Voller Hoffnung und Zuversicht

Sulzbach · Auf Vorschlag der saarländischen Innenministerin Monika Bachmann werden seit Ende letzten Jahres Flüchtlinge auf die saarländischen Gemeinden verteilt. So kam die Familie Hanna nach Sulzbach.

 Die Familie Hanna aus Homs will sich eine neue Zukunft aufbauen. Foto: Langenstein

Die Familie Hanna aus Homs will sich eine neue Zukunft aufbauen. Foto: Langenstein

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Familie Hanna hat einen weiten Weg hinter sich. Aus Homs in Syrien ist Vater Rami mit Frau Faten Khouri und den beiden Kindern Janpierre (16) und Magi (19) geflohen. Ein Onkel arbeitete für die syrische Armee, Grund genug für militante Islamisten, die gesamte Familie mit dem Tod zu bedrohen, erklärt die Tochter.

Rami Hanna sagt bei einer Tasse Tee und etwas Gebäck, dass er keine Zukunft mehr für seine Familie in dem vom Bürgerkrieg zerstörten Land sah. An Arbeit, er ist Schaufenster-Dekorateur, war nicht mehr zu denken. Die Geschäfte hatten längst geschlossen. Geschosse und Granaten beherrschten die Geräuschkulisse der Stadt.

Und auch die Ausbildung seiner Kinder litt. Janpierre konnte unter diesen Bedingungen nicht zur Schule, und auch das Studium der Tochter Magi blieb liegen.

Spätestens nach den Todesdrohungen war der Familie klar, dass nur noch die Flucht aus der Heimat infrage kam. Zunächst versteckten sie sich im Haus eines Freundes, über Bekannte in Griechenland gelang dann die Ausreise nach Deutschland. "Wir wissen nicht, was mit unserem Haus oder unseren Sachen passiert ist", sagt Magi.

Ende Oktober kam die Familie in Lebach an, doch das Lager ist mittlerweile voll. Auf Vorschlag der saarländischen Innenministerin Monika Bachmann werden seit Ende letzten Jahres die Flüchtlinge auf die saarländischen Gemeinden verteilt. Wenig Zeit blieb in den Rathäusern, um sich um Wohnungen zu kümmern, um Möbel zu organisieren und um Sprachbarrieren zu überwinden. Doch in Sulzbach scheint trotz der kurzen Vorbereitungszeit alles geklappt zu haben. Voller Lob spricht die Familie Hanna über die 1. Beigeordnete Marie-Rose Bramer, über die städtische Integrationshelferin Christiane Pohland und über Angela Di Pietrantonia, die als Integrationshelferin der Caritas vom Land den Auftrag erhielt, sich um die Probleme der Flüchtlinge in Sulzbach, Quierschied, Friedrichsthal, Völklingen und in Teilen Saarbrückens zu kümmern.

Und auch dem Staat und der Regierung zollt die Familie Respekt für die Bereitschaft, Fremde aufzunehmen.

An ein Zurück denkt der Familienvater nicht. Er ist voller Hoffnung und Zuversicht, sich und seiner Familie eine neue Heimat aufbauen zu können. Dafür müssen nun Integrations- und Sprachkurse bewältigt werden, dann kann die Suche nach Arbeit beginnen.

Janpierre kann dann wieder zur Schule und Tochter Magi ihr Pharmazie-Studium in Angriff nehmen. Denn die Wahl fiel auch auf Deutschland aufgrund der guten Ausbildungsmöglichkeiten. "Die Zukunft der Kinder ist das Wichtigste in meinem Leben", sagt Rami.

Im Moment kämpft die Familie aber gegen die Langeweile. Die Integrationskurse für die Eltern beginnen erst im März. Tochter und Sohn können bereits im Februar anfangen. Ohne Arbeit oder Aufgabe in einem fremden Land bleibt momentan jedoch viel Zeit, um sich Gedanken über die eigene Situation und Sorgen über das Schicksal der in Syrien verbliebenen Familie und Freunde zu machen. Ein Trost ist, dass wenigstens die Dinge des täglichen Lebens, die die Familie aus Syrien kennt, auch hier erhältlich sind. "In unser Essen investiere ich einen Großteil unseres Geldes", sagt der Vater.

Daneben muss die Familie leider aber auch viel für den öffentlichen Nahverkehr ausgeben, denn Behördengänge nach Lebach oder Saarbrücken sind keine Seltenheit. Zumindest etwas Sicherheit erhielt die Familie am vergangenen Donnerstag. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat den Hannas den "subsidiären Schutzstatus" zuerkannt.

Dieser gilt in Fällen, in denen das Asylrecht nicht greift, aber dennoch schwerwiegende Gefahren für Freiheit, Leib oder Leben drohen.

Wenn in den kommenden Jahren dann auch die Integration gelingt, steht einer Zukunft ohne ständige Angst um Leib und Leben nichts mehr im Wege. Familie Hanna jedenfalls ist voller Zuversicht.

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