Immer ein offenes Ohr

Geislautern · 1974 trat Franz-Josef Petry in den Völklinger Stadtrat ein. Er hat den Wandel von der florierenden Hüttenstadt zu der unattraktiven Leerstände-City mitgemacht. Im Mai kandidierte er nicht mehr – doch er bleibt aktiv.

 Franz-Josef Petry und seine Frau Ursula Margarete. Sie weiß genau, dass er sich trotz seines Rückzuges aus dem Stadtrat weiter um die Sorgen der Bürger kümmert. Foto: Becker & Bredel

Franz-Josef Petry und seine Frau Ursula Margarete. Sie weiß genau, dass er sich trotz seines Rückzuges aus dem Stadtrat weiter um die Sorgen der Bürger kümmert. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Als wir Franz-Josef Petry (76) zuhause in Geislautern besuchen, telefoniert er gerade. Es geht um ein Problem mit dem Dorfgemeinschaftshaus. Auch nach dem Rückzug aus dem Stadtrat hat Petry ein offenes Ohr für die Sorgen der Bürger . "Mein Mann ist immer noch aktiv", erklärt Ehefrau Ursula Margarete. In den örtlichen Vereinen, in der CDU und in der Kirchengemeinde will der pensionierte Studiendirektor weiter mitmischen.

Dem Völklinger Stadtrat hat der Christdemokrat nach 40 Jahren den Rücken gekehrt, bei den Kommunalwahlen im Mai kandidierte er nicht mehr (wir berichteten). Als Petry 1974 vereidigt wurde, präsentierte sich Völklingen noch als florierende Hüttenstadt. Statt über Leerstände diskutierten die Politiker damals über die stark verschmutzte Rossel. Man beriet über den Neubau von Schulen und Sportstätten. Oder beschäftigte sich mit dem Zusammenwachsen der Stadtteile. Nach der Gebietsreform war der Rat nun auch für Ludweiler und Lauterbach zuständig.

Aus dem Vollen konnten die Stadtverordneten schon damals nicht schöpfen, im Jahr 1975 gab es in Völklingen den letzten ausgeglichenen Haushalt. Trotz angespannter Finanzen, erklärt Petry, war es aber noch möglich, größere Vorhaben alleine zu stemmen. Heute ist das anders. Da könnten solche Projekte ohne Förderprogramme nicht mehr verwirklicht werden.

Immer wieder hat Petry gegen das hohe Verkehrsaufkommen in Geislautern protestiert. Die Blechlawine , die täglich durch die Ludweilerstraße rollt, verursacht nicht nur Lärm. Viele Fußgänger wurden überfahren. In 46 Jahren, berichtet der besorgte Bürger , gab es 64 Verkehrstote . Petry wird weiter für eine großräumige Umgehung kämpfen. "Wir wollen eine Verkehrsmengenminderung", betont er.

Im Rat macht der CDU-Mann nun gerne jüngeren Leuten Platz. Er animiert den Nachwuchs, sich kommunalpolitisch zu engagieren und die Stadt mitzugestalten. "Die Zusammenarbeit der Parteien hat sich in den letzten zehn Jahren stark verbessert", erklärt der Christdemokrat. Neben den Politikern seien aber auch die Fachleute im Rathaus gefragt. Viele von ihnen würden mit den Problemen der Stadt nur während der Arbeitszeit konfrontiert. "Die Verwaltungsleute wohnen nicht in Völklingen ", bedauert Petry.

Die Bürger nimmt er ebenfalls in die Pflicht. Von ihnen fordert er mehr Initiative. Blumenschmuck etwa könne in Eigenregie angebracht werden. Auch den neuen Stadtverordneten gibt Petry Ratschläge mit auf den Weg. Während der Verabschiedung der ausscheidenden Mandatsträger zitierte er kürzlich einen Bürgermeister aus Südtirol. Die Giebelaufschrift am Rathaus St. Johann entdeckte er während eines Urlaubs. Mit Blick auf die Ratsbeschlüsse heißt es dort: "Ein guter Rat nützt, böse Mäuler schaden. Pflichtbewusstsein bringt Vertrauen, Ehrgeiz zerstört es. Überlege gut, bevor du handelst!"

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Auf einen Blick Franz-Josef Petry, Jahrgang 1938, wuchs in Wehrden auf. Von 1952 bis 1967 arbeitete er auf der Völklinger Hütte. Zunächst wurde Petry zum Hochöfner ausgebildet, später berechnete er die Beschickung der Öfen und unterrichtete Lehrlinge. 1955 schlug er den zweiten Bildungsweg ein und machte berufsbegleitend die mittlere Reife. Er besuchte das Abendgymnasium, studierte Metalltechnik und katholische Religion auf Lehramt an Berufsschulen. 1967 begann er als Referendar am Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrum Dillingen. Der Schule blieb der Lehrer bis zum Schluss treu. 2003 ging er als stellvertretender Schulleiter in Pension. 1963 heiratete Petry und zog von Wehrden nach Geislautern. Ab 1974 gehörte er dem Stadtrat an. tan

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