Wie ein Klo dem Tourismus helfen soll

Saarbrücken · Bis zu 800 Menschen steigen täglich am Saarbrücker Fernbusbahnhof in der Dudweilerstraße in oder aus den Bussen. Pech hatte bisher, wer nach langer Fahrt auf die Toilette musste. Das ist nun anders.

 Jürgen Barke, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (l.), Ralf Latz, Saarbrücker Bürgermeister, und Schwerbehindertenbeauftragter Mario Kneib bei der Einweihung der Tioletten. Foto: bub

Jürgen Barke, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (l.), Ralf Latz, Saarbrücker Bürgermeister, und Schwerbehindertenbeauftragter Mario Kneib bei der Einweihung der Tioletten. Foto: bub

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In der jüngsten "Hitparade" der besten deutschen Fernbushaltestellen, basierend auf einer Kundenbefragung des Unternehmens "Mein Fernbus/Flixbus", rangiert Saarbrücken nur im hinteren Tabellenviertel, vor allem wegen der nicht zeitgemäßen Ausstattung. Bei der nächsten Untersuchung dürfte sich die Landeshauptstadt deutlich nach oben kämpfen. Erstens wurde kürzlich den Bussen das Linksabbiegen aus der Stadt kommend erlaubt, sodass Busse nicht mehr am Ende der Dudweiler Landstraße wenden müssen. Zweitens verfügt der Fernbusbahnhof seit gestern über eine Toilettenanlage, und zwar mitsamt Bustoilettenentleerung. Ein nicht alltäglicher Service für die Unternehmen.

Vorbei die Zeiten also, in denen die Busfahrer ihre Gäste in die Gastronomie, Einkaufsmärkte oder gar die Büsche schicken mussten. "Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt diese Toiletten haben, denn die Nachfrage ist sehr hoch", freute sich etwa Jörg Greif vom Reiseunternehmen Götten, das von hier aus in Urlaub fährt und für die Post auch Fernbuslinien bedient. Nach Beobachtung der Stadtverwaltung steigen an dem erst im Mai 2014 eingerichteten Busbahnhof täglich bis zu 800 Personen zu oder aus. Der zügige Bau dieser Toilette war deshalb als vordringlich angesehen, der Termin der Fertigstellung gar von 2016 auf den Herbst 2015 vorgezogen worden. Anders als etwa Köln, das Fernbusse aus der Stadt heraushalten möchte, sieht Saarbrücken hier einen "wichtigen Mosaikstein im touristischen Angebot", so Bürgermeister Ralf Latz (SPD ) gestern bei der Eröffnung. Zig deutsche und internationale Anbieter fahren ihre Kunden von Saarbrücken nach halb Europa, etwa nach Luxemburg, aber auch bis Rumänien und nach Süditalien. Wie dem Reiseportal "Checkmybus.de" zu entnehmen ist, lauten die fünf beliebtesten Fernziele von Saarbrücken aus Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln/Bonn Flughafen und Karlsruhe. Der Halt in Saarbrücken sei in der Region Südwest ein wichtiger Standort und seit einigen Monaten auch eine wichtige Brücke nach Paris. Der Halt sei zweckmäßig, man begrüße die Aufwertung der Infrastruktur durch eine neue Toilettenanlage - "dies ist sicherlich ein gutes Beispiel für andere Städte", lobte Gregor Hintz, Sprecher von "Mein Fernbus/Flixbus". Der Marktführer bietet in Saarbrücken bis zu 44 Ab- und Anfahrten am Tag an.

Die Toilette besteht aus zwei Stahlrahmen-Containern mit verzinktem Stahlblech in grauer Lackierung. Es gibt je einen Bereich für Damen, Herren, Behinderte sowie einen Raum mit Wickeltisch. Die einmalige Toilettennutzung kostet 50 Cent, der Zugang wird durch ein Drehkreuz gesteuert. Die Anlage kostete 175 000 Euro, wobei die Tiefbauarbeiten für den Kanalanschluss am teuersten waren. 70 Prozent der Kosten trug das Land, und zwar zum Zwecke der Tourismusförderung . Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD ) sprach von einer "Qualitätsverbesserung für den Bustourismus ". Es sei für die Busunternehmen wichtig, dass sie sich in einer Stadt gut aufgehoben fühlten. Gerade Saarbrücken gehöre bundesweit zu den Städten mit den höchsten Steigerungen im Tourismus.

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