Bergbau-Erbe lebt im Netz weiter

Saarbrücken · 100 000 Euro wird der „Rückbau“ der Bergbau-Landesausstellung im Redener Zechenhaus kosten – ihr digitales Weiterleben kostet das Land nichts. Doch ob Reden, wie geplant, zu einem bespielten Erinnerungsort wird, ist offener denn je.

 Eines der 1200 Exponate der „Erbe“-Ausstellung in Reden. Am 28. November ist sie „real“ letztmalig zu erleben. Foto: Becker&Bredel

Eines der 1200 Exponate der „Erbe“-Ausstellung in Reden. Am 28. November ist sie „real“ letztmalig zu erleben. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Wer gedacht hat, die Ministerpräsidentin mache in der Redener Waschkaue am 28. November das Licht aus, kennt Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) schlecht. Sie knipst es, zumindest digital, wieder an. Als "Erbe"-Beerdigungsunternehmerin wollte sie wohl nicht auftreten. Denn die Initiative für das 2012 gestartete Sonder-Ausstellungsprojekt zu 250 Jahre Bergbau im Saarland kam aus ihrer Staatskanzlei, das Geld auch: über 1,5 Millionen Euro , die RAG-Stiftung legte 810 000 Euro drauf. "Das Erbe" war der Landesregierung also teuer, aber den Saarländern, vor allem den Traditions- und Bergbauvereinen, nicht lieb: "Verkopft" sei das Ganze, nicht breitentauglich, hieß es. Nur 47 000 kauften sich ein Ticket (Erlös: 70 000 Euro ), hinzu stießen bei kostenlosen Veranstaltungen noch einmal 20 000. Das ist bei dreijähriger Laufzeit keine Glanzbilanz, insofern lässt sich nachvollziehen, ja begrüßen, dass die Landesregierung die Notbremse zog. Wird nun zumindest die Zukunft rosig? "Wir haben als erstes Bundesland mit dem Google-Culture-Institute zusammengearbeitet, um eine moderne Form der Erinnerungskultur zu ermöglichen", sagt Regierungssprecher Thorsten Klein auf SZ-Nachfrage. Vor dem Abbau der Ausstellung sei durch die Digitalisierung aller 1200 Exponate dafür gesorgt worden, dass "Das Erbe" im Netz lebendig und zugänglich bleibe. Laut Klein entstehen keine Kosten, weil das Ganze als Modellprojekt definiert wurde. Erstmals präsentiert und freigeschaltet wird "Das Erbe online" bei der Finissage durch die Ministerpräsidentin. Versprochen werden "einzigartige Aufnahmen", eine sehr hochwertige, auch dreidimensionale Aufarbeitung.

Doch die Waschkaue im teuer sanierten Zechenhaus wird nach dem 28. November ungenutzter Leerstand sein. Ob und wie die gesamte Immobilie nach dem "Erbe" weiter bespielt und belebt werden kann, steht dahin. Die mit der Standortentwicklung betraute Landesgesellschaft LEG Service teilt der SZ mit, es kursierten zwar "Ideen", aber einen Auftrag zur Konzeptionsentwicklung und Pläne gebe es nicht. Motto: Das Erbe lebt, aber die Industriekultur stirbt?

Familientag/kostenloser Eintritt: 28.11., zehn bis 18 Uhr. Um 15 Uhr: Start der digitalen "Erbe"-Präsentation.

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