Völklingen. Den Begriff "Narr des Jahres" prägten die Engländer im sechsten Jahrhundert. Mit den Worten "Smoking the fool - Räuchere den Verrückten!" sei dort, glaubt man dem Internet, der ausgeguckte "Narr des Jahres" an einem Ast über einem brennenden Reisigfeuer geröstet worden. So lebensgefährlich ging es am Dienstagabend im Völklinger Wasserwerk Simschel nicht zu, obwohl manch einer wie auf glühenden Kohlen gesessen haben mag, bis die Veranstaltung mit erheblicher Verspätung endlich auf Touren kam. Die eingeladenen Faasebooze der Vereine Die Braddler aus Geislautern, Die Beeles aus Ludweiler, Die Kreisler aus Völklingen und von der Aktionsgemeinschaft Heidstocker Vereine (AGH) vertrieben sich die Wartezeit, um vereins-übergreifend Neues aus der bunten Welt des Karnevals auszutauschen: Prinz Ilhan, der erste türkische Fastnachts-Regent des Saarlandes, ist groß in der Saarbrücker Zeitung rausgekommen. Die Garde Gemischter Marsch der Kreisler wurde Saarlandmeister. Das war in der Region noch nicht da. Die Vorbereitungen für die Prunksitzungen, Umzüge und Maskenbälle sind abgeschlossen. "Die Faasend kann kumme." Stolz tragen ihre Akteure Narrenkapp, Dreispitz, Federhut oder Kosakenmütze. Die Herren, berockt wie Napoleons Grenadiere, die Damen mit freizügigem Dekolleté oder zugeknöpft bis zur Halskrause, je nachdem, die Herolde, Hofnarren, -damen und -schranzen fein herausgeputzt - die Liebe zu "König Karneval" fordert ihren Tribut. Dazu muss man wissen, dass hinter den Offiziellen hunderte von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren stehen, die sich in Tanzgarden, Musikgruppen, Gesangsformationen oder "hinter den Kulissen" um den Erfolg der regionalen Faasenacht bemühen. Ihnen gilt die Auszeichnung "Narr des Jahres" der Stadt Völklingen, deren Oberbürgermeister Klaus Lorig wieder einmal als erklärter Faasebooz und Reimeschmied die Ehrung leitete und dabei allen "Miesmachern, Gluddskepp, Babbsegg, Wuddsebagge und Schwaddudlern" sein "Helau!" entgegenschleuderte mit der Bemerkung: "Eisch kann wege mir de Deiwel holle!" Wer Narr des Jahres wurde? Bei den Kreislern war es Eliane Becker, die dem Verein seit elf Jahren (ein närrisches Jubiläum) als Cheftrainerin der Garden zur Verfügung steht. Die Beele' s hatten Bianca Klein für die Auszeichnung vorgesehen, die die Freude am Karneval bereits "mit der Muttermilch" aufgesogen und bis zum heutigen Tag bewahrt und aktiv gefördert habe. Schließlich war es Kerstin Steinlein, die ihre vielfältigen Talente in Sachen Karneval, hauptsächlich im Gardetanz, den Geislauterner Braddlern zur Verfügung stellt. Die AG Heidstock verzichtete darauf, einen Narr des Jahres zu benennen, denn, so ihr Vorsitzender Thorsten Hayo, ".wir sind ja noch ein junger Verein, der sich mit Ehrungen noch etwas Zeit lassen will." Ein dreifach donnerndes "Alleh Hopp!" gab es für Helmut Müller von den Beele' s und dessen Sonder-Auszeichnung: Müller widmet seine Freizeitaktivitäten seit nunmehr 55 Jahren (närrisches Jubiläum!) dem Bühnen- und Wagenbau in Ludweiler.