oben auf dem Westspangenbeton sitzen, als seien sie dafür da, den Park zu überwachen. Die Seitenwege, die vielleicht gar nicht geplant waren, aber inzwischen ausgetreten sind. Die Mauern und Bögen aus rotem Klinkerstein. Die Graffiti am Beton der Westspange. Das Rauschen der Stadtautobahn, das sich - wenn man die Augen fest schließt und etwas Fantasie hat - anhört wie Meeresrauschen. Die Kunst, die wie hingeworfen aussieht. Die Enten im Teich vor dem Viadukt. Die Fußgängerallee entlang der Saar. Die Skateranlage und die Kletterwand einen Steinwurf von der Flusskreuzfahrtschiff-Anlegestelle entfernt. Der Friseur am Parkhaus. Das Kino und die Bürohäuser, die sich hinter Hecken erheben. Hier ist Saarbrücken das, was es in diesem Jahr feiert: Großstadt.

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