„Holz ist mein Material“

Saarbrücken · Die Handwerkskammer vergab am Donnerstag 50 Goldene Meisterbriefe, elf Diamantene und einen Eisernen Meisterbrief. Ein Diamantener ging an den Schreinermeister Heinrich Bickelmann (88).

 Heinrich Bickelmann ist seit 60 Jahren Schreinermeister und liebt seinen Beruf noch immer wie am ersten Tag. Foto: Iris Maurer

Heinrich Bickelmann ist seit 60 Jahren Schreinermeister und liebt seinen Beruf noch immer wie am ersten Tag. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Die Schrift des Diamantenen Meisterbriefes ist ja gar nicht mit Diamanten besetzt", sagte Heinrich Bickelmann (88) augenzwinkernd im großen Saal der Handwerkskammer bei der Feierstunde der Meisterjubilare am vergangenen Donnerstag. Vor 60 Jahren legte der Saarbrücker die Schreiner-Meisterprüfung ab: "Und würde ich noch mal auf Welt kommen, wäre ich wieder Schreiner. Holz ist mein Material, mein Leben." Wo er die großformatige Ehrung aufhängt, weiß er gleich. "Im Büro. Da hängen schon einige", sagt er lachend, "der Meisterbrief meines Vaters datiert von 1901. Von mir hängt der Meisterbrief von 1953 an der Wand, der goldene von 2003. Und auch der Meisterbrief meines Sohnes Rolf hängt da."

Dass Bickelmann gemeinsam mit einem weiteren Jubilar der älteste Empfänger des "Diamantenen Meisterbriefes" ist, sieht man dem 88-Jährigen nicht an. "Arbeit", sagt er, "hält fit. Ich bin ja immer noch im Betrieb tätig. Heute als Hausmeister. Morgens um Viertel vor Sieben schließe ich die Tore auf. Passe auf, dass die Buben alles mitnehmen, nichts vergessen und abends kontrolliere ich, ob alle Gerätschaften wieder da sind." Zwischen sechs und sieben Stunden dauern seine Arbeitstage heute. "Früher war das mehr", aber seit Sohn Rolf 1991 den Betrieb mit elf Mitarbeitern führt, "bin ich ruhiger".

1939 begann Heinrich Bickelmann seine Schreinerlehre in Saarbrücken. Dann unterbrach der Zweite Weltkrieg seine Handwerkslaufbahn. Nach Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit -"aber darüber sollten wir an so einem Freudentag nicht reden" - kehrte er 1947 zurück und absolvierte 1953 bei der Schreinerei Karl Schneider seine Meisterprüfung. 1954 machte er sich selbstständig und spezialisierte sich auf Parkettböden. Die Referenzliste ist lang. "Wir haben die Böden in Saarlandhalle, Congresshalle und dem Saarländischen Landtag gemacht. Auch der Boden im Festsaal des Saarbrücker Rathauses ist von uns", zählt er stolz auf.

30 Jahre war er Sachverständiger bei der Handwerkskammer. "In all der Zeit habe ich vieles gesehen, das nicht mehr Qualität war." Schuld daran, sei die Politik, die 1994 die Handwerksordnung öffnete und auch Nicht-Meistern ermöglichte, einen Handwerksbetrieb für Montage-Arbeiten zu führen. Die Handwerksnovellierung von 2004, die 53 von 94 meisterpflichtigen Handwerksberufen - darunter auch den Schreinerberuf - vom Meisterzwang für die Selbstständigkeit befreite, "führte dazu, dass die Qualität litt", sagt Bickelmann. "Die Idee war, Arbeitslose zu reduzieren." In der Realität aber "sah ich viele dieser nicht-meistergeführten Betriebe schnell untergehen". Die Meisterprüfung hält er für notwendig, weil man auch als Unternehmer und Ausbilder geschult sein muss. Zwischen 20 und 25 Lehrlingen, "so genau weiß ich das gar nicht", hat er zu Gesellen ausgebildet. "Der Älteste ist seit über 30 Jahren bei uns im Betrieb." Dass die oft gescholtene Jugend interessenlos sei, kann Bickelmann nicht bestätigen: "Bei mir waren alle neugierig und engagiert. Auch die Kunden haben sich in all der Zeit nicht verändert. Wenn Sie Qualität abliefern, reklamiert auch keiner." Doch eines hat sich deutlich verändert: "Früher reichte ein Autokofferraum für das Werkzeug. Heute braucht man für das viele Spezialwerkzeug einen ganzen Lieferwagen", sagt er. Gerade hat sein 18-jähriger Enkel Abitur gemacht. "Und er will eine Schreinerlehre machen. Dann wären wir in der vierten Generation", sagt Bickelmann, der sich in zehn Jahren den "Eisernen Meisterbrief" bei der Handwerkskammer abholen will, zufrieden.

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Auf einen BlickDie Handwerkskammer des Saarlandes hat vergangenen Donnerstag 50 Goldene Meisterbriefe für 50 Jahre Meistererfahrung, elf Diamantene für 60 Jahre und einen Eisernen Meisterbrief für 70 Jahre Meistererfahrung vergeben. Den erhielt Schornsteinfegermeister Werner Hertel aus Saarbrücken, der bereits 95 Jahre alt ist. Diamantene Meisterbriefe erhielten im Regionalverband Saarbrücken: Schreiner Heinrich Bickelmann aus Saarbrücken, Schlosser Walter Woll aus Saarbrücken, Maurer Dieter Berger aus Saarbrücken, Kfz-Meister Heinz Besch aus Sulzbach, Karosseriebauer Egon Feldmann aus Sulzbach und Maler Aloys Schu aus Völklingen. Goldene Meisterbriefe erhielten im Regionalverband: Schreiner Hans Matthias Bier aus Saarbrücken, Elektroinstallateur Egon Wein aus Saarbrücken, Steinmetz- und Steinbildhauer Horst Mohr aus Saarbrücken, Mechaniker Manfred Hachenthal aus Saarbrücken, Schreiner Ernst Kiemle aus Saarbrücken, Maler Horst Gray aus Dudweiler, Maler Hermann Schmidt aus Saarbrücken, Orthopädieschuhmacher Klaus Kappel aus Saarbrücken, Maler Manfred Dörr aus Heusweiler, Feintäschner Georg Dörr aus Heusweiler, Friseurin Christa Müller aus Auersmacher, Schreiner Alfred Zimmer aus Quierschied, Gas- und Wasserinstallateur Kurt Rickmann aus Riegelsberg, Stuckateur Reinhold Peitscher aus Völklingen, Konditor Jürgen Apfelbaum aus Großrosseln und Gas- und Wasserinstallateur Werner Kronser aus Großrosseln. red

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