Stadtsanierung am Computer

Völklingen. Als Wolfgang Pfaff, Leiter des Völklinger Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG), Objekte suchte, die während eines Foto-Projektes digital bearbeitet werden können, wurde er schnell fündig. Vom Hauptportal der Schule aus blickte er auf die Jugendstilhäuser der Hohenzollernstraße. Die Schule selbst wurde ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet

 Ortstermin in der Hohenzollernstraße beim Projekt "Jugend stylt Jugendstil" - von links: Lehrer Patrick Dreher, die Schülerinnen Katharina Leimann, Angela Große, Tamara Bender und Freyzen Yilmaz, Lehrerin Petra Sachs, Grafiker Heinz Kuhn und Schulleiter Wolfgang Pfaff. Foto: Becker&Bredel

Ortstermin in der Hohenzollernstraße beim Projekt "Jugend stylt Jugendstil" - von links: Lehrer Patrick Dreher, die Schülerinnen Katharina Leimann, Angela Große, Tamara Bender und Freyzen Yilmaz, Lehrerin Petra Sachs, Grafiker Heinz Kuhn und Schulleiter Wolfgang Pfaff. Foto: Becker&Bredel

Völklingen. Als Wolfgang Pfaff, Leiter des Völklinger Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG), Objekte suchte, die während eines Foto-Projektes digital bearbeitet werden können, wurde er schnell fündig. Vom Hauptportal der Schule aus blickte er auf die Jugendstilhäuser der Hohenzollernstraße. Die Schule selbst wurde ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. In der Umgebung entdeckte der kunstinteressierte Mathematiker auf Anhieb 38 Häuser aus den Jahren 1895 bis 1908. Und ein Stück entfernt auch einen kommunalpolitischen Anknüpfungspunkt: Die Sanierung einer historischen Häuserzeile in der Rathausstraße zählt zu den "Leuchtturmprojekten" im Dienst der Innenstadt-Wiederbelebung. Nachdem das Thema feststand, war auch der Name schnell gefunden: "Jugend stylt Jugendstil". Im Gespräch erläutert Pfaff die Einzelheiten des Projektes, für das noch Sponsoren gesucht werden: Die fotografierten Häuser sollen von rund zehn Gymnasiasten der Klassenstufen zehn und elf am Computer koloriert und verfremdet werden. Per Mausklick könnten etwa Kunststofffenster durch Originalrahmen aus dem Nachbarhaus ersetzt werden. "Die Schüler können ihrer Phantasie freien Lauf lassen", versichert Pfaff. Die virtuell restaurierten Gebäude werden dann auf Kunststoffplatten zu einer begehbaren Jugendstilstraße zusammengefügt. Die unveränderten Originalfotos auf der anderen Straßenseite sorgen für ein spannendes Kontrastprogramm.Beim Rundgang durch die Innenstadt sind neben Grafiker Heinz Kuhn, den Kunst- und Informatiklehrern Petra Sachs und Patrick Dreher auch einige Schülerinnen dabei. Um das Jahr 1900 wurden am boomenden Stahlstandort viele prächtige Bauten errichtet: Die Gruppe entdeckt Narren- und Tierornamente, Rosetten mit Muscheloptik und für die Gegend ungewöhnliches Fachwerk. Der Blick in einen Hinterhof zeigt, dass sich die prunkvolle "Schaufassade" zur Straße aber mitunter deutlich von der praktisch gestalteten Rückseite unterscheidet.Auf die virtuellen Nachwuchsrestauratoren wartet viel Arbeit: Begradigte Segmentbögen, mit Farbe zugekleisterter Sandstein und moderne Fenster sind Stilbrüche, die korrigiert werden müssen. Vor allem die Erdgeschosse wurden nach dem Krieg der Funktionalität geopfert. Wer vor einem sterilen Ladenlokal steht, ahnt zunächst nichts von der historischen Bausubstanz. Erst der Blick nach oben offenbart die Jugendstilvergangenheit. Pfaff will Kontakt mit dem Heimatkundlichen Verein Warndt aufnehmen. Von den Experten erhofft er sich Fotos der noch nicht umgebauten Häuser. "Mir sind viele Jugendstilelemente aufgefallen, die man sonst übersieht", berichtet Schülerin Feyzan Yilmaz. Während die 17-Jährige vor allem die Bildbearbeitung reizt, interessiert sich Angela Große für den künstlerischen Aspekt des Projektes. "Ich will ausprobieren, wie man mit verschiedenen Farben die Wirkung der Häuser verändern kann", berichtet Tamara Bender. Nach den Herbstferien werden die jungen Leute erstmals mit der Kamera losziehen, im Frühjahr soll die digitale Häuserzeile stehen. Ihre Dokumentation würde die Schule dann gern im Neuen Rathaus ausstellen.

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