Der erste türkische Karnevalsprinz

Völklingen. Er ist in St.Ingbert geboren, er arbeitete "auf der Grube", war Bergmann unter Tage, lebt heute in Geislautern und ist Karnevalsprinz der dort ansässigen "Braddler". Hieße er nicht Ilhan Özpamuk, er wäre ein Klischee-Saarländer, dessen Kinder in der Garde tanzen und der saarländisch nicht nur versteht

 Ilhan Özpamuk vor einem Vereinsplakat der "Braddler". Fotos: bub

Ilhan Özpamuk vor einem Vereinsplakat der "Braddler". Fotos: bub

 Susanne Kiefer

Susanne Kiefer

Völklingen. Er ist in St.Ingbert geboren, er arbeitete "auf der Grube", war Bergmann unter Tage, lebt heute in Geislautern und ist Karnevalsprinz der dort ansässigen "Braddler". Hieße er nicht Ilhan Özpamuk, er wäre ein Klischee-Saarländer, dessen Kinder in der Garde tanzen und der saarländisch nicht nur versteht. Aber Ilhan Özpamuk (34) ist Türke und als solcher der erste türkische Karnevalsprinz im Saarland.Seit dem 11.11. regiert er zusammen mit Prinzessin Susanne (Kiefer) für zwei Jahre im Völklinger Stadtteil Geislautern, vertritt den Verein beim Narren-Empfang des Ministerpräsidenten ebenso wie bei den Sitzungen in der örtlichen Turnhalle. Das Kostüm musste er selbst zahlen, das war ihm 500 Euro wert. Außerdem investiert er viel Zeit, was nicht selbstverständlich ist. Harald Koch, der Vorsitzende der Braddler, weiss, dass es schwierig ist, überhaupt ein Prinzenpaar zu finden und dass es schon Sessionen ohne ein Prinzenpaar in Geislautern gab. Der Prinz aus der Türkei ist hier ein besonderes Highlight, denn der junge Mann zieht Aufmerksamkeit auf den kleinen Verein und ist noch dazu ein "Faasebooz durch un durch", wie er selbst sagt. Im Saarland aufgewachsen, zog er schon als Kind im Cowboy- oder Indianerkostüm durchs Dorf, später begeisterte ihn "Ur-Braddler" Ignaz Schuh für den Verein. "Wir machen den Türken zum Prinz", fiel immer wieder - im Scherz. Doch die Idee fand mehr und mehr Freunde, plötzlich wurde sie spruchreif. Prinz "Ilhan I." wurde inthronisiert. "Es gab keinerlei Einwände, keine Kritik, keine feindliche Äußerung", sagt Koch. Überall werde Ilhan freudig aufgenommen, was er auch selbst so empfindet. Die Deutschen reagieren positiv. Wie reagieren die Türken? "Bei uns ist Karneval nicht kulturell verankert. Trotzdem schwappt der Brauch in die türkischen Städte, wo erste Maskenbälle stattfinden. Es wird immer beliebter", sagt der Moslem Ilhan, dessen religiöse Frau sein Faschingstreiben toleriert, aber nicht fördert. Sie bringt die Kinder zum Training der Garde, besucht aber keine Kappensitzungen. Auch ist Ilhan der einzige Türke im Verein, was er gern ändern würde. Der türkische Prinz ist auf Seiten der Türken exotischer als er es für die Deutschen ist, sind sich Ilhan und Koch einig. Weitere Türken für den Karneval zu begeistern, ist eines seiner Ziele. Und da ist er Pionier. Nur in einem Punkt konnte er sich nicht durchsetzen: Er wollte ein orientalisches Sultanskostüm. Der Verein bestand auf ein klassisches Prinzenkostüm in den Vereinsfarben.

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