Skulptur Die Perspektive wird sich wandeln

Quierschied · Neue Skulptur in Quierschied verändert sich mit der Zeit und hat jetzt schon ihre Spitznamen.

 In dieser Woche ist das neue Kunstwerk vor der Q.lisse enthüllt worden: „Die Zweite – 3 Freunde – 3. Satz“ von Wolfgang Raber (im Bild).

In dieser Woche ist das neue Kunstwerk vor der Q.lisse enthüllt worden: „Die Zweite – 3 Freunde – 3. Satz“ von Wolfgang Raber (im Bild).

Foto: Iris Maria Maurer

„Es war schon ein besonderer Moment, als die Plane schließlich gefallen ist“, sagte der Quierschieder Künstler Wolfgang Raber nach der Enthüllung der Großskulptur „Die Zweite  – 3 Freunde – 3. Satz“ am Donnerstag vor der Q.lisse in Quierschied, „man hat eine besondere Beziehung zu jedem Werk. Fast wie zu einem Kind. Wenn ich es mir jetzt anschaue, muss ich sagen: Es hat geklappt, es passt hierher.“

Rund 80 Kunstfreundinnen und Freunde waren zur Enthüllung gekommen. Die Deutung der fünf Säulen fiel gänzlich unterschiedlich aus. „Quierschieder Surfschule“, nannte es ein Betrachter, „ich sehe einen Cello-Spieler“, sagte eine Besucherin.

„Tatsächlich sehen wir eine Skulptur aus fünf Einzelformen. Drei ganz ähnliche, spitz zulaufende Formen, sowie zwei weitere, die im oberen Bereich allerdings aneinandergefügte Elemente aufzeigen“, erklärte Kunsthistorikerin und Journalistin Nicole Baronsky-Ottmann in ihrer Laudatio, „das fünfte Element der Arbeit fällt aus dem Rahmen. Denn hier haben wir eine aufrechte Stele, eine Säule, die allerdings am oberen Ende die spitz zulaufende Form der Freunde wieder aufnimmt, diesmal aber in kleinerer Größe, als zusätzliches Element, und interessanterweise mit einer Ausparung im negativ-positiv-Effekt. Außerdem wird sie von einem hufeisenähnlichen Element bekrönt, das wie Arme in die Horizontale greift.“

Spannend ist das Objekt allemal. Gefertigt aus sogenanntem Cor-Ten-Stahl, bildet der Rost auf der Oberfläche nicht nur ein interessantes, weil im Laufe der Zeit sich veränderndes Farbenspiel, er schützt auch das Kunstwerk vor Umwelteinflüssen. Geht man um die Objekte herum, bieten sich immer neue, interessante und unterschiedliche Perspektiven und Deutungsansätze.

Zur Erklärung des ungewöhnlichen Namens erzählte Kunsthistorikerin Baronsky-Ottmann von einem persönlichen Gespräch mit dem Künstler, der eigentlich sehr ungern über sich selbst redet, sondern seine Werke sprechen lassen möchte. Er höre bei der Arbeit klassische Musik. Das beruhige ihn, aber er sei kein großer Klassik-Kenner. „Auch hier haben wir direkt wieder die Einschränkung seiner Person“, so die Expertin, „besonders gerne höre er Beethoven, und daher ließ er sich von der 2. Sinfonie und hier dem 3. Satz zu der Skulptur inspirieren.“

Finanziert wurde das Werk, das nun den Abschluss der Maßnahmen im oberen Bereich der Q.lisse darstellt, von der Gemeinde mit Unterstützung der Vereinigten Volksbank. „Ich bin mir sicher, dass dieses Werk außerordentliche Beachtung finden wird“, sagte Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer: „Auch wenn Kunst im öffentlichen Raum auch heute noch ein Thema ist, das unterschiedliche Auffassungen zulässt, bin ich davon überzeugt, dass es die Kunst in all ihren Facetten ist, die den Unterschied ausmacht und das Leben aufwertet.“

Oder wie es Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief einmal formulierte: „Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor etwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können.“ Quierschied ist jedenfalls um ein interessanten Hinkucker reicher.

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