Sie fahren in der Wüste um die Wette

Saarbrücken · Mit einem Geländewagen wollen Chloée Decker und Angelika Olivier 3000 Kilometer durch Marokko brettern. Bei der „Rallye Aicha des Gazelles“ erfüllt sich ihr teurer Traum. 35 000 Euro kostet die Fahrt durch die Wüste.

 Zwei motorsportbegeisterte Frauen: Angelika Olivier (links) und Chloée Decker. Foto: Dominique Carbone

Zwei motorsportbegeisterte Frauen: Angelika Olivier (links) und Chloée Decker. Foto: Dominique Carbone

Foto: Dominique Carbone

Die Arbeitskolleginnen Chloée Decker (32) und Angelika Olivier (30) teilen sich bei der Landesbank Saar (SaarLB) nicht nur ein Büro, sondern auch einen Traum: Vor ihren Schreibtischen, auf einem kleinen Pult, haben sie Flyer, Shirts, Stifte und ein Sparkästchen aufgestellt - alles trägt den Schriftzug "Rallye Aicha des Gazelles". Hinter dem Namen verbirgt sich eine Rallye nur für Frauen, die jedes Jahr im März Zweierteams in ihren Geländewagen 3000 Kilometer quer durch die Wüste Marokkos führt.

Seit fast zwei Jahren planen die motorsportbegeisterten Französinnen ihre Teilnahme. "Es ist unser Kindheitstraum, einmal im Leben eine Rallye zu fahren, mit viel Platz und nur Sand", der sich in den Weg stellt, beschreibt Decker. 150 Teams, 300 Frauen, aus der ganzen Welt, stellen sich den Herausforderungen vom 14. bis 29. März 2014.

Bei der Rallye gewinnt nicht das Team, das am schnellsten von Tanger nach Essaouira fährt, sondern das, das den kürzesten Weg über die Dünen der westlichen Sahara-Ausläufer wählt. "Wir haben kein Navi, kein GPS, kein Handy, sondern müssen unsere Strecke mit Karten und Kompass planen", erläutert Olivier.

In Frankreich erfreut sich die Frauenrallye großer Beliebtheit: Fernsehsender, Radio und Zeitungen berichten jedes Jahr ausführlich. Zu Beginn galt es noch, den männlich dominierten Motorsport den Frauen zu öffnen, beschreibt Olivier. Mittlerweile steht aber ein karitatives Engagement im Vordergrund: Sämtliche Startgelder und Einnahmen fließen in humanitäre Projekte. Ein Ärzteteam, das sich um Nomaden und Bewohner abgelegener Dörfer kümmert, wird finanziert, aber auch Schulen und Waisenhäuser werden unterstützt, Brunnen gebaut oder Straßenkindern geholfen. "Dass wir unseren Traum auch an einen guten Zweck koppeln können, ist natürlich umso besser", strahlt Decker. "Wir haben zusätzlich den Verein ,Coco Gazelles' gegründet und sammeln neben Geld auch Spielzeuge, Stifte, Schulzeug, Kleidung, die wir auf unserer Tour durch die Wüste an Kinder verteilen werden. Außerdem machen wir auf ein Hilfsprojekt namens ,Ludos Traum' aufmerksam. Nach einem Rückenmarktumor ist Ludo schwerstbehindert. Wir sprechen über sein Schicksal", so Decker. Doch bei allem Engagement gab es auch negative Stimmen: "Meine Mutter fragte, ob es im Leben nichts Wichtigeres gäbe, als bei einer Rallye teilzunehmen. Aber für uns gibt es das im Moment nicht", sagt Angelika Olivier.

Die meisten sind aber begeistert: Nicht nur der Arbeitgeber unterstützt die Sachbearbeiterinnen der Rechtsabteilung, sondern auch die Kollegen: "Für die haben wir das Kästchen aufgestellt. Nach der Mittagspause wandert oft das Wechselgeld rein", sagt Decker. Mit Startgeld, Equipment, Reisekosten und Versicherungen beläuft sich die Kostenrechnung der beiden auf fast 35 000 Euro. Den Großteil haben sie bereits gesammelt.

Besonders gefreut hat die beiden, dass ein Freund ihnen im April kurzerhand seinen alten Geländewagen geschenkt hat. Damit steht im November ein großes Fahrtraining in der marokkanischen Wüste an: "Dafür fehlen uns aber noch 3000 Euro. Außerdem wäre es toll, wenn wir ein Sportgeschäft finden würden, das uns mit Equipment versorgt: Wir brauchen noch Zelt und Schlafsäcke", erzählt Chloée Decker.

Der Terminkalender der beiden ist voll: Sponsorensuche ist zeitaufwendig, sagen sie. "Im Moment füllt das unsere komplette Freizeit aus", sagt Olivier. Träume gibt's nicht umsonst.

Informationen unter E-Mail les-coco.gazelles@laposte.net

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