Theater Von Saarbrücken aus auf die große Bühne

Saarbrücken · Benedikt Paulun aus Völklingen hat bei den Überzwergen mit dem Theater angefangen. Heute ist er ein gefragter Schauspieler.

 Benedikt Paulun als Camille Chandebis in  „Der Floh im Ohr“ in einer Aufführung am Theater Ulm.

Benedikt Paulun als Camille Chandebis in „Der Floh im Ohr“ in einer Aufführung am Theater Ulm.

Einmal im Burgtheater spielen! Der Wunsch, den viele Schauspieler vergeblich hegen, erfüllte sich für Benedikt Paulun schon mit Mitte zwanzig. Regisseur Claus Peymann persönlich engagierte den Völklinger, um 2016 in der Uraufführung des Peter-Handke-Stücks mit dem langen Titel: „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte, am Rande der Landstraße“ mitzuwirken. „Das war natürlich ein großes Erlebnis für mich, da haben ja schon die größten deutschen Schauspieler auf der Bühne gestanden“, schwärmt der heute 27-Jährige. Dabei war sein Weg zum Traumberuf Schauspieler nicht einfach.

Seine ersten Gehversuche hat der Sohn einer Großrossellerin und eines Bayern auf der Laienbühne der evangelischen Kirche in Völklingen-Wehrden unternommen und machte mit 16 dann auch noch im Staatstheater-Jugendtheater U 23 mit. Doch in der Schule lief es nicht so prickelnd. „Ich habe ein paar Ehrenrunden gedreht“, gesteht Paulun, der eher aus Verlegenheit ein Fachabitur für Sozialwesen anstrebte. Als er für die Schule ein Jahrespraktikum absolvieren musste, schlug ihm jemand vor, doch zum Theater Überzwerg zu gehen. Dort sei es wiederum Bob Ziegenbalg gewesen, der ihn „ein wenig überredete“, den Schauspielberuf ins Auge zu fassen. Doch die ersten Vorsprechversuche gingen schief. Eine Mitstreiterin gab ihm den Tipp, nach Wien zu fahren und sich bei der dortigen Musik-und-Kunst-Privatuniversität zu bewerben.

In Wien angekommen, glückte ihm dann einfach alles. Noch während des Studiums tritt Paulun im berühmten Wiener Theater der Jugend auf und erhält 2015 für seine Darstellung des Max, der Hauptrolle in „Freak“, den Nestroy-Preis, das österreichische Pendant zum Faust-Preis, als bester Nachwuchsschauspieler. Danach klopfte nicht nur Peymann bei ihm an. „Ich hätte an große deutsche Bühnen gehen und dort mit bekannten Schauspielern auf einer Bühne stehen können“ sagt Paulun. Doch er habe die Offerten alle abgelehnt. „Ich fühlte mich dafür noch nicht reif, ich wollte den Beruf von der Pike auf lernen und lieber erst mal in einen Stadttheaterbetrieb reinschauen,“ erklärt er.

Kaum hatte sich Paulun dann für ein Gastengagement in Klagenfurt entschieden, um dort den Mortimer in Maria Stuart zu geben, kam der Intendant auf ihn zu. „Er fragte, ob ich nicht die ganze Saison bleiben könne, um noch viele andere Rollen zu übernehmen, im Musical, Weihnachtsmärchen, Schiller, Jelinek, alles querbeet, genau das, was ich wollte“, erzählt Paulun.

Noch bevor die Saison um war, kam der nächste Intendant auf ihn zu. Diesmal war es Andreas von Studnitz, der ihm fürs Theater Ulm gleich ein Festengagement anbot. Nach fünf Jahren Österreich hatte Paulun Lust, mal wieder in Deutschland zu leben. „Außerdem haben auch Bob Ziegenbalg und einige andere Überzwerge in Ulm angefangen, da schließt sich der Kreis.“ Denn die Überzwerge, das steht für Paulun fest, waren entscheidend dafür, dass er seinen Weg gemacht hat.

 Benedikt Paulun ist ein gefragter Schauspieler.

Benedikt Paulun ist ein gefragter Schauspieler.

„Was Bob fürs Saarland an Nachwuchsförderung geleistet hat, wie viele Saarländer Schauspieler geworden sind, das wird gar nicht richtig wahrgenommen“, lobt Paulun. Dort habe er in zwei, drei Jahren so viel gelernt, dass er auf der Schauspielschule vieles nur noch als Wiederholung empfunden habe. Wie andere ehemalige Jugendclub-Mitglieder schwärmt auch Paulun von der familiären und menschlichen Atmosphäre, die das Theater Überzwerg pflege. „Ohne die Überzwerge käme ich heute nicht so gut mit dem Druck und anderen Problemen klar, die der Beruf auch mit sich bringt“, resümiert er. In Ulm hat inzwischen der Intendant gewechselt. Auch der Neue wollte Paulun behalten, also bleibt er erst mal. Warum? „Theater muss Spaß machen, auch das habe ich bei den Überzwergen gelernt“, antwortet Paulun. Deren Produktionen verfolgt er trotz der langen Anreise regelmäßig. Und natürlich kommt er im September zum Überzwerg-Geburtstagsfest. Ehrensache.

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