So helfen Zahlen gegen Krebs

Saarbrücken · Fast 1500 Menschen erkrankten 2010 allein in Saarbrücken neu an Krebs, wie die neuesten verfügbaren Zahlen zeigen. In Saarbrücken arbeiten auch jene Spezialisten, die mit wissenschaftlich aufbereiteten Zahlen Fakten für den Kampf gegen die Krankheit liefern.

Das Buch umfasst 357 Seiten voller Zahlen, Kurven und Tabellen. Das Motto steht auf Seite fünf ganz oben: "Wenn man einen Gegner erfolgreich bekämpfen will, dann muss man ihn möglichst genau kennen." Der Gegner heißt Krebs. Und der Satz steht im Atlas "Krebs im Saarland". Er ist ein umfassender Überblick, wo welche Krebsart auftrat. Und wie häufig.

Erfasst sind die Zahlen aus dem Zeitraum 1997 bis 2006. Federführend war ein Saarbrücker Spezialisten-Team: Die Frauen und Männer arbeiten in einem großen Bürohaus an der Präsident-Baltz-Straße.

Sie betreuen das Krebsregister Saarland, das ein Teil des Gesundheitsministeriums ist. Christa Stegmaier und Bernd Holleczek leiten das Register. Die beiden stellten der SZ auch die neuesten verfügbaren Zahlen für Saarbrücken vor.

Demnach erkrankten im Jahr 2010 in der Landeshauptstadt 779 Männer und 717 Frauen an Krebs. Das waren 1496 Schicksalsschläge. Herausforderungen für Betroffene und alle, die ihnen helfen sollen. Wie viele Menschen und ihre Familien landesweit mit dem Befund Krebs konfrontiert werden, zeigt folgende Zahl, ermittelt für die Zeit von 1997 bis 2006: In dieser Spanne meldeten saarländische Arztpraxen und Kliniken dem Krebsregister 12 731 Krebsdiagnosen.

Stegmaier und Holleczek verdeutlichen, dass Einrichtungen wie das 46 Jahre alte saarländische Krebsregister, nach Hamburg immerhin das zweitälteste in Deutschland, wichtig für den Kampf gegen den Krebs sind. Es dient mit seinen über Jahrzehnte gewonnenen Datenreihen der Qualitätssicherung, weil sich daraus auch der Erfolg oder Misserfolg von Therapien ablesen lassen. Als Beispiel nennt Bernd Holleczek den Hodenkrebs. "Daran sterben dank der Verfügbarkeit wirksamer medikamentöser Therapien nur noch sehr wenige Männer. Im Saarland waren von 2006 bis 2010 insgesamt 222 Männer an Hodenkrebs erkrankt, aber nur zehn daran gestorben. Im Vergleich dazu sind im gleichen Zeitraum 3011 Männer an Lungenkrebs erkrankt, aber 2674 an Lungenkrebs verstorben."

Und das Krebsregister hilft, die Wirksamkeit von Früherkennung - Stichworte: Mammografiescreening und Darmspiegelung - zu beurteilen und zu verbessern. Medizinern und Patienten in ganz Deutschland kommen die Saarbrücker Ergebnisse zugute. "Wir sind bei der Darmkrebsvorsorge bundesweit Vorreiter", sagt Stegmaier. Außerdem spiegeln die Fallzahlen im Krebsregister auch den Zusammenhang zwischen Lebensgewohnheiten und ihren Folgen. Etwa beim Lungenkrebs von Frauen, wo sich die steigende Zahl von Raucherinnen in wachsenden Fallzahlen niederschlage.

Stegmaier, Holleczek und ihr Team sind über das qualifizierte Verarbeiten von Zahlen hinaus Teil der vielen Bemühungen im Saarland, Krebs und das Leben damit aus der Tabuzone zu holen. "Wir arbeiten eng mit Selbsthilfegruppen zusammen, auch in Saarbrücken. Die Krebstherapie ist heute ohne den mündigen Patienten gar nicht denkbar".

Weitere Infos über das Krebsregister und das Projekt "Saarland gegen Darmkrebs" (Sams) gibt es im Internet.

sams.saarland.de

krebsregister.saarland.de

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