Katzennot grassiert jetzt auf dem Scheidterberg

Saarbrücken · Wer seine unkastrierte Katze vor die Tür lässt, bekommt es in Saarbrücken, anders als in Paderborn, noch nicht mit der Stadt zu tun. Falsch ist es trotzdem. Denn die unkontrollierte Vermehrung von Katzen lässt Tiere leiden. Und sie bringt Menschen in Gefahr.

Als Gerhard Hettrich (69) vom Scheidterberg bemerkte, womit seine Enkel in Berührung gekommen waren, erschrak er. Gestank von Katzenkot drang ihm in die Nase. "Das Zeug ist hochinfektiös." Und dann ist da noch die Sache mit den gefressenen Vögeln. "Wir finden viele Federn. Freigängerkatzen haben hier oben bestimmt die Vogelpopulation aus dem Gleichgewicht gebracht", sagt Hettrich. Er rief die Stadt an. "Das Ordnungsamt verwies mich an den Verein der Katzenfreunde."

Dessen Vorsitzende Beatrice Speicher-Spengler erlebt fast täglich Opfer von Gedankenlosigkeit. Katzenplagen gab es immer wieder in Burbach, außerdem auf dem Wackenberg, auch in Heusweiler. Nun ist der Scheidterberg betroffen. "Wir fordern eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen nach dem Paderborner Modell", sagt die Tierschützerin.

Denn unkastrierte Katzen hinterlassen Nachwuchs, der bald selbst zweimal im Jahr für die nächsten Vermehrungsstufen sorgt. Gegen die Folgen kämpfen Tierschützer an. Speicher-Spengler: "Voriges Jahr fingen wir mit dem Umweltministerium bei einer Kastrationsaktion im gesamten Saarland 524 frei lebende Katzen , ließen sie kastrieren und brachten sie zu den Futterstellen zurück." Das sei ein kleiner Schritt, mehr nicht.

Nach wie vor grassierten Hunger und Krankheiten in übervölkerten Revieren. Die Quelle allen Übels steht für Speicher-Spengler fest: "Wir haben noch zu viele Leute, die ihre Tiere nicht kastrieren lassen wollen." Ohne Grund, wie sie betont. Dagegen habe der Eingriff viele Vorteile - nicht zuletzt für die Freigänger. Eine verringerte Unfallgefahr zum Beispiel. So schrumpfe der Aktionsradius eines Katers nach dem Eingriff von mehreren Kilometern auf ein paar hundert Meter.

Udo Olschewsi, Ordnungsamtsleiter der Stadt Paderborn, sagt, was dort 2008 zur Kastrationspflicht führte. "Wir hatten 80 Katzen und mehr an Spielplätzen und Grünanlagen und geschätzte 40 000 Tiere im Kreisgebiet." Mit Konsequenzen bis hin zu Parasiten - Stichwort Bandwürmer. Es folgte als Ordnungsbehördliche Verordnung die Pflicht für alle Katzenbesitzer, Freigänger kastrieren zu lassen. Und die Stadt arbeitet seither noch enger mit Tierschützern zusammen. Hinzu kamen eine Informationsaktion an Futterplätzen und eine Aufklärungskampagne in den Medien. Nicht zu vergessen: Überzeugungsarbeit bei bekannten Katzenhaltern, die der Pflicht nicht nachkamen. Bußgelder? Fehlanzeige. "Wir haben nicht mit der Keule des Ordnungsrechtes zugeschlagen und niemanden zur Kasse gebeten." Und doch Erfolg gehabt. So sei die Zahl der Kastrationen gestiegen, die der Meldungen über Katzenplagen gesunken. Rechtsdezernent Jürgen Wohlfarth sagt, ihm fehle noch der Anlass, den Paderborner Weg einzuschlagen. Die Informationen über Gefahren, die bei uns von Katzen ausgehen, reichten nicht, um die hiesige Polizeiverordnung zu ändern. Gäbe es solche Erkenntnisse, werde die Stadt natürlich aktiv. Das ginge sogar schneller als in Paderborn, und zwar per Erlass der Oberbürgermeisterin. So bleibt Gerhard Hettrich vorerst nur ein Appell: "Unsere Katzen waren auch Freigänger. Aber wir ließen sie gleich sterilisieren. Und wir fordern, dass andere das genauso tun."

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