Fast wie auf einem südländischen Bazar

Völklingen. "Laaf nidd furdd!" Treffen sich, gestern beim Jahrmarkt in Völklingen, zwei ehemalige Hüttenarbeiter: "Jeddsd genma awwa sesamme eene drinke!" Jahrmarkt ist Bummelzeit. Elisabeth und Winfried Kirsch verpassen keinen und sagen: "Das ist eine schöne Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen

 Erst mal schauen: Jahrmarkt, hier in der Rathausstraße. Foto: Jenal

Erst mal schauen: Jahrmarkt, hier in der Rathausstraße. Foto: Jenal

Völklingen. "Laaf nidd furdd!" Treffen sich, gestern beim Jahrmarkt in Völklingen, zwei ehemalige Hüttenarbeiter: "Jeddsd genma awwa sesamme eene drinke!" Jahrmarkt ist Bummelzeit. Elisabeth und Winfried Kirsch verpassen keinen und sagen: "Das ist eine schöne Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen." Und um was zu kaufen? "Wenn ich etwas Interessantes finde, gerne", antwortet Elisabeth Kirsch. Die Auswahl ist groß. Wo sonst gibt es diese einmalige Pferdesalbe? Wer schnitzt so schön Orangen, Gurken, Radieschen oder Paprika wie Heinz Günther Düsterwald? Düsterwald: "Nach Völklingen komm ich jetzt schon seit Jahrzehnten, immer an den gleichen Standort beim Alten Rathaus. Können Sie sich noch daran erinnern, dass hier mal ein Kaffeeanbieter war und noch früher ein Fahrradgeschäft?" Herbert Kiefer aus Riegelsberg, sonst eher selten in Völklingen, kommt aus dem Staunen und Fotografieren mit seiner digitalen Kameranicht mehr heraus: "Hier finde ich ja genau so viel interessante Motive wie neulich in Amsterdam." Der Jahrmarkt ist "Multikulti". Hier ein Inder, da ein Pakistani, wenig weiter ein türkischer Handelsmann und direkt daneben der saarländische Lyoner-Griller. Sie alle suchen das Verkäuferglück. Ertan Baysal, er handelt mit Tischdecken und nachgemachten Schlüsseln: "Die Zeiten sind für uns Händler härter geworden. Aber wer einmal in diesem Metier gearbeitet hat, kommt nicht mehr davon los." Denn interessant ist es - allein wegen der Dialoge. Er suche eine schöne Gesichtssalbe für seine Gattin, sagt ein Besucher. "Such Dir doch lieber 'ne neue Frau!" kriegt er zur Antwort. Käthe Wolmeringer kauft sich eine dicke Fleecejacke: "Gell, Dir iss aach das Heizöl zu teuer genn", ruft ihr Nachbar Herbert Erbelding zu. Socken gibt's in allen Variationen, sogar mit aufgestepptem Teddybär. Eine Modistin hält Hüte für Flachlandtiroler, Nordlichter, Halbfranzosen und normale Saarländer feil. Zu kaufen gibt es außerdem "Poliermittel mit Zauberkraft", Nussknacker, die "nur die Schale, nicht den Kern" knacken, Kräuter aus "Bella Italia", Käse aus der österreichischen Steiermark, Katenschinken aus dem Westerwald, Mandelplunder im Sonderangebot und "Fikadellen". Bei letzteren handelt es sich um normale Fleischklopse, denen beim Druck des Speiseplanes irgendwie das "R" abhanden gekommen ist.Was will man sagen? Die Atmosphäre ist, trotz der niedrigen Temperaturen, irgendwie südlich, und die Völklinger Herbstkirmes findet mit diesem Jahrmarkt einen schönen Abschluss.

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