Mit einem Klick 35 Jahre alt

Saarbrücken · Wie sehe ich aus, wenn ich 20 Kilogramm mehr wiege, 10 Kilogramm abnehme, 35 Jahre älter bin oder mein eigener Bruder wäre? Für die SZ machte sich Mitarbeiterin Nicole Burkhardt auf den Weg in die Ausstellung „Digital – Der Fingerzeig nach vorn“ im Hauberrisser Saal im Rathaus Saarbrücken.

 So macht der Computer unsere Mitarbeiterin zum Mann. Foto: Carolyn Guthoff

So macht der Computer unsere Mitarbeiterin zum Mann. Foto: Carolyn Guthoff

Foto: Carolyn Guthoff

Beim Betreten der Ausstellung fallen erst einmal die vielen Bildschirme ins Auge. Ein bisschen nervös bin ich schon. Wer will schon wissen, wie er in 35 Jahren aussieht? Lieber möchte ich mir den 3D-Drucker in der Ecke ansehen oder das Schreiben auf einem Klavier ausprobieren. Aber für die Zeitung bin ich auf einer Mission.

Im Rathaus angekommen macht erst einmal Informatik-Studentin Carolyn Guthoff ein Foto von mir. Sie passt mein Gesicht dann in eine 3D-Maske ein, indem sie markante Punkte in meinem Gesicht markiert, wie Mundwinkel und Augen. So entsteht aus einem einfachen Foto ein 3D-Modell am Computer. Zur Berechnung des Modells verwendet sie ein Computerprogramm, das mit Hilfe einer Datenbank aus vielen Gesichtern mein Gesicht automatisch in 3D modellieren kann. Entwickelt wurde diese Technologie von Volker Blanz, früher Mitarbeiter des Saarbrücker Max-Planck-Instituts für Informatik, heute Professor an der Universität Siegen .

Jetzt kann ich mir aussuchen, welche Faktoren ich verändern will. Willst du lieber alt oder dick werden? Tolle Alternativen stehen mir da zur Auswahl. Aber woher weiß der Computer eigentlich, wie ich in 35 Jahren aussehe? Das kann mir Kristina Scherbaum beantworten. Scherbaum hat die Gesichtsdatenbank während ihrer Informatik-Abschlussarbeit zu einer Alterungssoftware erweitert. Dazu scannte sie mehr als 300 Gesichter von Schulkindern in verschiedenen Altersstufen ein. Mit Hilfe dieser Daten konnte der Computer lernen, wie sich die Alterung im Gesicht zeigt.

Mein Aussehen mit 35 Jahren ist nicht sehr beeindruckend. In der Datenbank wurden nur Gesichter von drei Monaten bis 35 Jahren beobachtet, so kann das Programm die Gesichter höchstens bis zum Alter von 35 Jahren altern lassen. Für Kinder ist es aber sicherlich spannend, einen kleinen Blick in die Zukunft zu werfen, da man dort mehr Veränderung sieht. Solche Programme nutzt man zum Beispiel, um Fahndungsfotos von Kindern zu erstellen, die mittlerweile älter geworden sind.

An der Ausstellung sind das Max-Planck-Institut, das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz und das Kompetenzzentrum Informatik der Universität beteiligt. Der Besucher kann die Bedeutung der Informatik spielerisch kennenlernen. Zum Beispiel indem er Steine besonders platzsparend in eine Kiste stapeln, den kürzesten Weg bei einer Städtetour finden soll oder mit der VR-Brille Oculus Rift virtuell auf der frisch sanierten Eisenbahnstraße entlangläuft.

Die Ausstellung wird noch bis Samstag gezeigt. Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Freitag, 9 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr.

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