"Warum nicht eine Furt?"

Lauterbach. Die grenzüberschreitende Lauterbach-Studie hat zweierlei an den Tag gebracht. Erstens: Ursache dafür, dass bei Lauterbach-Hochwasser unappetitlicher Schmutz in Anlieger-Gärten schwappt, sind Unzulänglichkeiten der Carlinger Kanalisation

Lauterbach. Die grenzüberschreitende Lauterbach-Studie hat zweierlei an den Tag gebracht. Erstens: Ursache dafür, dass bei Lauterbach-Hochwasser unappetitlicher Schmutz in Anlieger-Gärten schwappt, sind Unzulänglichkeiten der Carlinger Kanalisation. Zweitens: Für Häufigkeit und Stärke der Hochwasser sind die Anlieger mitverantwortlich; denn sie sind mit privaten Brücken und Stegen dem Bach so nahe auf die Ufer gerückt, dass nicht genug Wasser abfließt. Der zweite Punkt - zusammen mit der Feststellung der Studien-Autoren, dass die Anlieger-Bauten sämtlich gegen wasserrechtliche Vorschriften verstoßen - hat in Lauterbach für Aufregung gesorgt. Bei der Bürgerversammlung, in der die Studie präsentiert wurde, ging es hoch her. Wir haben nachgefragt bei Roland Desgranges, Diplomingenieur und Mitautor der Studie: Wie bedeutsam für die Lauterbach-Hochwässer sind die Anlieger-Bauten tatsächlich? Wenn man die Carlinger Kanalisation verbessere, gelange zwar kein Schmutz mehr in den Bach, die Qualität des Lauterbach-Wassers ändere sich, sagt Desgranges. Nicht aber die Wassermenge. "Ich warne davor, von den Carlinger Maßnahmen zu viel zu erwarten", betont der Fachmann. Hochwasser werde es weiter geben. Und da sei dann guter Abfluss auf den gut drei Lauterbacher Kilometern des Gewässers entscheidend. Der fehle bisher. Desgranges nennt ein Beispiel: Bei einem Starkregen-Ereignis, wie es im Durchschnitt alle fünf Jahre vorkommt, strömen 3,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde bachabwärts. An Engstellen fließt aber viel weniger ab, hie und da nicht einmal ein Kubikmeter pro Sekunde. Die Folge: Das Wasser staut sich - und überflutet oberhalb des Hindernisses die Gärten.Dem sei nur beizukommen, sagt Desgranges, wenn man konsequent alles entferne, was den Wasserabfluss behindere. Quer über den Bach gespannte Zäune etwa: An ihnen fange sich Astwerk, Geröll, Laub, das das Wasser mittrage, und bilde eine Art Damm. Ebenso die privaten Brücken und Stege. Natürlich, fügt Desgranges hinzu, müssten die Anlieger den Bach überqueren können, der mitten durch ihre Grundstücke verläuft. Aber: "Warum nicht eine Furt?" Das Ufer abflachen, ein paar Trittsteine ins Bachbett - das koste weniger als ein neuer, größerer Steg. Und lasse sich leicht so anlegen, dass man auch mit Rasenmäher oder Schubkarre hinüber könne: "Wir haben woanders mal eine Furt gebaut, durch die Bauern mit dem Trecker durchfahren." Bessere Abflussmöglichkeiten zu schaffen, liege letztlich im ureigenen Interesse der Anlieger, wirbt Desgranges um Einsicht. Wieder mit einem Zahlenbeispiel: Bisher müssten die Anlieger fünf Mal jährlich mit Hochwasser rechnen. Bei einer gar nicht so großen Erweiterung des Bach-Querschnitts sei nur noch eine Überschwemmung alle fünf Jahre zu erwarten; "das ist doch schon was wert".Darüber - und auch über gute und günstige Alternativen zu den bisherigen privaten Stegen - sei bisher noch viel zu wenig geredet worden, meint Desgranges. Seine Hoffnung: "Es müssten ein paar Engagierte aus dem innerem Kreis der Anlieger tätig werden."

HintergrundDie Lauterbach-Anlieger in Lauterbach haben mit dem Gewässer, das mitten durch ihre Grundstücke verläuft, große Probleme. Bei Starkregen tritt der Bach oft über die Ufer und überschwemmt die Gärten mit unappetitlichem Schmutz. Zur Abhilfe empfiehlt die neue grenzüberschreitende Studie Verbesserungen der Kanalisation im französischen Carling (Kosten: zwei Millionen Euro). Auf deutscher Seite, so die Experten, müsse man den Wasserabfluss steigern (600 000 Euro), auch durch Abriss von privaten Brücken, die ohnehin widerrechtlich gebaut seien. Rechtlich zuständig für diese Bauten ist die Untere Wasserbehörde, seit 2008 beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz angesiedelt. dd

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