Roger Siffer – ein provokanter Kämpfer für Völkerverständigung

Saarbrücken · „Die Gedanken sind frei“ – die Hymne der deutschen Revolution von 1848 stand jetzt wieder in der Breite 63 auf dem Programm. Denn dort gastierte Roger Siffer mit großer und stilecht binationaler Verstärkung.

. "Ihr müsst unbedingt Elsässisch lernen, es ist die schönste Sprache der Welt." Mit dieser Herzensbotschaft begrüßte Roger Siffer das Auditorium am Donnerstag in der Breite 63. Im gleichen Atemzug vergaß der Liedermacher auch nicht zu betonen: "Elsässisch hat mit Französisch nichts zu tun!"

Als eine Galionsfigur elsässischer Identität kann Siffer es sich leisten, erfrischend politisch unkorrekt zu sein: Die Deutschen bekamen hier mit kräftigem Augenzwinkern ebenso ihr Fett weg wie die Franzosen - und die Lothringer erst recht. Wie heißt Münsterkäse auf Französisch? Fromage de cathédrale.

Von derlei Kalauern führte Siffers dialektale Elsass-Tour bis hin zu historischen Ergüssen quer durch die Jahrhunderte. Einmal mehr unterstrich der Barde mit der langen Mähne und dem Bart seine Position als kaum kategorisierbares Unikum irgendwo zwischen Sänger, Kabarettist und provokantem Kämpfer für die Völkerverständigung .

Bewahrt hat sich Siffer (Akustikgitarre, Mundharmonika) die Liebe für die US-amerikanische Popularmusik. So erklangen nicht selten elsässische Texte zu bluesigen Weisen etwa von John Lee Hooker . Mit stilechten Boogie-Woogie-Kaskaden auf dem Klavier verpasste Sohn Erwin Siffer, ein studierter Jazzpianist, dem Konzert die solide instrumentale Erdung.

Ganz aus dem Häuschen war das äußerst mitsing- und mitklatschfreudige Publikum bei der Zugabe: Zweisprachig auf Deutsch und Französisch intonierte Roger Siffer den Volksliedklassiker "Die Gedanken sind frei". Kräftigen Applaus hatte bereits zur Eröffnung des Abends ein binationaler Schülerchor des Collège Jean Jaurès Sarreguemines und des Saarbrücker Ludwigsgymnasiums geerntet. Der Riesenchor unterstützte die mit Flöte, Mandoline und Akkordeon aufwartende Folklore-Gesangsgruppe "Zottl Kéniche" aus dem Bitcherland bei mehrsprachigen Liedern. Kurz ließ sich auch der Sulzbacher Chansonnier Wolfgang Winkler hören.

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