Was wird aus den kleinen Fächern?

Saarbrücken · Wird die Saar-Uni unter dem Spardruck in eine Technische Hochschule umgewandelt? Uni-Chef Linneweber bestreitet das, doch bislang fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept, wie es mit den Geisteswissenschaften weitergeht.

 Im Januar gingen 6000 Studenten und Wissenschaftler gegen die Sparpläne auf die Straße. Bis 2020 wird der Haushalt der Uni auf jährlich 193 Millionen Euro eingefroren.Foto: Becker&Bredel

Im Januar gingen 6000 Studenten und Wissenschaftler gegen die Sparpläne auf die Straße. Bis 2020 wird der Haushalt der Uni auf jährlich 193 Millionen Euro eingefroren.Foto: Becker&Bredel

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Die unter dem Spardiktat des Landes ächzende und von Fächerschließungen bedrohte Saar-Uni will laut Präsident Volker Linneweber nicht zur Technischen Hochschule (TH) schrumpfen. Für Fortbestand und Weiterentwicklung der Geisteswissenschaften sollen die vielen kleinen Fächer nun verstärkt mit der Informatik-Sparte zusammenarbeiten, doch fehlt es noch an einem schlüssigen Gesamtkonzept.

So das Ergebnis einer Expertenveranstaltung der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik am Mittwochabend in Saarbrücken. Zu der streckenweise recht spannenden Diskussion um die Zukunft der Saar-Uni kamen nur knapp 30 Zuhörer - vermutlich wegen des gleichzeitig stattfindenden Fußball-Aufstiegsspiel des 1. FC Saarbrücken .

Der Chef des Deutschen Fakultätentages, Professor Tassilo Schmidt (Bremen), sagte, er habe bei der Saar-Uni den Eindruck, schon heute eine Technische Universität vor sich zu haben. Doch Uni-Präsident Linneweber widersprach. Der Fakultätentag versteht sich laut Schmidt "als Anwalt der kleinen Fächer, die auch über Bundesmittel finanziert werden könnten". Insgesamt sehe er die Geisteswissenschaften wegen ihrer Aufstiegsorientierung sowie ihres überdurchschnittlich hohen Ausländer- und Frauenanteils keineswegs in der Krise, auch wenn sie "so etwas wie die Nachhut in der Uni geworden" seien.

Die Uni-Beauftragte der Landesregierung, Susanne Reichrath (CDU ), bestätigte, dass der Globalhaushalt der Saar-Uni bis zum Jahr 2020 auf jährlich 193 Millionen Euro eingefroren werden soll. Linneweber erläuterte, die Einsparvorgaben von 7,5 Prozent sollten nicht nach dem Rasenmäherprinzip auf alle gleich verteilt werden, sondern von Bereich zu Bereich variieren - zwischen 4,5 und 18 Prozent. Dazu liefen derzeit noch die Diskussionen mit den Fakultäten. Die endgültige Entscheidung fälle dann der Universitätsrat.

Einer Ökonomie-Expertenstudie, wonach dem Saarland für jeden in die Uni gesteckten Euro später 1,60 Euro zugute kämen, widersprach der Hochschulexperte der CDU-Landtagsfraktion Thomas Schmitt : "Das spiegelt sich im Landeshaushalt nicht wider, und einen Mehrwert strebt schließlich jede Investition an."

SPD-Hochschulexperte Sebastian Thul beklagte, der Prozess um die Uni-Zukunft sei sehr lähmend verlaufen: "Wir haben uns zu lange über Zahlen unterhalten." Beide Abgeordneten der großen Koalition widersprachen Diskussionsteilnehmern, die beklagten, die Politik mische sich bei zu vielen Einzelheiten in Angelegenheiten der Universität ein. Und Kurt Bohr , der Vorsitzende der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik, resümierte: "Eine Saar-Uni ohne Geisteswissenschaften ist undenkbar."

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