Schmuggel von Tabak und Pillen nimmt zu

Saarbrücken · Schwarzarbeit wird immer mehr von mafiaähnlichen Banden organisiert. So lautet ein Fazit der Saarbrücker Zöllner zum Jahr 2016.

Mehr als eine Milliarde Euro Einnahmen, fast eine Million Postpakete abgefertigt, knapp 10,5 Kilogramm Drogen und 57 Waffen sichergestellt. Das ist ein Teil der Bilanz des Hauptzollamtes Saarbrücken aus dem vergangenen Jahr. Während die Zahl der entdeckten Schmuggel-Zigaretten nahezu gleich geblieben ist (154 483 Stück in 2015 zu 153 872 in 2016) ist beim losen Tabak ein deutlicher Anstieg festzustellen. 2016 zogen die Beamten rund 323 Kilogramm illegal eingeführten Tabaks aus dem Verkehr. Das sei drei Mal mehr als 2015 und fünf Mal mehr als noch 2014.

Gleich im Januar fanden sie 200 Kilogramm Tabak auf einen Schlag, 15 000 Euro Steuerschulden und 2000 Euro Strafe kamen so auf den Fahrer zu, dem bei einer geglückten Tour gerade einmal 400 Euro Lohn erwarteten. Noch gravierender: der Fall zweier Brüder, die mit dem Auto aus Luxemburg einreisten. Mit im Gepäck: sieben Kilogramm Marihuana. Die mobilen Zollstreifen kontrollierten in ihrem Bezirk, zu dem auch Teile des südlichen Rheinland-Pfalz' gehören, mehr als 7000 Personen und 5700 Fahrzeuge. Auch bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung verzeichnet der Zoll in der Region ein dickes Plus, hier allerdings hauptsächlich in der Summe der Freiheitsstrafen. 64 Jahre kamen hier bei 3493 abgeschlossenen Strafverfahren in 2016 vor Gericht zusammen, während in 2015 noch 35,1 Jahre bei 3231 abgeschlossenen Verfahren anstanden.

"Es ist nicht mehr die Putzfrau, die illegal beschäftigt wird, oder der Friseur, der nach Feierabend Haare schneidet. Wir beobachten bei der Schwarzarbeit immer mehr das Auftreten der organisierten Wirtschaftskriminalität", erklärte der Sachgebietsleiter Matthias Druy. Oftmals auch "in der Vermengung mit anderen Straftaten wie Drogenhandel oder Zwangsprostitution". Gerade hier sei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Kollegen in Frankreich wichtig.

Sorge bereitet den Beamten auch die steigende Zahl an Schmuggel von Arzneimitteln. Viele Bürger würden ahnungslos im Internet Medikamente bestellen, die in Deutschland nicht zugelassen sind, oder sogar gefälscht wurden. "Die Menschen bestellen ohne böse Absicht. Zum Schutz der Bürger schauen wir genau hin. Oftmals sind die Wirkungsweisen der Medikamente nicht bekannt, unerwünschte Nebenwirkungen können die Folge sein", sagte Gerald Braun, Vizechef des Saarbrücker Hauptzollamts. "Die stetig steigende Anzahl der Zuwiderhandlungen im Arzneimittelsektor ist besonders auffällig", sagte auch Zollamtsleiter Hans Barth.

In fast 2000 Fällen wurden Tabletten, Spritzen, Flaschen und Döschen aus dem Verkehr gezogen, eine Steigerung von rund 35 Prozent zu 2015, zu 2014 sogar eine Verdoppelung.

Bei den Medikamenten lauere zudem eine weitere Gefahr, denn sie können Auszüge geschützter Pflanzenarten enthalten. Beim Thema Artenschutz haben die Zöllner natürlich auch die Tierwelt im Blick. Ob Handel oder Mitbringsel aus dem Urlaub, auch hier ist ein Anstieg festzustellen. 129 Mal wurden die Beamten fündig, ein Zuwachs von knapp 45 Prozent zu 2015.

Positive Entwicklungen verzeichnete dagegen die Zollabfertigung für auszuführende Waren. Deren Zahl ist um etwas mehr als 1,6 Millionen auf knapp 10,1 Millionen gestiegen. Dies sei ein Zeichen für die Exportstärke der Region, eine weiter steigende Tendenz sei abzusehen, erklärte Braun. Und als nun selbstständiges Ausbildungshauptzollamt konnten 64 Azubis im mittleren und gehobenen Dienst eingestellt werden. Früher sei die Ausbildung überregional organisiert worden, sagte Barth. Diesen Sommer sollen bereits weitere 38 neue Kollegen folgen, eine Werbekampagne für junge Menschen laufe seit April.

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