„Tor ist notwendig gewesen“

Saarbrücken · Ein Kind läuft vom Spielplatz im Nauwieser Viertel und wird fast von einem Auto erfasst. Die Eltern bauen daraufhin einen Zaun und ein Tor am Spielplatz – ohne sich mit der Stadt abzusprechen. Auf der Facebookseite der Stadtredaktion gab es daraufhin viele Reaktionen.

 Der kleine Henri büxt vom Spielplatz im Nauwieser Viertel aus. Nun können Eltern aber verhindern, dass Kinder plötzlich vom Sandkasten weglaufen. Sie können das neue Tor schließen, das ein Elternpaar einfach gebaut hat. Die Stadt will es nicht entfernen. Foto: Iris Maurer

Der kleine Henri büxt vom Spielplatz im Nauwieser Viertel aus. Nun können Eltern aber verhindern, dass Kinder plötzlich vom Sandkasten weglaufen. Sie können das neue Tor schließen, das ein Elternpaar einfach gebaut hat. Die Stadt will es nicht entfernen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Claude Burgard: Doppelmoral der (Kommunal-)Politik! Zum einen fordert man aufgrund des hohen Schuldenbergs ständig die sogenannte Mitmachgesellschaft, und dann wird, sobald das mal jemand in die Hand nimmt, auch gleich wieder ein Fass aufgemacht. Hätte man hier jetzt ernsthaft gefährliche Eingriffe vollzogen (zum Beispiel offene Elektrik), dann wäre das auch nachvollziehbar.

Tom Schug: Natürlich wäre es ein Haftungsproblem für die Stadt, wenn sich am Tor jemand verletzen würde. Kein kommunales Problem wäre es hingegen, wenn ein Kind von einem Auto überrollt würde. An dieser Stelle hat es nun ein wenig handwerkliches Geschick und 120 Euro gekostet, die Stadt wachzurütteln.

Andreas Müller : Da sieht man, wie Bürger reagieren, wenn sie einer untätigen Stadtverwaltung gegenüberstehen. Sollte nicht die Lösung sein, aber absolut nachvollziehbar.

Marc Nauhauser: Wenn die eine Strafe bekommen sollten, starten wir Protest. Das kann ja wohl nicht sein. Die Stadt kommt hinten und vorne nicht hinterher. Unsere Kinder können nur noch an wenigen Stellen sicher spielen. (…) Der Zaun sieht gut aus und entspricht dem Zwecke, den Kindern eine Grenze zu zeigen. Und was die Verkehrssicherheit angeht, Herr Blug: Vielleicht hätte die Familie die neue Treppe an der Berliner Promenade für 300 Euro noch mitgemacht.

James Maitland Boyle: Ich war dabei, als es angebracht wurde, und war selber erleichtert. Hatte auch schon ein ähnliches Erlebnis wie die Frau.

Heidrun Klasen: Meist regen sich die auf, die gar nicht mitreden können und keine Kinder haben. (…) Kinder brauchen Spielzonen im Sinne von Schutz und Sicherheit.

Michael W-j: Auch ich bin mehr als einmal meinem Kind hinterhergerannt. In der neben dem Spielplatz verlaufenden Nauwieser Straße ist Tempo 30. Die wenigsten halten sich daran. Verschärfte Tempokontrolle? Fehlanzeige! Kein Zaun am Spielplatz, keine Tempokontrolle, keine verkehrsberuhigte Zone, nichts. Aber das passt perfekt zu dieser familienfeindlichen, alles dem Autoverkehr unterordnenden Stadt.

Annika Winckel: Gut gemacht! Am Staden wäre es auch so nötig, vor allem wegen der steilen Böschung zur Saar. Ich habe deswegen schon an die Stadt geschrieben, gebracht hat es nichts. Freunde aus der Schweiz waren regelrecht fassungslos, dass ein Spielplatz in Wassernähe so wenig gesichert sein kann.

Géraldine Kneer: Liebe Stadtverwaltung, nehmt es als positiven Anreiz und setzt diese wunderbare Idee an allen Spielplätzen um. (…) Auch wenn die Umsetzung der guten Idee nicht 100-prozentig im Sinne der Stadt war, so ist sie notwendig gewesen.

Den Is: Haha wie geil. Wir sind jetzt schon zwei Jahre daran, in St. Arnual am kleinen Schulgebäude einen Zaun oder ein Tor zu beantragen. Nix macht die Stadt, überhaupt nix. Da kann man nur klatschen für das neue Tor am Sandkasten.

Jan Weber: Und Herr Blug soll nicht sauer sein, sondern fragen, warum die Bürger nicht direkt den Kontakt zur Stadt mehr suchen.

Michael Pirrung: Früher hatten wir keine Kindersitze im Auto, haben im Dreck gespielt usw. Man kann es auch übertreiben. Wie oft ist denn dort schon was passiert? Hubschraubereltern!

Janosch Obenauer: Übertreiben kann man sicherlich, und das passiert auch viel. Hier sehe ich das keineswegs so. Ein Spielplatzausgang ganz ohne Laufhindernis, direkt neben einer Straße, die von parkenden Autos verstellt wird, ist definitiv ein unnötiges Risiko und ein konzeptioneller Fehler. Wenn man mit so etwas wie Kindersitzen argumentieren will, sollte man logischerweise eine Unfallstatistik und nicht das eigene Überleben als Argument wählen. Es geht im Zweifelsfall nämlich um die, die nicht behaupten können, sie wären ja auch ohne Gurt groß geworden.

Axel Wagner: Hier haben Privatpersonen einfach ein öffentliches Gelände umzäunt, ohne auch nur die geringste Rücksprache zu halten, und das wegen sehr subjektiver Sicherheitsbedenken. Das ist nicht in Ordnung.Dass andere Eltern aus ihrer Sicht schlechte Erfahrungen mit der Verwaltung gemacht haben, ändert nichts an den Tatsachen. Davon abgesehen: Wer übernimmt die Verantwortung und zahlt ggf., wenn sich ein Kind an dem Tor verletzt?

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