Zwei Pop-Begeisterte

Saarbrücken · Was in den Museen steht und im Theater gespielt wird, ist in den Augen junger Leute eher das, wo man nicht hingeht. Also muss man Neues als Kultur anbieten. Die Rock'n'Roller Meinrad Maria Grewenig und Peter Meyer schilderten in der Villa Lessing ihre Ideen.

. Verschwenderisch, egoistisch, erlebnisorientiert, gierig, mobil und dank der Computer extrem vernetzt - mit diesen Eigenschaften ist nach Überzeugung von Meinrad Maria Grewenig die "Nintendo "-Generation der Kulturinteressierten unter 40 Jahren zu beschreiben.

Mit dem herkömmlich präsentierten Angebot der "Gedächtniskulturen" beziehungsweise der klassischen "Hochkultur" der Theater , Museen und Archive mache man diesen Menschen kaum noch Freude, so die Beobachtung des Generaldirektors des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

Sein Vorschlag, den er am Donnerstag bei einem Vortrag in der Villa Lessing/Liberale Stiftung Saar in Saarbrücken auch anhand zahlreicher Veranstaltungen in Völklingen erläuterte:

Lasst uns den Kulturbegriff weiter fassen, noch mehr Kultur anbieten, Grenzen überschreiten, auch Klassisches an neue Orte bringen, lasst uns unser Wunschpublikum, das größer ist als das Bestehende (30 000 im Saarland) emotionaler als bisher ansprechen, auf den Punkt gebracht: Lasst uns die Leute "zum Brennen bringen". Peter Meyer, Initiator und Leiter des "Pop-Rates Saar", einer Art Exzellenz-Initiative von Veranstaltern, Künstlern und Medienleuten, hielt ein Plädoyer für staatlich angestoßene Popkultur .

Weil junge Leute im Land blieben und weitere angezogen würden, vor allem die Kreativwirtschaft, ergebe sich ein hoher langfristiger Nutzen für das kleine Land, argumentierte Meyer volkswirtschaftlich.

Die 350 000 Euro Landesmittel für ein saarländisches Pop-Festival als Leuchtturm-Projekt seien ein guter Anfang. Wer Top-Produkte habe und sie professionell anbiete, der finde auch Sponsoren, ergänzte Grewenig.

Wenn denn die Behauptung aus dem Fachhandel stimmt, wonach das "Brennen fürs Produkt" den Spitzenverkäufer ausmacht, dann hatten die beiden Pop-Fürsprecher an diesem Abend vor über 50 Zuhörern einen prima Job gemacht. Moderatorin Ilka Desgranges, Ressortleiterin dieser Zeitung, staunte über das Feuer der "zwei begeisterten Herren", die ja schon ergraut sind, sich aber noch den Rock`'n'Rollern zurechnen.

Man dürfe ihnen zutrauen, noch so manchen Skeptiker vom Sinn einer groß angelegten Pop-Förderung zu überzeugen, so die Journalistin.

Aber ob sie es wirklich schafften, eines Tages einen saarländischen Pop-Staatssekretär oder gar Pop-Minister zu installieren? Man werde die Entwicklung mit Spannung beobachten.

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