Stadt will Tor und Zaun vorerst stehen lassen

Saarbrücken · Damit hatte Dhouha Jelassi nicht gerechnet. Hunderte Menschen zeigten ihre Sympathie für ihre Initiative, die Sicherheit auf dem Spielplatz im Nauwieser Viertel zu verbessern. Die Stadt honoriert das.

Die "Selbst-sind-die-Eltern-Aktion" von Dhouha Jelassi und ihrem Mann auf dem Spielplatz im Nauwieser Viertel hat große Wellen geschlagen. Tausende haben den Artikel über Dhouha Jelassi und ihre Do-it-yourself-Aktion auf dem Spielplatz im Nauwieser Viertel gelesen, rund 100 Menschen haben Kommentare verfasst, um entweder ihre Sympathie für die Baumaßnahme auszudrücken oder aber Verständnis für die Reaktion der Stadt zu äußern. Und die Stadt hat vielleicht auch deshalb jetzt milde reagiert. Sie will den Zaun und das Tor stehen lassen.

Rückblick: Dhouha Jelassi und ihr Mann haben, nachdem ihr Kind fast vor ein Auto gelaufen war, einfach einen Zaun und ein Tor am Spielplatz angebaut. Dafür haben sie die Stadt weder um Rat noch um Erlaubnis gefragt. "Ein Spielplatz ist da, damit Kinder frei in einer sicheren Umgebung spielen und laufen können, und Kinder sind nun mal flink und wissen nicht immer, wo die Grenzen sind", rechtfertigt Dhouha Jelassi ihr Handeln. Der Grund, warum viele Menschen die Guerilla-Aktion befürworten, sind - so der Tenor der vielen Kommentare - nicht nur die üblichen Reflexe, weil hier jemand in Robin-Hood-Manier der Obrigkeit ein Schnippchen geschlagen hat, sondern weil viele Eltern bereits ähnliche Erlebnisse mit ihren Kindern hatten. Besonders problematisch für viele Eltern ist der obere Ausgang, der direkt am Sandkasten liegt. Hier haben es Kinder nur Schritte bis zur Straße.

Die Stadt hatte für die Aktion des Ehepaars Jelassi wenig Verständnis und brachte dafür nachvollziehbare Gründe vor: Als Stadt sei sie für die Sicherheit auf dem Spielplatz verantwortlich. Dafür müsse sie Standards erfüllen. Im Fall, dass sich ein Kind am Zaun oder Tor verletzt, kann die Stadt haftbar gemacht werden.

Die Stadt stand also vor dem Dilemma, dass sie einerseits solche Aktionen grundsätzlich nicht tolerieren kann, auf der anderen Seite aber einer großen Öffentlichkeit gegenüberstand, die Sympathie für die nicht genehmigte Baumaßnahme hat. Die Stadt hat sich daher erst einmal das Tor und den Zaun angeschaut und entschieden: "Drahtzaun und Brettertor können bleiben", sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug, fügt aber an, dass diese im Rahmen der regelmäßigen Kontrollen im Blick behalten werden. Die Stadt will darüber hinaus mit Dhouha Jelassi Kontakt aufnehmen, "sodass gewährleistet ist, dass sie bei künftigen Anregungen oder Problemen ihre Ansprechpartner kennt", sagt Blug. "In diesem Fall wussten wir nichts von dem Vorhaben der Bürgerin, sie hatte keinen Kontakt zu uns aufgenommen. Wir unterstützen bürgerschaftliches Engagement und arbeiten mit etlichen Bürgerinitiativen und Ehrenamtlichen gut zusammen, auch im Nauwieser Viertel."

Blug bittet, auf die Stadt zuzukommen, wenn jemand Verbesserungsvorschläge hat. "Ohne vorherige Absprache bauliche Veränderungen an öffentlichen Einrichtungen vorzunehmen, ist der falsche Weg. Das können wir nicht akzeptieren." Dhouha Jelassi bedankt sich für die Solidaritätsbekundungen via Facebook : "Mein Handeln sollte keine Provokation gegen die Stadt sein, nein, vielmehr eine Übergangslösung, bis die Stadt Zeit und Geld hat, um da selbst für mehr Sicherheit zu sorgen."

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