Zwei Saarbrücker erfinden Lebensmittel Die Sache mit der Semmelknödel-Scheibe

Saarbrücken · Die Saarbrücker Lebensmittel-Entwickler Udo Rössel und Markus Felchner retten Brot vor der Mülltonne.

 Udo Rössel, links, und Markus Felchner.		  Foto: Martin Rolshausen

Udo Rössel, links, und Markus Felchner. Foto: Martin Rolshausen

Foto: Martin Rolshausen

Udo Rössel weiß, dass eine gute Idee alleine mitunter nicht reicht. Der 59-Jährige ist Marketingexperte. Man müsse nicht nur einen guten Job machen, man müsse ihn auch zur richtig Zeit machen, sagt er. So wie die Sache mit der Semmelknödel-Scheibe.

Die Semmelknödel-Scheibe ist die Antwort von Udo Rössel und seinem Geschäftspartner Markus Felchner auf eine Frage, die viele Menschen gerade zurecht umtreibe, sagt Rössel. Warum werden Lebensmittel weggeworfen, auch wenn sie noch genießbar sind? Und gibt es keine anderen Möglichkeiten? Darauf haben andere eigene Antworten gefunden. Es gibt Unternehmen, die geben Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden, an die Tafel, die sie wiederum an arme Menschen verteilt. Und es gibt Lebensmittel-Retter, die Noch-Genießbares aus den Abfalltonnen der Supermärkte fischen.

Etwa eins von vier Broten, sagt Udo Rössel, werde vernichtet, weil es nicht verkauft wurde. Eine Herausforderung für zwei Männer, die eine Firma gegründet haben, deren Ziel es ist, Lebensmittel „weiterzuentwickeln“. Sygaback nennt sich das Saarbrücker Unternehmen. Rössel ist studierter Produktdesigner, hat aber in den vergangenen Jahren vor allem im Marketing gearbeitet. Markus Felchner, 20 Jahre jünger als Rössel, also 39 Jahre alt, hat unter anderem in der Systemgastronomie gelernt und hat eine wirtschaftliches Studium. „Ich bin zwar Betriebswirt, man könnte mich aber nicht ins Kontrolling einer Systemgastronomie stecken“, sagt er. Was er am besten kann, ist etwas, dass er nicht im klassischen Ausbildungssystem gelernt hat: kochen. Unter anderem in Frankreich hat er am Herd gestanden.

Ihr gemeinsames Geschäftsmodell: Sie schauen sich an, was fehlt im Sortiment einer Firma – und entwickeln ein passendes Produkt. Manchmal meldet sich auch ein Unternehmen bei Sygaback und beauftragt die beiden mit der Entwicklung eines neuen Produkts.

Die Sache mit dem Brot und den Brötchen hat den beiden Lebensmittelentwicklern nicht nur Aufträge beschert, sondern inzwischen auch einige Auszeichnungen aus der Branche. „Weiterverarbeitung und Veredelung von unverkauften Backwaren“ nennen Rössel und Felchner das, was sie tun. Die Semmelknödel-Scheibe besteht, vereinfacht formuliert, aus altem Brot. Sie wird in einer Form gebacken und dann aufgeschnitten wie Brot.

Klingt einfach, ist es aber nicht. Die Kunst der Lebensmittelentwickler besteht – nicht nur bei diesem Produkt – darin, das Ganze selbst erstmal zu testen und dann so zu gestalten, dass der Kunde es mit seinen Möglichkeiten herstellen kann. Eine Großbäckerei arbeite nunmal anders als ein kleiner Familienbetrieb, sagt Felchner.

Für die Großbäckerei Biebelhausener Mühle haben sie den süßen Klassiker „Eclair“ neu interpretiert und zu einem pikant gefüllten warmen Eclair in der Variante Käse-Dattel mit Speckkruste entwickelt. Für die Handwerksbäckerei Flesch aus der Eifel haben die Saarbrücker einen süßen Klassiker, nämlich den gefüllten Berliner und einen Obstplunder, in pikanten Varianten entwickelt. Der Berliner wurde mit einer Camembert-Preiselbeer-Masse gefüllt und mit Käse gekrustet. Der Käse-Emmer-Plunder wurde mit einer Basilikumcreme bestrichen, mit Antipasti-Gemüse belegt und mit Mozzarella überbacken.

 Ein Sandwich mit Semmelknödel-Scheiben.		  Foto: Sygaback

Ein Sandwich mit Semmelknödel-Scheiben. Foto: Sygaback

Foto: sygaBack

Der beste Einfall war aber wohl die Semmelknödel-Scheibe. „Gute Ideen ziehen mitunter große Kreise“, sagt Rössel. Diese Saarbrücker Idee wurde ins Lehrprogramm der Schweizer Back-Akademie „Richemont“ aufgenommen. Das bringe zwar kein Geld, lenke aber Aufmerksamkeit nach Saabrücken

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