Seit fünf Generationen in Familienhand

Saarbrücken · Wenn ein Saarbrücker Familienunternehmen 150 Jahre alt wird, dann ist das etwas Besonderes. Denn nur wenige Firmen haben zwei Weltkriege überlebt und sich immer wieder aufgerafft. Alles begann bei der Familie Obenauer als kleines Materialgeschäft.

 Das Gründungsgebäude: Material- & Farbwarengeschäft St. George & Obenauer in der Brückenstraße in Saarbrücken. Foto: Obenauer

Das Gründungsgebäude: Material- & Farbwarengeschäft St. George & Obenauer in der Brückenstraße in Saarbrücken. Foto: Obenauer

Foto: Obenauer

Nur wenige Saarbrücker Unternehmen können auf eine über 100-jährige Firmengeschichte blicken. Seit 1864, heute schon in der 5. Generation, wird die Obenauer Firmengruppe in der Familie unabhängig von fremden Beteiligungen geführt, wie das Unternehmen betont. Also sogar seit 150 Jahren.

Am 25. Juni 1864 eröffnete Friedrich Obenauer mit Theodor von St. George ein "Material- und Farbwarengeschäft verbunden mit einer Colonial-, Tabak- und Cigarrenhandlung" in der Saarbrücker Brückenstraße. Heute, 150 Jahre später, ist der Großverbraucherdienst auf Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung spezialisiert. Die Mitarbeiter beliefern, Hotels, Systemgastronomie, Krankenhäuser und Seniorenheime.

Im Jahr 1870 verlegt Obenauer das Geschäft in die Schlossstraße. Ab dieser Zeit wird das Unternehmen zum Großhandel und wächst kontinuierlich. Deshalb zieht Obenauer im Jahr 1887 erneut in ein größeres Gebäude um. Der neue Sitz ist in der Hohenzollernstraße. Inzwischen beliefert man neben dem Saarland auch Elsass-Lothringen, die Nahegegend, den Hochwald, den Hunsrück und die Westpfalz. Aber nach dem 1. Weltkrieg durften die saarländischen Händler ihre Kunden außerhalb des Saargebiets nicht mehr beliefern.

1927 trat Erich Schmidt-Obenauer in die Firma ein. Er war bei Obenauer 30 Jahre tätig und hatte entscheidenden Anteil am Wiederaufbau des Unternehmens nach dem 2. Weltkrieg. Im Jahr 1940 war die Belieferung von Kunden außerhalb des Saargebiets wieder möglich. Obenauer belieferte sogar wieder viele Kunden aus der Zeit von vor 1914.

Am 3. August 1944 zerbombten die Alliierten dann aber das komplette Lager in der Hohenzollernstraße. Zunächst konnten die Obenauers ihr Lager in die leer stehenden Räume der Lebensmittelhandlung Kalkoffen & Witsche in Malstatt verlegen. Doch bei den schwersten Luftangriffen auf Saarbrücken am 5. Oktober 1944 blieben nur noch Staub und Asche zurück. Der Betrieb fand danach eine kurzzeitige Unterkunft in dem Kloster der Steyler Mission in Sankt Wendel. Nach Kriegsende und der Rückkehr aus Sankt Wendel begann der mühsame Neuanfang und Wiederaufbau.

Ab 1949 bezog die Firma ihr neues Gebäude in der Straße des 13. Januar. Dort befindet sich auch heute noch der Sitz der Obenauer-Gruppe. Als man 1954 eine Einfuhrlizenz für eine Kaffee-Röstanlage bekam, entwickelte sich der "Obenauer Kaffee" zu einem der wichtigsten Produkte des Unternehmens und machte 1961 etwa 28 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Im Jahr 1963 gründete die Traditionsfirma dann die "VLG Saar Vereinigte Lebensmittelgroßhandlung Saar GmbH". VLG steht dabei für "Vielfalt, Leistung und Genuss". Ab 1980 begann die Spezialisierung auf die Belieferung von Großverbrauchern.

1992 übernahm Thomas Hempel , der Sohn von Werner und Ursula Hempel, geborene Schmidt-Obenauer, die Federführung in der Geschäftsleitung. Noch heute ist der Name der Gründerfamilie in der Muttergesellschaft Obenauer GmbH manifestiert, die als Dachgesellschaft der Lebensmittelgroßhandelsgruppe VLG Großverbraucherdienst Südwest GmbH und der Blechwarenfabrik Limburg GmbH weiterbesteht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort