Bürgermeisterwahl Sechs Bewerber – Gruppenbild mit Dame
Völklingen · Am Donnerstag, 1. März, entscheidet der Völklinger Stadtrat, wer künftig das Bürgermeister-Amt der Stadt innehaben soll. Das Gremium hat im wörtlichen Wortsinn die Wahl: Sechs Völklinger haben sich beworben, eine Frau, fünf Männer.
Überraschung: Aus dem Kandidatenquartett fürs Völklinger Bürgermeisteramt, das zu Beginn des Monats bekannt war (wir haben berichtet), ist inzwischen ein Sextett geworden. Zu den Kandidaten, die die Völklinger Parteien auf den Schild gehoben haben – Erik Roskothen (SPD) und Christof Sellen (CDU) – und den parteilosen Bewerbern Stephan Tautz, der schon bei der Oberbürgermeisterwahl einen verblüffenden Achtungserfolg einfuhr, und Stephan Wagner, der auf die Stimmen der Linken-Ratsfraktion zählt, sind zwei weitere Unabhängige hinzugekommen. Nämlich Bärbel Reez, die einzige Frau in der Bewerberliste. Und Stefan Peter.
Über Peter wissen wir bisher nichts. Denn die Vorlage für die entscheidende Stadtratssitzung am Donnerstag, 1. März, verfährt mit den Bewerber-Daten höchst diskret. Und in Ermangelung einer aktuellen Telefonnummer konnte die SZ auch keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
Reez hingegen hat sich ihrerseits in der Redaktion gemeldet. Sie lebt in Fenne, ist dort im Badminton- und im Sportverein engagiert. 1964 in Leipzig geboren, ging sie nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze mit ihrer Familie in den Westen. Und seit gut 20 Jahren lebt sie in Völklingen. Als Quereinsteigerin hat sie bei der Arbeitsagentur angefangen und sich mit einem berufsbegleitenden Studium zur Verwaltungsfachwirtin qualifiziert. Von daher fühlt sie sich auch dem Bürgermeister-Amt gewachsen. „Es ist ein Job“, sagt sie, „und zwar ein Verwaltungsjob“, der nicht „politisch angehaucht“ sein sollte. Den politischen Part sieht sie ausschließlich beim Oberbürgermeister und beim Stadtrat – die Bürgermeister-Arbeit hingegen sollte ihrer Ansicht nach „neutral“ sein. Dass schon die Wahl durch den Stadtrat, die das Gesetz vorgibt, dem zweiten Führungsamt einer Stadt politischen Charakter verleiht, ist ihr andererseits klar; „aber das muss man ja nicht richtig finden“. Im Übrigen, meint sie, täte Völklingen eine komplett weibliche Rathausspitze – also neben der künftigen Oberbürgermeisterin Christiane Blatt (SPD) auch eine Bürgermeisterin – nur gut: „Wir entscheiden schon anders.“ Chancen rechnet sie sich angesichts der Rats-Zusammensetzung zwar nicht aus. Doch sie habe mit ihrer Kandidatur ein Zeichen setzen wollen: nicht nur meckern, sondern machen.
Bei der Wahl am Donnerstagabend wird es spannend. Geheime Abstimmung schreibt das Gesetz vor. Erhält kein Bewerber eine absolute Mehrheit – davon ist bei sechs Kandidaten auszugehen –, geht es mit den beiden Bewerbern, die in der ersten Runde die meisten Stimmen erhielten, in die zweite Wahlrunde. Ist in der ersten Runde Stimmengleichheit entstanden bei den Kandidaten auf Platz zwei und drei, entscheidet das Los, wer in die Stichwahl kommt; so lautet die Auskunft aus dem Rathaus zum Wahlverfahren.
Die SPD-Fraktion stellt 17 der 45 Ratsmitglieder, die CDU 16; so ist wohl am wahrscheinlichsten, dass die Entscheidung letztlich zwischen Erik Roskothen (SPD) und Christof Sellen (CDU) fällt. Aber in geheimer Wahl ist nichts unmöglich: Im Dezember 2002 wählte der Völklinger Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit Jochen Dahm (CDU) zum Bürgermeister – obwohl die SPD-Fraktion damals über eine Ein-Stimmen-Majorität verfügte.
Gewählt wird in der Stadtratssitzung am Donnerstag, 1. März, 17 Uhr, im großen Saal des Neuen Rathauses Völklingen. Die Sitzung ist öffentlich.